chapter 19

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chapter 18 –
I guess, this is it.

Deep end • Ruelle
Game of Survival • Ruelle

   
Die nächsten Tage verbringe ich damit, zu überleben. Ich zwinge mich selbst dazu in die Schule zu gehen, all die schrägen Blicke und das Geschwätze über mich ergehen zu lassen, Zoe's immerzu triumphierendes Lächeln bestmöglich zu ignorieren und Dad sowie alle anderen in dem Glauben zu lassen, dass es mir trotz alldem, was gerade in meinem Leben vorgeht, gut geht.

Und so langsam schaffe ich selbst mich einigermaßen davon zu überzeugen. Ich weine abends nicht mehr, denke nicht immerzu an Mum und wenn, dann versuche ich mich an all das schöne zu erinnern, dass ich mit ihr in Verbindung bringe. All unsere guten Momente, – wie wir zusammen lachen, wie wir uns abends einen Film anschauen, wie wir uns Sachen anvertrauen, in dem Wissen, dass alles für immer zwischen uns bleiben wird. Ich denke an Mum, aber nicht an ihre traurige, abwesende... tote Version, sondern an die mit Lebensenergie durchflutete.

Ich denke an Mum, wie sie war, bevor alles den Bach unterging.

»Willst du nichts essen?«, fragt Dad, als er sich zu mir umdreht. Besorgnis steht ihm ins Gesicht geschrieben und ich kann es ihm noch nicht einmal verübeln, denn auch wenn ich die letzte Woche vorgegeben habe, dass alles gut ist, sah ich wahrscheinlich dennoch so aus, wie eine lebende Leiche.

»Nein Danke, ich habe keinen Hunger«, entgegne ich nur wahrheitsgemäß. Irgendwie ist mir heute der Appetit vergangen. Manchmal habe ich einfach Tage, an denen kann ich garnicht aufhören zu essen, so leer fühle ich mich, und an anderen kommt mir die Kotze hoch, wenn ich nur daran denke, einen Happen zu mir zu nehmen.

»Du musst was essen, Vera. Du bist ganz blass. Du brauchst die Energie.« Dad wirft mir einen kritischen Blick zu. Ich bin mir sicher, mit diesem Blick sieht er seine Patienten auch immer an, wenn sie etwas entgegen seiner Erwartung tun.

»Nein, Danke. Ich weiß schon, was am besten für mich ist«, sage ich nur und werfe einen Blick auf die Uhr.

Dad seufzt, doch als ich aufstehe, horcht er wieder auf. »Wo willst du hin?«

»Raus.«

»Wo genau?« Dad legt den Löffel aus der Hand und richtet nun seine gesamte Aufmerksamkeit auf mich. Unruhig wippe ich von einem Fuß auf den anderen und seufze letztendlich geschlagen.

»Zum CD Laden in der Nähe. Wollte mir da etwas holen.«

Die Antwort scheint ihn zu verwirren, doch er versucht anscheinend auf locker zu tun. »Es ist spät, warum gehst du nicht einfach morgen hin?«, fragt er dann und selbst wenn ich seine Sorge verstehe, nervt es mich, dass er nicht einfach locker lässt.

Ich seufze erneut. »Keine Sorge Dad, es wird schon nicht lange dauern.«

»Darum geht's mir nicht. Du kennst dich in der Gegend noch nicht so gut aus und es dämmert draußen schon, du kannst doch sicher auch morgen dort hin gehen.«

»Morgen ist Sonntag.«

»Dann eben übermorgen«, beharrt er noch immer felsenfest und ich kann nicht anders, als erschöpft das Gesicht zu verziehen. Dad versteht einfach nicht, wie wichtig mir das ist. Ich habe die ganze Woche über gewartet, bis der Samstag näher rückt und ich los kann, um nach der CD zu schauen.

»Dad, ich bitte dich.«

Mein Vater betrachtet mich noch immer unschlüssig. »Soll ich dich begleiten?«

Meine Augen weiten sich. »Nein, – nein, dass ist nicht nötig. Ich bin kein Kind und außerdem war ich bereits einmal da. Es ist gar nicht so weit weg, wenn man sich beeilt. Wenn du willst und es dich beruhigt, kann ich auch den Bus zurück nehmen.«

Deep Heart ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt