Kapitel 11

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Vereinzelte Sonnenstrahlen kitzelten auf meiner Nase. Automatisch kniff ich die Augen zusammen, stieß ein Brummen aus und zog die Decke halb über meinen Kopf. Manchmal war die Sonne einfach nur nervtötend. Sie war heute mal wieder viel zu hell und riss mich wie so oft aus meinem Schlaf. Ein leises Schnauben ertönte, kurz danach hörte ich das leise Geräusch, wenn man eine Tür schloss. Wer war denn schon so früh in mein Zimmer? Sofort spannten sich meine Muskeln an und ich war hellwach. Meinen Instinkten nahmen in diesem Moment die Führung. Misstrauisch öffnete ich die Augen und hob langsam den Kopf an. Wenn es jemand war, der mich töten wollte, so würde ich es ihm ganz sicher nicht einfach machen. Mein Nacken schmerzte, genauso wie mein Rücken. Dafür war jedoch das Pochen meines Kopfes nicht mehr so stark, wie gestern. Ein paar Sekunden lang musste ich gegen das blendende Sonnenlicht blinzeln, bevor ich meine Umgebung richtig wahrnehmen konnte. Der Raum, in dem ich mich befand, war viel größer als mein Zimmer. An der Wand standen etliche Bücherregale, in denen die Bücher fein säuberlich angeordnet waren. Das war nicht mein Zimmer. Verwundert darüber, wo ich hier war, ließ ich meinen Blick aufmerksam schweifen. Anders als in meinem Zimmer, lagen nicht irgendwelche Klamotten herum und auch schien es so, als würde jeder Gegenstand penibel auf einen bestimmten Platz stehen.

Verschlafen rieb ich mich über die Augen, wodurch die Decke von meinen Schultern glitt und zu Boden fiel. Als ich die Augen wieder öffnete, war ich noch immer in diesem Raum und hatte erstmal nicht so wirklich eine Ahnung wo ich war. Ich war noch zu verschlafen, um das Zimmer zu erkennen. Schließlich war die letzte Nacht nicht wirklich erholsam gewesen. Erst war ich die ganze Zeit aufgewacht und musste zu den Toiletten rennen, damit ich mir die Seele aus dem Leib kotzen konnte und dann hatte mich Levi noch in sein Büro gerufen. Dieser verdammte Hauptgefreite wusste auch, wie man einen das Leben schwer machen kann.

Levis Büro! Das hier war sein gottverdammtes Büro. Verdammt, ich musste wohl auf den Sessel eingeschlafen sein, denn ich konnte mich nicht erinnern. Noch einmal ließ ich mein Blick durch den Raum streifen. Diesmal viel wacher als vorhin. Tatsächlich erkannte ich nun das Büro des Hauptgefreiten. Es war so sauber und ordentlich, wie es nur der Giftzwerg hinbekam. Auch erkannte ich den Sesselwieder, indem Levi gestern Nacht saß und sich mit mir unterhalten hatten. Ich selbst saß immer noch in meinen Sessel. Levi entdeckte ich nicht im Büro. Erleichtert darüber, dass ich wenigstens mich unbemerkt aus dem Büro schleichen könnte, atmete ich erleichtert aus. Das letzte was ich gewollt hatte, war hier einzuschlafen oder direkt beim Aufwachen ihn zu sehen. Anscheinend hatten der Tee und die Anstrengungen der letzten Tage mich wohl überwältigt und haben mich einschlafen lassen.

Als mein Blick auf den kleinen Tisch vor dem Sessel fiel, entdeckte ich ein kleines Tablett. Auf dem ein Stück Brot und eine Tasse stand. Kurz rümpfte ich die Nase, in der Vermutung, dass es wieder Tee war. Schließlich schien der Hauptgefreite Tee zu mögen. Schon öfters hatte ich ihn mit einer Tasse Tee gesehen. Doch kurz danach erkannte ich den schokoladigen Geruch, bei dem mir immer wieder das Wasser im Mund zusammenlief. Schnell wurde aus dem Naserümpfen ein breites Lächeln. Fast schon gierig griff ich nach der Tasse und warf nochmal einen prüfenden Blick hinein. Tatsächlich war es eine heiße Schokolade und die Tasse war sogar noch heiß. Das war der reinste Jackpot. Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht nahm ich einen großen Schluck. Sofort entfaltete sich der schokoladige Geschmack auf meiner Zunge und eine angenehme Wärme breitete sich in meinen Magen aus. Wenn mich jemand fragen würde, wie sich Glück schmeckte, dann wäre meine Antwort eine heiße Schokolade. Ja so musste sich Glück anfühlen.

Als ich die Tasse wieder auf den Tisch stellte, fiel mir der kleine Zettel auf, der neben dem Tablett lag. Die Handschrift war geschwungen und ordentlich. Verwundert über den Zettel nahm ich diesen in die Hand und setzte mich wieder hin. Aufmerksam betrachtete ich den Zettel und legte den Kopf schief. Lesen hatte ich nie gelernt und auch in der Grundausbildung, wurde uns so etwas nicht beigebracht. Wozu zu denn auch? Als Soldat bekam man Befehle, die man ausführen musste. Nur die in höheren Positionen mussten sich mit Papierkram abgeben und ich war nicht hier um die Karriereleiter hinaufzuklettern. Aber anscheinend wusste Levi nicht, dass ich nicht lesen konnte und ich hatte auch nicht das Bedürfnis ihm das zu erzählen. Zwar hatte ich keine Ahnung, was auf diesen Zettel stand, aber es waren sicher nicht die nettesten Worte.

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