Kapitel 3

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Die ersten Tage verbrachte ich hauptsächlich mich an mein neues Leben ein zu gewöhnen. Zwar war ich die täglichen Trainingseinheiten aus meiner Ausbildung gewöhnt, aber die Art und Weise wie der Hauptgefreite uns trainierte unterschied sich doch sehr stark von dem Training unseres Ausbilders. Levi war gnadenlos streng und verzeihte keinen einzigen Fehler. Wenn ich mal keine Trainingseinheit hatte, verbrachte ich meine Freizeit meist damit irgendetwas zu putzen. Armin hatte an meinen ersten Tag Recht gehabt. Der Hauptgefreite hatte einen ganz schönen Sauberkeitszwang. Abends aß ich zusammen mit den anderen aus meinen Team immer in der Kantine. Sie alle, bis auf Mikasa, verhielten sich gegenüber mir freundlich und während des Abendessen hatte ich mit ihnen unbeschwerte Gespräche. Dennoch spürte ich, dass sie alle noch distanziert waren und wir uns nur über oberflächliche Dinge unterhielten. Nie wurde es zu persönlich oder fragte etwas persönliches. Mir persönlich war das ganzes sehr recht, denn je weniger sie fragten, desto weniger musste ich aufpassen was ich sagte.

So konnte ich auch in Ruhe die Gruppe beobachten ohne zu viel von mir preiszugeben. Ich bekam Jeans verstohlene Blicke zu Mikasa mit, die häufigen Auseinandersetzungen zwischen Eren und Jean, Mikasas Fürsorge gegenüber Eren und auch Sashas Gefräßigkeit lernte ich kennen. Diese Personen unterschieden sich schon sehr von den Menschen, die ich vor ihnen kennengelernt habe. Zwar waren sie alle distanziert, aber irgendwie hatten sie mich dennoch mit offenen Armen empfangen. Vielleicht war auch das der Grund, warum ich mich so schnell hier wohlfühlte. Nur meine Putztage lernte ich zu hassen. Erwin bekam ich in dieser Zeit immer nur flüchtig zu Gesicht. Meistens sah ich ihn Abends, wie er mit den Abteilungsführerin Hanji und dem Hauptgefreiten an einen Tisch saß und aß. Zwar hätte ich in meiner Freizeit sein Büro aufsuchen können, aber ehrlich gesagt hatte ich bis jetzt keine große Lust verspürt mit ihm zu reden. Ich war mir ziemlich sicher, dass Levi ihn Bericht erstattete und wahrscheinlich würde er mir eh wieder nur vorhalten, dass er meine Entscheidung nicht für gut empfand.

Als Jean erfuhr, dass wie die gleichen Putztage hatte, war er ziemlich erleichtert gewesen. Zuerst hatte ich darüber nur den Kopf geschüttelt und mich gefragt, was an Putzen so schlimm sei. Bis zum ersten Putztag konnte ich Jean nicht wirklich verstehen. Der Korridor, auf denen unsere Zimmer lagen war groß und Levi war ziemlich penibel, was Sauberkeit anging. Bevor ich ins Team kam, musste Jean den Korridor immer allein sauber machen und das war eine ganz schöne Herausforderung, denn an diesen Tagen hatten wir trotzdem unsere Trainingseinheiten und zu zweit verbrachten wir schon den ganzen Tag damit den Korridor auf Hochglanz zu bringen. Nach meinen ersten Putztag hatte ich ihn gefragt, wie er das alles alleine geschafft hatte. Daraufhin meinte nur Jean, dass es immer ziemlich lange Tage für ihn gewesen waren.

Gerade schrubbten Jean und ich den Boden des Korridors. Es war Donnerstag und die morgendliche Trainingseinheit hatten wir schon hinter uns gebracht.

„So langsam glaube ich, dieser Typ hat doch eine Zwangstörung." , knurrte ich genervt zu Jean, als den Eimer voller frisches Wasser hinstellte. „Jeden Tag wird dieser Boden geschrubbt. Als wäre er seit Jahren nicht mehr gereinigt wurden. Wenn du mich fragst ist das doch völlig übertrieben."

Jean hielt kurz in seiner Arbeit inne und sah zu mir hoch. Er kniete auf den Boden und hatte gerade eine der Ecken des Korridors geschrubbt. Kurz nickte er bevor er sich wieder seiner Arbeit zu wandte.

„Du solltest lieber aufpassen, was du sagst. Immerhin ist auf diesen Gang auch Levis Korridor." , antworte mir und machte eine kurze Handbewegung auf die große Doppeltür am anderen Ende des Korridors.

Mein Blick folgte kurz seiner Handbewegung und musterte kurz die große Tür und stöhnte kurz bei dem Gedanken an die Arbeit die uns noch bevor stand auf. Frustriert hockte ich mich wieder hin und begann ebenfalls den Boden zu schrubben. Dabei verfielen wir beide in einvernehmliches Schweigen, so wie die meiste Zeit während dieser Arbeit. Jean hatte ziemlich schnell bemerkt, dass ich diese Arbeit hasste und ließ mich die größte Zeit über in Ruhe. Nur manchmal unterbrach einer von uns die Stille, um irgendeine Bemerkung über Levis Sauberkeitsdrang zu machen. Woraufhin der andere erwiderte, dass Levi jeden Moment uns hören könnte. Es war zu einer Art Ritual geworden, was uns die Arbeit etwas spaßiger machte und meine Stimmung etwas besserte.

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