chapter 57

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»Derek ist verschwunden.« Ist das erste, was ich sage, als ich mich zu Liv an den Tisch in der Cafeteria setzte. Wir haben nun endlich Mittagspause und ich kann mit ihr über das sprechen, was mir die letzten zwei Stunden lang den Verstand geraubt hat.

Nämlich die ganzen neuen Theorien, die sich bezüglich Derek in meinem Kopf zusammengereiht haben.

Liv sieht verstört zu mir. »Wie er ist verschwunden?«

»Na verschwunden. Vom Erdboden verschluckt. Einfach nicht mehr aufzufinden«, erkläre ich unruhig und sehe mich kurz in der Gegend um, da ich paranoid bin, dass irgendjemand um uns herum zuhört.

»Warum denkst du das?«, fragt Liv vorsichtig und ich muss fast lachen. Wie absurd ist die ganze Situation bitte? Vor fünf Monaten musste Liv mir noch erzählen, dass Derek vor einem Jahr für eine lange Zeit untergetaucht ist, und nun bin ich diejenige, die ihr klarmachen muss, dass anscheinend genau das selbe erneut passiert.

»Mr. Kennedy hat es mir im Vertrauen erzählt. Er meinte, dass niemand weiß, wo Derek ist und ob es ihm überhaupt gut geht«, flüstere ich und sehe mich erneut um.

Okay, ich bin ganz klar paranoid.

»Liv, was ist, wenn es irgendwas mit Rider zutun hat? Wenn ihm etwas passiert ist? Und woher weiß Mr. Kennedy überhaupt was von Derek's früheren Verschwinden, wenn er zu diesem Zeitpunkt noch gar kein Lehrer an dieser Highschool war? Da muss doch was faul sein, er steckt irgendwie mit da drinnen...«, liste ich auf und steigere mich komplett in die Sache rein, was Liv dazu bringt, nach meiner Hand zu fassen und mich zum verstummen zu bringen.

»Ich glaube, du übertreibst ein bisschen«, sagt sie dann, doch ich schüttle nur entschlossen den Kopf.

»Nein! Nein... dass tue ich nicht. Asher hatte mir mal erzählt, dass Derek und Mr. Kennedy letztes Jahr eine heftige Auseinandersetzung hatten und sich sogar geprügelt haben. Und als wäre das nicht genug, hat Mr. Kennedy Derek als er letztens im Korridor ausgerastet ist, mit in sein Büro genommen. Ich schwör's dir, die beiden wirkten, als würden sie sich kennen! Mr. Kennedy wusste ganz genau, was er zu Derek sagen musste, damit er verstummt und mit ihm geht. Das ist doch nicht normal!«

»Okay...« Liv wirkt nun nicht mehr ganz so sicher wie zuvor. »Das ist wirklich ein bisschen komisch.«

»Ein bisschen?« Ich reiße die Augen auf und wedle wild mit meinen Händen rum. »Das ist auf jeden Fall alles andere als normal! Wie schon gesagt, da ist was faul! Ich muss einfach wissen, was mit Derek ist. Ich muss ihn finden und sichergehen, dass es ihm gut geht.«

Das muss ich wirklich. Ich werde nämlich keine Ruhe geben können, bis ich weiß, was mit ihm ist.

»Und wie willst du ihn finden?« Liv betrachtet mich mit einem kritischen Blick, und ich kann es ihr noch nicht einmal verübeln, denn das ist alles ein ziemliches Durcheinander.

Wobei...

»Ganz einfach.« Ich werde einfach die Person fragen, die ihn am besten kennt. Eine Person, die mir sicher weiterhelfen wird. »Ich werde mit Chip reden.«

****

Am Nachmittag stehe ich vor dem kleinen Laden und atme noch einmal tief durch, ehe ich die Tür aufschiebe und mich im Inneren wiederfinde. Das letzte Mal, als ich hier war, war vor mehr als einem Monat und irgendwie ist es ein bisschen komisch, nun wieder hier zu sein, um Chip erneut über Derek auszufragen.

Doch irgendwie habe ich ja keine andere Wahl.

»Vera? Dich habe ich ja schon lange nicht mehr gesehen.« Sind die ersten Worte, mit denen mich Chip begrüßt und ich muss lächeln, da ich es wirklich süß finde, dass er mich noch immer nicht vergessen hat.

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