Ich verbringe den ganzen Tag damit, mir den Kopf über Derek's Worte zu zerbrechen. Ich versuche schlau aus dem zu werden, was er zuletzt gesagt hat, bevor er dann einen Anruf bekommen hat und ganz plötzlich gehen musste.Er war so aufgelöst und neben der Spur... Ich habe seinen Schmerz regelrecht gespürt. Es... es war beinahe so, als hätte er mit dem Erzählen von dem, was mit Leslie war, alles noch einmal neu erlebt und ich mag mir garnicht erst vorstellen, wie grauenvoll das für ihn gewesen sein muss.
Aber dennoch kann ich seine letzten Worte einfach nicht vergessen. Er sagte, er wusste es. Doch was wusste er? Dass sie Leslie so etwas unmenschliches antun würden? Das die Monster, die das getan haben, so weit gehen würden? Aber wieso? Wieso haben sie Leslie das überhaupt angetan? Was war der Grund dafür und wer waren diese Mistkerle überhaupt?
...Fragen über Fragen schwirren mir durch den Kopf und als ich es einfach nicht mehr aushalte, verlasse ich kurzerhand das Haus und beschließe, einen Spaziergang zu machen. In meinem Zimmer halte ich es langsam einfach nicht mehr aus und wenn ich eine weitere Sekunde in meinem verdammten Bett liegen müsste, würde mein Kopf sicher von all dem Nachdenken platzen und das ist wirklich das Letzte, was ich im Moment brauche.
Ich seufze schwer, als mich eine kühle Brise erfasst und ziehe meinen Cardigen enger um mich, während ich alleine durch die Straßen laufe. Irgendwie tut es gut, abends, gerade wenn die Sonne dabei ist unterzugehen, einen kleinen Spaziergang zu machen und sich selbst ein bisschen Luft zum Atmen zu geben.
Dad gefällt es nicht sonderlich, dass ich dies die letzte Zeit des Öfteren tue, doch er versteht einfach nicht, dass ich das brauche.
Vor allem nach den vergangenen Monaten...
»Vera?«
Überrascht sehe ich nach rechts und erblicke Chip, der gerade dabei ist, vor seinem Laden zu kehren. Er lächelt, als er erkennt, dass ich es wirklich bin. »Ist alles gut bei dir?«
Ich erwidere sein Lächeln, als ich nicke. »Ja... und bei dir?«
»Soweit so gut.« Er deutet mit einem Nicken in den Laden. »Komm rein, ich wollte mir gerade einen Kaffee machen. Wenn du willst, mache ich dir auch einen. Oder einen Kakao. Deine Entscheidung.«
Ich muss erneut lächeln, als ich kurz überlege. Eigentlich hatte ich Chip ja sowieso versprochen, ihm Bescheid zu geben, wenn ich Derek wiedersehe. Obwohl ich denke, dass er bestimmt schon weiß, dass er wieder da ist. Ich räuspere mich. »Gerne. Aber nur, wenn ich dir den Kaffee machen darf.«
Chip lacht. »Das kann ich nur schwer ablehnen.«
Ich folge ihm ebenso amüsiert, als er den Besen umfasst und die Tür zum Laden aufschiebt. Sofort umhüllt mich die angenehm warme Luft und ich lasse von meinem Cardigen ab, während ich Chip kurz darauf in den Hinterraum folge. Fasziniert sehe ich mich um und betrachte die vielen Kisten, die voll mit CD's und altem Krimskrams sind.
»Die Kaffeemaschine ist da drüben, Kakaopulver findest du in dem grauen Behälter gleich daneben«, gibt mir Chip mit einem Kopfnicken in die entsprechende Richtung Bescheid, während er sich erschöpft auf einen Stuhl niederlässt und tief durchatmet.
Während ich den Kaffee mache, führen Chip und ich einwenig Smalltalk und mir fällt auf, dass sich das bei ihm noch nicht einmal dumm anfühlt. Bei allen anderen wirkt es aufgezwungen, beinahe schon gedrängt und ich bin heilfroh, wenn das »Gespräch« vorbei ist, aber heute genieße ich die wenigen Minuten, in denen ich einfach nur über belangloses sprechen kann, als wäre es tatsächlich von Wert.
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Deep Heart ✓
RomanceDerek King lässt keinen mehr an sich ran. Das wird Vera gleich nach ihrer ersten Begegnung mit dem attraktiven und geheimnisvollen Kerl erzählt. Doch das schreckt Vera nicht ab, ganz im Gegenteil. Sie fühlt sich magisch von ihm angezogen und ihr Int...