chapter 12

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Chapter 12
Hurts like hell

Den gestrigen Abend habe ich mich in den Schlaf geweint. Ich konnte einfach nicht aufhören und das Schlimmste daran ist, dass das ganze Weinen nicht geholfen hat. Ich fühle mich immer noch elend.

Und ich hasse dieses Gefühl mehr als alles andere auf der Welt.

Am nächsten Morgen quäle ich mich dennoch aus dem Bett und mache mich für die Schule bereit. Andere in meiner Situation würden denken ich bin total bescheuert, ich gehe schließlich nach alldem, was gestern passiert ist, trotzdem in die Schule...

Ich habe mich vor Derek und der gesamten Highschool blamiert und als wäre das nicht genug, weiß Olivia nun, dass ich meine Mutter verloren habe. Und das weiß sie ausgerechnet von Dad. Obendrein habe ich alles noch einmal schlimmer gemacht, als ich ihr gesagt habe, dass es Selbstmord war.

Warum musste ich auch so dumm sein? Verdammt, was hat mich nur dazu geritten? Wie konnte das passieren? Noch nie zuvor habe ich es jemandem erzählt, nicht einmal meinen besten Freunden oder Dean, doch ausgerechnet Olivia muss ich es im Affekt ins Gesicht schreien.

Gott, ich bin am Ende.

Ich schüttle mich, um die ganzen Gedanken loszuwerden, doch es hilft nicht.

Ich bin wütend, fühle mich elend. Und das aller Schlimmste: Ich habe ein schlechtes Gewissen. Gestern habe ich Liv angefahren, dabei hat sie mir nichts getan. Ich bin nicht nur ein schlechter Mensch gewesen, sondern auch eine schlechte Freundin. Bisher waren wir tatsächlich auf einem guten Weg, enge Freunde zu werden. Deshalb bin ich fest entschlossen, mich gleich bei ihr zu entschuldigen.

Wenn ich das erledigt habe, dann kann ich auch sofort wieder nach Hause. Hauptsache ich bringe das hinter mir, um mich dann wieder in mein Bett zu verkriechen und mich von jeglicher Zivilisation abzugrenzen.

Das Klopfen an meiner Tür reißt mich aus meinen Gedanken und ich versteife mich ruckartig.

»Vera... können... können wir bitte miteinander sprechen?«, höre ich Dad von der anderen Seite aus rufen. Er hat bereits gestern Abend versucht, sich bei mir zu rechtfertigen und zu entschuldigen. Doch ich habe es nicht zugelassen. Ich habe ihm die Schuld für all das gegeben und irgendwo hat er diese auch.

Aber leider nicht ganz so sehr, wie ich es mir selbst einrede.

Dennoch bin ich noch nicht bereit dazu, mit ihm zu sprechen. Ich meine, ich bin wütend auf ihn. Nicht nur, weil er Liv das mit Mum erzählt hat, sondern wegen allem, was er bisher falsch gemacht hat. Er hatte Mum und mich verlassen und nach seinem Verschwinden ist erst alles den Bach untergegangen. Zwar langsam und zunächst noch unbemerkt, doch irgendwann war auf einmal alles kaputt.

Und das ist seine Schuld.

Und wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, kann und will ich ihm das nicht einfach verzeihen. Da kann er noch so oft er will sagen, wie leid es ihm doch tat. Ich weiß einfach, dass er es nochmal tun würde. Doch die Chance hat er sowieso nicht mehr.

Denn Mum ist tot...

»Ich habe keine Zeit für sowas. Ich muss in die Schule«, rufe ich zurück und höre einige Sekunden später, wie sich seine Schritte wieder von meiner Tür entfernen.

Ich atme tief durch und fahre mir übers Gesicht. Dann greife ich nach meinem Rucksack und mache mich ohne weiteres auf den Weg zu meiner eigenen Beerdigung.
      

******
   

Ich weiß schon, dass etwas faul ist, als ich zwanzig Minuten später den ersten Schritt in die Highschool trete. Denn die ganze Aufmerksamkeit ist mit einem Mal auf mich gerichtet. Alle meine Mitschüler starren mich an, als würde ich aus einem anderen Planeten stammen.

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