Als ich das erste Mal jemanden getötet hatte, war etwas in mir zerbrochen, was ich nie wieder zusammenfügen konnte. Bei meinem ersten Mord hatte ich einen Teil meiner Seele unwiderruflich verloren. Damals war es schon schlimm genug mit dieser plötzlichen Leere in einem umzugehen, aber jetzt nachdem ich meinen Kindheitsfreund getötet hatte, war wieder etwas in mir zerbrochen und die jetzige Leere war viel schlimmer, als die bei meinem ersten Mord. Sie war viel endgültiger und drang bis zu meinem Herz vor, was in tausend Teile zerbrochen war. In diesem Moment hatte ich keine Ahnung wie ich meinen Freunden unter die Augen treten konnte, wenn ich doch einen meiner Freunde gnadenlos getötet hatte.
Nur am Rande bekam ich mit, wie ich wieder Boden unter den Füßen hatte. Stimme riefen sich einander etwas zu und der Griff um meine Taille wurde etwas gelockert. Noch immer tobte das Gewitter über unseren Köpfen hinweg. Blut tropfte aus meiner Hand in der ich den Dolch hielt. Ich hatte die Klinge fest im griff und lockerte meinen Griff nicht. „Verdammt wo zum Teufel ist Hanji!", schrie Levi. Irgendjemand antwortete ihm, aber die genaue Antwort bekam ich nicht. Stattdessen starrte ich auf meine Hand, die den Dolch umklammert hielt. Blut floss über meinen Handballen den Unterarm hinab und tropfte schließlich zu Boden. Eine Hand legte sich zwischen meinen Schulterblättern und dirigierte mich mit einer gewissen Bestimmtheit zu einer Kutsche. Ich selbst hatte keine Ahnung, wie ich eingestiegen war, aber ich befand mich auf einmal im Inneren der Kutsche. „lass den Dolch los.", forderte man mich auf. Noch immer starrte ich den Dolch an, in dessen Griff der Mond eingeritzt war. Damals war ich zehn Jahre alt gewesen, als ich den Mond in den Griff geritzt hatte. Von da an, war er Az Zeichen gewesen. Ein Halbmond. Ein Schluchzer entkam meine Kehle und ließ meinen Körper beben. Meine Hand fing an zu zittern. Ein brennender Schmerz breitete sich in meiner Wange aus. Ich hörte das Klatschen von Haut auf Haut. „Olivia lass den Dolch los!", knurrte Levi. Langsam hob ich den Kopf und wandte meinen Blick von meiner Hand ab und sah stattdessen in Levis sturmgraue Augen. Seine Augen fixierten mich mit einer Strenge an mit der er mich auch ganz am Anfang bedacht hatte. „Jetzt lass diesen gottverdammten Dolch los, du nutzloses Balg.", knurrte er wütenden. Endlich gehorchte meine Hand Levis Befehl und langsam lösten sich ein Finger nach dem anderen vom Dolch. Sobald er nur noch in meiner Hand hielt, ergriff Levi hin. Was er damit tat, konnte ich nicht erkennen, denn Hanji schob sich zwischen mir und Levi. Als erstes hatte ich ihren braunen Haarschopf gesehen und dann ihre Augen, die anders als sonst ernst hinabblickten. Mit vorsichtigen Handgriffen, versorgte sie zuerst meine Wunde an der Handfläche und dann die anderen Wunden, während die Kutsche ruckelnd weiterfuhr. Ich bekam von allem nur wenig mit. Stattdessen starrte ich abwesend vor mich hin und musste immer wieder an Azriel denken, der nun dort unten tot lag und ich wusste, dass niemand nach ihm suchen würde. Für den Untergrund waren plötzliche Verschwinden etwas ganz Alltägliches und niemand scherte sich darum, was aus den Verschwundenen geworden ist. Er war doch meine Hand gestorben und diese Tatsache lähmte meinen ganzen Körper. Irgendwann war Hanji mit der Versorgung der Wunden fertig und verschwand aus meinem Gesichtsfeld. Eine Decke wurde über mich gelegt und eine wohlige wärme breitete sich in meinen Körper aus. Das war das letzte was ich noch mitbekam, bevor meine Augen zu fielen und ich in einen traumlosen Schlaf fiel.
Als ich wieder aufwachte, befand ich mich nicht mehr in der Kutsche, sondern blickte an eine hohe Decke. Langsam stützte ich mich auf die Unterarme. Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Körper, sodass ich zischend die Luft ausstieg. „Bleib liegen Liv. Alles ist gut.", erregte eine Stimme meine Aufmerksamkeit. Nur langsam, aus Angst, dass der Schmerz nochmal kam, drehte ich meinen Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam und blickte in Erens smaragdgrüne Augen. Er saß auf einen Stuhl neben meinem Bett und schien erleichtert zu sein, dass ich endlich aufgewacht bin. „Hanji meinte, dass du eine gebrochene Rippe hast, wenn nicht sogar zwei. Du solltest dich schonen", fuhr der Junge fort. „Ach was. Mir geht es gut.", erwiderte ich und machte Anstalten mich aufrecht hinzusetzen, aber wieder durchfuhr mich ein Schmerz, als würden tausende Wespen auf meine rechte Körperhälfte einstechen. Schmerzverzerrt verzog ich das Gesicht und ließ mich wieder auf das Bett fallen. „Willst du was trinken?" Eren bekam nur ein Kopfschütteln als Antwort. Ich wollte nicht antworten, sondern einfach nur wieder die Augen schließen und weiterschlafen. „Erwin und Levi werden sicherlich froh sein zu hören, dass du wieder auf bist. Du warst zwei Tage lang bewusstlos, seitdem ihr wieder zurückgekehrt seid", erklärte mir Eren, „Jean und Armin haben uns erzählt, was passiert ist und ehrlich gesagt tut es mir echt leid für dich, aber du hast das richtige getan. Er hätte sonst alle anderen verletzt und du hast Jean das Leben gerettet." Erschöpft schloss ich die Augen und ließ seine Worte sacken, während die letzten Tage nochmal im Schnellflug vor meinem inneren Auge abliefen. Ich war wieder in den Untergrund zurückgekehrt, hatte Jean aus Cyrians Fängen befreit und letztendlich gegen Azriel gekämpft und ihn dann getötet. Als ich Eren nicht antwortete, hörte ich kurz danach wie der Stuhl zurückgeschoben wurde. „Ich gehe dann man den Hauptgefreiten und den Kommandanten holen.", hörte ich Eren sagen. Seine Schritte die sich langsam, aber stetig entfernten, hallten durch den ganzen Raum. Sobald wieder Stille eingekehrt war, atmete ich erleichtert aus und versuchte wieder einzuschlafen, aber meine Kehle fühlte sich staubtrocken an.
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Dark Soldiers
FanfictionMan sagt, dass du die Soldaten den Aufklärungstrupp beitreten, die bereit sind ihr Leben für die Menschheit zu opfern. Macht mich der Eintritt in den Aufklärungstrupp zu einem guten Menschen? Oder stimmt es, was die Bewohner innerhalb der Mauer sage...