Kapitel 12

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Den Rest der Woche, verbrachte ich in meinem Bett. Auf Levis Anweisungen hin. Während dieser Zeit wäre ich vor Langerweile gestorben, wäre nicht ab und an Hanji in mein Zimmer gestürmt. Diese Forscherin, die anscheinend Titanen über alles liebte, schien Levis Entscheidung zu unterstützen, denn immer, wenn sie kam, beteuerte sie wie schwer doch meine Verletzung wäre. Am liebsten hätte ich ihr den Hals aufgeschlitzt, aber da sie die einzige war, die mir tagsüber Gesellschaft leistete, ließ ich es dann doch lieber sein. Meine Kameraden sah ich in dieser Woche nur, wenn sie mein Essen brachten. Meistens tauschten wir nur ein paar knappe Worte, denn der Giftzwerg hatte wohl das Trainingspensum nochmal erhöht.

Das einzige gute an dieser Woche war, dass ich auch von meinen Putzdienst befreit war. Leider zum Leidwesen von Jean, der nun wieder die Arbeit allein erledigen musste. Unser Giftzwerg kannte da keine Gnade. An diesen Tagen hatte ich meine Zimmertür aufgelassen, um mein Kamerad wenigstens moralischen Beistand zu leisten. Es war auch die einzige Zeit, in der ich jemanden aus meinem Team sah, wenn sie mir nicht gerade das Essen brachten. Es tat irgendwie gut etwas Abwechslung zu haben. Zwar redeten wir nicht, aber ich schätzte Jean Gesellschaft und ich hoffte, dass Jean auch meine schätzte.

Am Samstagmorgen gab mir Levi endlich wieder die Erlaubnis zu trainieren. Am liebsten wäre ich sofort rausgerannt und hätte angefangen. Über die Woche hatte sich viel zu viel Energie in mir angestaut, die unbedingt rausgelassen werden wollte. Deshalb begab ich mich auch noch dem Frühstück sofort zum Trainingsplatz. Wie ich es erwartete hatte, war der Trainingsplatz leer. Schließlich hatten wir am Wochenende frei und kein normal denkender Mensch, würde dann noch trainieren. Nur in ganz besonderen Fällen oder kurz vor einer Expedition mussten wir auch samstags trainieren. Ich hatte jedoch mich die ganze Woche ausruhen müssen, weshalb ich auch nicht noch einen weiteren Tag stillsitzen konnte. Ich musste wenigstens etwas körperlich betätigen. Ansonsten würde ich es nicht bis Montag aushalten.

Wahrscheinlich war ich an diesem Samstag der einzige Soldat, der den Trainingsplatz betrat und begann meine Muskeln zu dehnen. Auch wenn ich es kaum erwarten konnte ein paar Runden zu laufen, so zwang ich mich dazu erstmal meine Muskeln darauf vorzubereiten. Das letzte was ich jetzt, wollte war eine Zerrung. Gerade als ich meine Dehnübungen beendet hatte, kam ein Blondschopf in mein Blickfeld, der sich zum Trainingsplatz bewegte. Kurz verdrehte ich meine Augen, bevor ich mich aufrichtete. Noch bevor ich richtig erkennen konnte, wer da auf mich zukam, bereitete ich mich schon innerlich auf das Schlimmste vor. Doch ich hatte Glück und es war einfach nur Armin. Das war auch jeden Fall besser als Erwin. Gerade Letztere hätte mich bestimmt vom Training abgehalten.

"Oh hey Olivia. Darfst du wieder trainieren?", begrüßte mich Armin, als dieser den Trainingsplatz betrat.

Zur Antwort nickte ich kurz und beobachtete den Jungen, wie er anfing sich zu dehnen. Anscheinend wollte er auch trainieren.

Gerade als ich mich in Bewegung setzen wollte, um ein paar Runden zu laufen, fing er wieder an zu reden.

"Wollen wir nicht zusammen trainieren?"

Noch immer dehnte er sich und hob nur kurz den Kopf, um mir einen kurzen Blick zu werfen.

"Ich meine zu zweit ist es irgendwie einfacher.", fügte er hinzu.

Einen Augenblick lang schwieg ich und beobachtete Armin bei seinen Dehnübungen. Er war definitiv nicht der stärkste in der Einheit, aber dafür der Klügste. Er war derjenige, der fast alles wusste und auch fand er immer für die Probleme eine Lösung. Irgendwie überraschte es mich, dass er hier war und nicht in einer Bibliothek.

"Ja, natürlich", antworte ich schließlich und nickte bestätigend.

Armin lächelte kurz dankbar, bevor er mit seinen Dehnübungen fortfuhr.

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