zehn.

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Vier Wochen. Seit vier verdammte Wochen habe ich Carson nicht mehr gesehen. Die ersten Wochen habe ich bitterlich geweint, dass Mobbing in der schule ist mittlerweile unerträglich. ich sei eine Prostituierte, ich stehe auf 40 jährige Männer, dadurch kann ich mir mein Koks leisten, dass sei ja der Grund gewesen dass mir letztens die nase geblutet hat. Jeden Tag werde ich angefeindet, denn sie wissen, er ist nicht mehr da. Carson, der sanfte Riese, hat mich im Stich gelassen. Aber besser ist es so. Denn sonst hätte ich mich eher rein gesteigert und es hätte mir eher das herz gebrochen. Eigentlich hat mir Victoria nur einen Gefallen getan. Tatsächlich fühlt es sich trotzdem an wie ein gebrochenes Herz. Jeden Tag vermisse ich ihn, auch wenn ich ihn nur paar Mal gesehen habe. Er war eine kurze Auszeit von meinem schlimmen leben. Einmal konnte ich die Augen schließen und durch atmen.

Seit zwei Tagen habe ich eine schlimmere Mitteilung bekommen. Ich wurde adoptiert. Ich wusste gar nicht, dass das noch möglich sei, als ich hier her kam vor 10 Jahren, durfte man nur einen Anspruch auf Pflege beantragen, keine Adoption. Aber anscheinend haben sich die Gesetze geändert, das ganze war sehr wirr als es mir ms Smith erklärt hat. Es hat sich eher angehört als hätte sie selbst keine Ahnung, aber ich wollte nicht nachfragen. Ich weiss nur, dass es ein alleinstehender Mann in seinen fünfzigern ist, der sich nach einer Familie sehnt. Vielleicht war er auch nur sehr überzeugend und ms Smith hat mich gerne abgegeben.

Verzweifelt habe ich die letzten zwei Tage nach einem Koffer oder Tasche gesucht, ich habe keine Aufbewahrung für meine Klamotten und meinen Rucksack muss ich Victoria wieder zurück nehmen. Nur sie weiss von meiner Adoption und seit dem redet sie nicht mehr. Sie will nur den Rucksack der damals unserem Vater gehört hat zurück haben.

Also habe ich herum gefragt und tatsächlich gibt mir jemand eine Plastiktasche. Wenn ich meinen roten Pullover dafür tausche. Also muss ich meinen liebsten Pullover wiederwillig abgeben, auch wenn es mir wehtut.

Grade packe ich meine restlichen Klamotten ein, ein Bild von mir und meinem Eltern und eine Kette die meiner Mutter gehört hat. Keiner weiss von ihr, denn ich wusste schon immer, dass sie was kostbares ist. Sie ist mein schönstes Andenken. Sie ist aus purem gold und ein sehr, sehr kleiner Diamant hängt an ihr. Aber mir ist es egal wie gross dieser ist. Diese Kette ist von meiner verstorbenen Mutter, sie ist unbezahlbar.

"Giselle!"

Ich zucke zusammen, nehme die Tragetüte und verlasse das Zimmer. Ein letztes Mal schaue ich zurück ins Zimmer, alle Mädels drehen sich beschämt weg und vermeiden augenkontakt. Leise seufze ich. Als ich langsam die Treppen runter gehe, bildet sich ein dicker Kloss und mir kommen die Tränen. Werde ich Carson jemals wieder sehen? Auch wenn ich mir Einrede dass er mich nicht will, und so ist es auch wahrscheinlich, tut mir das noch mehr weh dass ich nun wohl wegziehe und wirklich keine Chance mehr habe, ihn wieder zu sehen.

Am Ende der Treppe steht ms Smith die mir den Arm um meine Schultern legt und mich zusammen zucken lässt. Sie zwickt mich einmal in den Arm und schiebt mich krampfhaft zu dem Mann der mit dem Rücken zu mir steht. Als er sich umdreht, wirkt er sehr herzlich. Er ist durchschnittlich gross, hat schon langsam graues Haar, aber dafür nette grüne Augen und trägt einen Anzug. Im Arm hat er Rosen, die er mir freudig überreicht und mir dann seine hand gibt.

"Ich bin Edward Moore, freut mich dich kennenzulernen." Ich nicke langsam und nehme überfordert die Rosen an.

Ms Smith und Edward Moore quatschen noch ein wenig und ich trete unangenehm auf der Stelle. Plötzlich ziehr mich ms Smith zu sich und umarmt mich heftig. Ich erwiderte dies nicht.

"Ach kleine, du warst so lange hier, ich freue mich dass du endlich ein Zuhause gefunden hast." Gekünstelt wischt sie sich eine nicht existierende Träne weg und schiebt mich dann weg von ihr. Hinter ihrem Rücken schaue ich Victoria tief in die Augen. Stumm stehen wir da und schauen uns einfach an. Doch endlich kann ich mich von ihrem leeren Blick los reissen und drehe mich weg von ihr. Endlich verlassen wir das Höllenhaus und eine riesen Last fällt von meiner Schulter. Auch wenn es vielleicht nur die hand von ms Smith ist.

Beklemmend steige ich zu Edward Moore in die Limousine und stumm fahren wir aus der Stadt. Als wir immer weiter raus fahren, entspanne ich mich mehr. Ich will einfach nur nach vorne schauen, ich lasse meine altes Leben hinter mir und fange neu an.

Langsam fahren wir eine ewig lange Einfahrt rein, am Anfang ist ein riesiges Tor und das Gelände ist eingezäunt. Unruhig rutsche ich ein wenig auf meinem Sitz Rum. Ms Smith hasste mich, aber würde sie mich tatsächlich mit einem verrückten Mann mitgehen lassen?

Unsicher steige ich aus meinem Wagen und betrachte das haus. Es ist groß. Sehr groß. Wahrscheinlich genau so gross wie das Heim, und da leben 70 Personen drinnen.

Edward Moore hat meine Tüte in der Hand und lief zum Eingang. Es sieht aus, als wäre er erst hier her gezogen. Langsam Folge ich ihm und er klingelt an der Tür. Hat er keinen Schlüssel?

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