Kapitel 4

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Noch am selben Abend kündigte Erwin die nächste Expedition an. Offiziell sollte sie dazu dienen den Weg zu Mauer Maria ein Stück weit zu sichern. Inoffiziell wurde die Expedition wahrscheinlich angesetzt, damit Erwin seine Wette gewann. Jedenfalls vermutete ich das. Zutrauen würde ich ihm es. Er war nun mal ein Glückspieler.

Somit dienten die nächsten Tage dazu uns auf die Expedition vorzubereiten. In dieser Zeit erfuhr ich auch, dass aus Levis Mund nicht nur Befehle oder Beleidigungen kommen konnten. Jedoch änderte das nichts an der Härte seines Trainings. Im Gegenteil! Dieser Giftzwerg schien alles daran zu setzen, dass Training so schwer wie möglich zu machen. Wir alle nahmen es schweigend hin und ich für meinen Teil sehnte den Tag nach der Expedition heran. In der Hoffnung, dass dann das Training wieder leichter wurde. Außerdem würde ich dann auch etwas reicher sein, denn ich hatte nicht vor, dass Erwin die Wette verlor. Die Tage vergingen wie im Flug. Die meiste Zeit beschäftigte mich das Training mit dem Giftzwerg, sodass es gar nicht lange dauerte, bis der Tag der Expedition in greifbarer Nähe rückte. Morgen war es soweit. Der Aufklärungstrupp würde die sicheren Mauern verlassen und zur Expedition aufbrechen.

Den ganzen Tag schon war die Stimmung ziemlich bedrückt. Man merkte, wie sich jeder Soldat innerlich auf den bevorstehenden Tag vorbereitete, mit dem Wissen, dass nicht jeder von uns zurückkehren würde. Die bedrückende Stimmung machte mich ziemlich unruhig, was dazu führte, dass meine Gedanken immer wieder abschweiften. Da es mein erster Ausflug hinter der Mauer sein würde,hatte ich nicht den leisesten Schimmer, wie es sich anfühlen würde einen Titanen da draußen zu begegnen. Mir war bewusst, dass viele morgen dort draußen Sterben würden, aber der Gedanken beunruhigte mich nicht. Hauptsache ich blieb am Leben. Das war das wichtigste.

Unser Trainingspensum für heute hatten wir schon geschafft und das Mittagessen hatten wir alle in einem einvernehmlichen Schweigen eingenommen. Am Nachmittag stand nochmal eine Besprechung mit Levi an, der mit uns nochmal unsere Stellung in der Formation durchgehen und letzte Anweisungen geben wollte.

Nach dem Essen hatte ich mich in mein Zimmer zurückgezogen und lag die meiste Zeit auf dem Bett und starrte die Decke an. Wenn ich ehrlich war, zog sich mein Magen bei dem Gedanken an den morigen Tag zusammen. Während die anderen schon öfters in der Außenwelt zusammengearbeitet haben und sicherlich wussten, wer wann reagierte, war ich diejenige, die noch nie hinter den Mauern war und auch noch nicht mit dem Team gekämpft hatte. Morgen würde ich in der Einheit der Fremdkörper sein. Diejenige, die sich in ein bestehendes Team einfügen musste und zwar ab der ersten Sekunde an. Wenn ich einen Fehler machte, so würde ich wahrscheinlich dort draußen mein Leben verlieren. Mir war bewusst, dass das Team die Chancen auf das Überleben erhöhen würde. Im Notfall konnten sie mir den Rücken freihalten, damit ich überleben konnte.

Jedoch hatte ich in den Trainingsstunden und auch in meiner Freizeit bemerkt, dass die anderen mich nicht als ein vollwertiges Teammitglied sahen. Sie schienen mich aufgenommen zu haben und auch Mikasa, die am Anfang unfreundlich war, schien sich an meine Anwesenheit zu gewöhnen. Aber dennoch war ich mir nicht sicher, ob ich darauf vertrauen konnte, dass sie mir im Notfall halfen. Ein Knoten bildete sich in meinen Magen. Das Morgen war meine Bewährungsprobe, wenn ich sie bestand, dann konnte ich mir sicher sein, dass sie mir in den nächsten Missionen mir den Rücken freihielten. Das würde bedeuten, dass mein Chance zu Überleben erheblich ansteigen würden. Das durfte ich auf keinen Fall vermasseln, sonst würde ich in absehbarer Zeit sterben.

Ein Klopfen an meiner Tür riss mich aus meinen Gedanken. Langsam hob ich den Kopf und setzte mich aufrecht hin.

„Olivia. Wir müssen ins Levis Büro. Die Besprechung beginnt gleich", hörte ich Armins Stimme hinter der Tür.

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