Kapitel 21

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Dorian war fassungslos, als er erfuhr, in welcher Gefahr sich seine Schwester befunden hatte. Er nahm mehr oder weniger professionell ihre Aussagen auf und entschied, dass Mia wieder nach Hause kommen sollte, denn da könnte sowohl er als auch Stanton besser auf sie aufpassen. Allen Beteiligten war klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Cory Pheus sich dafür rächen würde. In welcher Weise, und an wem speziell konnten sie nur vermuten. Die Leiche von Maddox wurde durch Dorians Dienststelle abtransportiert, der Tatort gereinigt und die eigentliche Tatwaffe, auf Drängen von Mia, durch ein anderes Schwert ausgetauscht. Dorian verstand zwar nicht, weshalb sie darauf bestanden hatte, aber er konnte ihr diese Bitte in Anbetracht der Tatsachen nicht abschlagen. Die Beweise wurden, bevor ein Richter sie begutachten konnte, in diesem Punkt manipuliert, dass ein anderes Schwert, als Tatwaffe fungieren konnte.
Da es sich um Notwehr gehandelt hatte und das Opfer zudem noch ein Mafiamitglied war, kam es zu keiner Anklage durch die Staatsanwaltschaft. Cory Pheus selbst hatte selbstverständlich kein Interesse daran gehabt den offiziellen Weg in dieser Angelegenheit zu verfolgen, sodass der Fall für die Polizei binnen weniger Tage abgeschlossen war.
Nach diesem Ereignis war die Familie Trevelyan äußerst besorgt um das Wohlergehen von Mia gewesen. Sie fühlte sich wieder in die Zeit zurückversetzt, als sie in einem goldenen Käfig leben musste. Auf Schritt und Tritt wurde sie von Wachpersonal begleitet, durfte das Haus nur unter Aufsicht verlassen und ihr Vater bestand sogar darauf, dass sie Stanton nicht alleine besuchen durfte.
Am liebsten hätte er ihr den Kontakt völlig untersagt, bis sich die ganze Sache beruhigen oder klären würde, aber sie rebellierte und drohte so lange mit heimlicher Flucht, bis er ihr schließlich erlaubt hatte am Samstagabend, mit Stanton auszugehen.



„Glaub mir, ich kann deinen Frust verstehen", versuchte Dorian sie etwas zu beruhigen, „Sei froh, dass ich Vater dazu überreden konnte, heute Abend deinen Chauffeur spielen zu dürfen."
Mia saß, mit einer trotzigen Miene und verschränkten Armen vor der Brust, auf dem Beifahrersitz seines Wagens.
„Ich finde sie übertreiben maßlos!", zischte sie ihren Bruder an, „Ich glaube ich habe bewiesen, dass ich durchaus in der Lage bin, mich selbst zu verteidigen. Es hat mich meine ganze Überzeugungskraft gekostet dieses Treffen genehmigt zu bekommen", spottete sie, „Lächerlich. Wir besuchen heute Abend das wohl sicherste Anwesen dieser Stadt, und ich freue mich wahnsinnig darauf Stantons Freunde kennenzulernen. Mal abgesehen davon, dass ich ihn endlich wiedersehen darf. Die ganze Woche hatten wir nur telefonischen Kontakt."
Dorian atmete tief durch, „Ich habe doch gesagt, dass ich es nachvollziehen kann. Aber du kennst doch unsere Eltern. Sie sind eben um dich besorgt."
„Ja, jetzt. Als sie mir damals Maddox präsentierten, den ich ihn sogar heiraten sollte, war ausgerechnet er der perfekte Mann für mich. So viel zu ihrer Sorge."
„Damals ahnte noch niemand, was aus ihm für ein Dreckschwein werden wird." In Dorians Stimme lag sehr viel Zorn, „Ich hätte es mir denken können, dass er auf die schiefe Bahn gerät. Ich hätte ihn damals nicht so ungeschoren davonkommen lassen dürfen, als ..." Seine Stimme brach ab und er umklammerte energisch das Lenkrad des Wagens.
„Ich weiß von diesem Zwischenfall", gestand ihm Mia.
„Woher?"
„Er hat es mir im Haus erzählt, als ich ihn versucht habe, durch ein Gespräch davon abzuhalten, mich zu ..." Sie wollte nicht mehr weitersprechen, um die Erinnerungen an die Geschehnisse nicht wieder aufzuwühlen.
„Es tut mir so leid, was du durchmachen musstest. Glaub mir, hätte ich das geahnt, dann hätte ich ihn damals im Vorgarten erwürgt!"
Mia legte ihre Hand auf Dorians Arm, um ihn zu beruhigen, „Ich weiß, das hättest du. Ich bin dir trotzdem dankbar, dass du seine damaligen Versuche unterbunden hast mich weiterhin zu belästigen. Woher wusstest du eigentlich davon? Ich meine, ich habe nichts darüber gesagt."
„Ich habe es dir einfach angesehen", er warf ihr einen traurigen Blick zu, „Ich fühlte, dass irgendetwas nicht stimmt, habe die zerrissenen Briefe im Papierkorb gefunden, die Blumen im Abfall bemerkt. Das konnte nur bedeuten, dass du endgültig mit ihm angeschlossen hast, und er es nicht akzeptieren wollte. Als ich ihn damals zufällig, am späten Abend, auf unserem Grundstück erwischt habe, dann konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Hat er dir erzählt, dass ich ihn fast windelweich geprügelt habe?"
Mia schüttelte den Kopf, „Das hat er natürlich ausgelassen. Er wollte schließlich als ganzer Mann vor mir stehen. Weißt du was, ich bin froh, dass er tot ist. Ich bereue es auch nicht es getan zu haben, auch wenn ich im ersten Moment über mich selbst schockiert war, aber ich hatte keine andere Wahl."
Nur ein stolzer Blick verriet, dass er der gleichen Meinung war.
Mia machte eine abwinkende Geste. „Vergessen wir ihn! Ich möchte heute einen schönen Abend verbringen, mit netten Menschen und mit einem wunderbaren Mann."
„Das wirst du bestimmt. Wann soll ich dich eigentlich wieder abholen kommen?", fragte er ironisch, aber Mia bemerkte die Ironie leider nicht.
„Was? Spinnst du? Abholen?! Du fährst mich jetzt zu Stanton, dann verschwindest du! Vor morgen Abend brauchst du auch nicht mit mir zu rechnen!"
„Beruhige dich wieder, das war nicht ernst gemeint", Dorian lächelte zufrieden über seinen kleinen Scherz, „Weiß Vater eigentlich davon? Ich meine, dass du nicht vor hast heute wieder nach Hause zu kommen."
„Noch nicht, aber du kannst es ihm ja jetzt sagen."
Dorian schaute sie mit aufgerissenen Augen, von der Seite an, „Ich? Vielen Dank."
„Bitte, gerne", konterte sie gelassen und warf ihm einen Luftkuss zu.


Natürlich wollte Dorian sie noch bis zu Stantons Wohnungstür begleiten, aber sie sprang überraschend schnell, mitsamt größerer Tasche, aus dem Auto, winkte ihm kurz zum Abschied und lief schnellen Schrittes ins Haus hinein. Pünktlich, um achtzehn Uhr, stand sie aufgeregt und voller Vorfreude, im Treppenhaus. Sie kontrollierte noch mal ihr Outfit, welches sie sorgfältig für diesen Anlass ausgesucht hatte, und hoffte das Richtige gewählt zu haben. Sie waren zu einem Barbecue, bei Cassandra und Varric, eingeladen worden. Freunde, von denen sie zwar schon viel gehört hatte, aber noch keinem persönlich begegnet war. Sie trug ein karminrotes, leichtes Sommerkleid aus Chiffon und Seide. Es war etwa knielang, hatte kurze, fließende Ärmel und wurde durch einen schmalen Gürtel in der Taille gebunden. Der zarte Stoff schmiegte sich weich um ihre Hüften und der leicht ausgestellte Rock schwang bei jeder Bewegung verspielt mit. Am Hals hing eine feine Silberkette, mit einem Drachenanhänger, der mittig im V-Ausschnitt des Kleides ruhte. Ihr voller Pferdeschwanz wurde von einem farblich passenden Band zusammengehalten, und an der rechten Stirnseite hatte sie eine größere Strähne zu einer Schnecke gerollt. Ein schwarzer Lidstrich, der leicht nach oben führte, betonte ihren dichten Wimpernkranz und öffnete optisch ihre grünen Augen. In weiser Voraussicht hatte sie den Lippenstift noch nicht aufgetragen, der den gleichen Ton hatte, wie das Kleid. Über ihrem Arm hing eine taillierte, cremefarbene Weste, für die kühleren Abendstunden.
Mia lief, voller Vorfreude, die Treppen hinauf. Dabei wurde jeder ihrer Schritte durch das Klackern der cremefarbenen Lackschuhe begleitet. Es dauerte keine zehn Sekunden, nachdem sie zart anklopfte, bis die Tür geöffnet wurde.
Stanton reichte ihr, ohne ein Wort zu sagen die Hand, die sie sofort mit einem Lächeln ergriff, und zog sie bestimmend in die Wohnung hinein.
„Endlich", war alles, was er sagen konnte, bevor sein Mund sich in einem tiefen Kuss verloren hatte. Er hob Mia währenddessen leicht nach oben und drehte sich mit ihr einmal um die eigene Achse.
Sie lachte, als er sie wieder abgesetzt hatte, „Ich bin doch pünktlich."
„Du weißt genau, was ich meine."
„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest." Mia ließ ihre Sachen auf den Boden sinken, umfasste seine Hüfte und zog sich wieder näher an ihn heran.
„Und ich habe die ganze Nacht Zeit, um es dir zu erklären." Seine Stimme vibrierte und seine linke Augenbraue zuckte neckend nach oben. „Du siehst übrigens wunderschön aus."
„Vielen Dank. Ich hoffe deine Freunde werden mich mögen."
„Da bin ich mir sicher. Obwohl ich auch nicht jeden kenne, der heute Abend eingeladen wurde. Eins weiß ich allerdings genau, es sind Menschen, die keiner gesellschaftlich auferlegten Etikette folgen, sondern so sind, wie sie eben sind."
Mia rieb ihre Nase an seiner Kehle entlang nach oben. Die Bartstoppeln unter seinem Kinn kitzelten angenehm über ihre Haut. Sein Duft betörte sie schon nach wenigen Sekunden und sie verteilte kleine, zarte Küsse auf seiner empfindlichen Halspartie. Stanton legte den Kopf in den Nacken und genoss sichtlich ihre Berührungen.
„Wann müssen wir dort sein?", fragte sie flüsternd, mit einem Lächeln, das er nur in ihrer Stimme hören konnte.
„Leider zu bald, dass ich dich jetzt weitermachen lassen sollte."
Mia seufzte. „Du hast recht, eine Verspätung wäre unangebracht."
Er legte eine Hand in ihren Nacken, streichelte dabei mit seinem Daumen über die Stelle zwischen ihrem Ohr und dem Haaransatz, während die andere Hand langsam über ihren Rücken nach unten hinab glitt. Seine Lippen legten sich zart um ihren Mund, während seine Zunge zaghaft wieder um Einlass bat, indem sie sanft über ihre Oberlippe kreiste.
Mia fühlte, eine angenehme Wärme in ihrem Innern aufsteigen, spürte ihren beschleunigten Herzschlag und gab ein letztes, kurzes Mal seinem verführerischen Zungenspiel nach, bevor sie sich von ihm löste. „Dann darfst du jetzt aber auch nicht weitermachen", forderte sie mit einem verführerischen Lächeln.
„Verdammt", hauchte er auf ihre Lippen, „Lass uns fahren."




Vor dem Thetras-Anwesen parkten einige Fahrzeuge. Man konnte schon in der Einfahrt die fröhliche und ausgelassene Stimmung, die von Live - Musik begleitet wurde, deutlich hören.
Mia hakte sich bei Stanton ein und freute sich auf einen entspannten Abend.
An der Tür wurden beide von Melissa begrüßt, die leicht enttäuscht wirkte, als sie Stanton in Begleitung sah.
„Guten Abend Mr. Rutherford, ich habe die Anweisung alle Gäste in den Garten zu führen." Sie schaute verlegen nach unten, als sie die Tür hinter den beiden wieder verschlossen hatte.
„Guten Abend Melissa, darf ich Ihnen meine Begleitung vorstellen? Das ist Mia Trevelyan."
Melissa machte einen zaghaften Knicks, „Angenehm. Bitte folgen Sie mir."
Mia ließ den Eingangsbereich auf sich wirken, und obwohl sie große, prachtvolle Häuser gewohnt war, zeichnete sich dieses durch seine Inneneinrichtung besonders aus. Ihr Blick haftete immer wieder an den mächtigen Skulpturen und den üppig dekorierten Wänden. Sie fand diese Art der Einrichtung zwar stimmig, aber für ihren persönlichen Geschmack etwas zu überladen. Natürlich fiel ihr auch das eine oder andere Schwert auf, welches die Wände zierte.
„Das sind wirklich prächtige Stichwaffen, und die Schilde ebenfalls", bemerkte sie beeindruckt.
„Ja, das ist eine von Cassandras Leidenschaften. Ich hatte letztens sogar das Vergnügen ihr bei einer Übungsstunde, mit ihrer Privatlehrerin, zuschauen zu dürfen."
„Ich kann ihre Passion, in diesem Punkt, durchaus nachvollziehen." Sie klammerte sich fester an seinen Oberarm, als sie den ersten Blick auf die Menge der Gäste, im Gartenbereich, erhaschen konnte. Es waren in etwa fünfzehn bis zwanzig Personen, und man konnte davon ausgehen, dass noch nicht alle Gäste eingetroffen waren.
„Stanton, da seid ihr ja!", rief eine dunkelhaarige Frau und kam den beiden strahlend entgegen, „Du musst Mia sein, ich freue mich so sehr, dich endlich persönlich kennenzulernen. Ich bin Cassandra." Sie schloss Mia direkt in ihre Arme und drückte sie herzlich.
„Vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr, dass ich mitkommen durfte."
Cassandra behielt ihre Hände auf Mias Schultern und lächelte sie an, „Ist doch selbstverständlich. Du gehörst jetzt zu unserem besten Freund und bist uns somit mehr als willkommen. Ich freue mich, dass es dir gut geht." Sie drückte Mia noch einmal an ihre Brust, bevor sie Stanton ebenfalls herzlich begrüßte. „Fühlt euch wie zu Hause."
„Wo ist dein Gatte?", fragte Stanton, der Varric in der Menge nicht ausmachen konnte.
„Du weißt, er ist nicht der Größte", kicherte sie, „Da muss man schon genauer hinsehen, um ihn zu entdecken. Ich vermute, so wie ich ihn kenne, wird er wohl mit einem Bier an der Außenbar stehen und Geschichten erzählen. Vielleicht findet er heute sogar jemanden, der seine Geschichten noch nicht kennt."
Der Garten war wunderschön dekoriert, mit bunten Lampions, welche am Abend ihre volle Wirkung entfalten konnten, und weißen Luftballons. Brennende Fackeln steckten, im Abstand von circa einem Meter, die breiten Laufwege und die Tanzfläche ab. Es gab eine einladende Außenbar, an der kühle Getränke ausgeschenkt wurden und einen offenen Pavillon, mit kleineren, runden Tischen, auf denen Blumengestecke und Kerzen platziert waren. Die Stühle und Tische wurden durch mintgrüne Hussen bedeckt. Ein Jazz – Duo, bestehend aus Klavier und Saxofon spiele unterschiedliche Kompositionen, von ruhigen bis rhythmischen Stücken. Die Sonne schien wärmend und freundlich auf den prachtvoll blühenden Garten. Der Geruch von offenem Feuer mischte sich mit dem Duft von frisch gegrilltem Fleisch und Fisch.
„Das ist ein beeindruckender Außenbereich, der sich wirklich hervorragend für solche Partyabende eignet", lobte Mia.
„Was du hier sehen kannst ist nur ein kleiner Teil davon", erklärte Cassandra, „Stanton sollte dir unbedingt auch den Teich zeigen, der sich im hinteren Gartenbereich befindet", sie stieß ihm leicht ihren Ellenboden in die Rippen, „falls ihr Mal kurz alleine sein wollt, oder euch vor Varric verstecken müsst", fügte sie mit einem Lachen hinzu, „Kommt ich stelle euch ein paar Freunden vor."
Mia fühlte sich wohl. Niemand der Anwesenden musterte sie akribisch, wie sie es von ähnlichen Veranstaltungen, zu denen ihre Eltern einluden, gewohnt war. Die anderen Gäste empfingen sie freundlich, stellten sich direkt mit ihren Vornamen vor, und es schien keinen Unterschied zu machen, ob sie selbst der oberen oder der unteren Gesellschaftsschicht angehörten. Keine Titel, kein arrogantes Gehabe. Sie mochte die ungezwungene, freie Art der Konversation, die nicht darauf bedacht war Informationen, die einem eventuell mal nutzen könnten, aus dem Gegenüber herauszulocken.


„Herzlich willkommen!", sagte Varric und verneigte sich vor Mia, während er ihr einen Handkuss aufdrückte, „Ich bin Varric und ich freue mich, dich endlich persönlich kennenlernen zu dürfen." Stantons Freund schien bester Laune zu sein und betrachtete strahlend die junge Frau.
„Ich freue mich ebenfalls. Vielen Dank. Stanton erzählt mir immer so viel von euch, und endlich habe ich auch ein Gesicht zu seinen Geschichten."
„Das geht mir genauso, und ich muss gestehen", Varric zwinkerte seinem Freund beeindruckt zu, „dass ich Stanton einiges zugetraut hätte, aber die Realität ist noch viel bezaubernder, als in meiner Vorstellung."
Mia bedankte sich für das Kompliment mit einem Lächeln.
„Was möchtet ihr trinken? Ich sehe, dass eure Gläser Nachschub vertragen könnten." Er forderte sie auf, ihm an die Bar zu folgen.
„Wir sind heute zwar nicht hier, um über ernste Themen zu sprechen, sondern um uns zu amüsieren, aber trotzdem muss ich fragen, ob in den letzten Tagen etwas vorgefallen ist, worüber ich Bescheid wissen sollte."
Er überreichte Mia ein Glas Weißwein und stieß sein Bier gegen Stantons Glas an.
„Keine ungewöhnlichen Vorkommnisse", beteuerte Stanton, „Aber die Situation wird nicht lange ruhig bleiben."
Varric kraulte sich nachdenklich durch sein rotes Brusthaar, welches durch sein halb offenes Hemd hervorlugte. „Hmm, das ist ungewöhnlich, aber wahrscheinlich wartet die Bande nur auf einen günstigen Moment."
„Sie können Mia nichts anhaben, denn sie wird gut bewacht", versicherte er und drückte Mia fester in seinen Arm.
Varrics Fröhlichkeit wich für einen Augenblick aus seinem Gesicht, „Sie schon, aber du nicht."
„Ich kann sehr gut selbst auf mich aufpassen, das weiß du doch." Stantons Gesichtszüge verhärteten sich für einen Augenblick.
„Sturkopf! Ich will dir doch nur helfen."
Die Tatsache, dass Stanton etwas zustoßen könnte, versetzte Mia einen tiefen Stich in die Magengegend. Darüber hatte sie sich bis jetzt keine großen Gedanken gemacht, aber Varric hatte recht. Sie hatte jede Menge Wachmänner, Dorian das gesamte Polizeipräsidium, aber Stanton war die Schwachstelle. Sie könnten sich dadurch an ihr rächen und gleichzeitig seine Ermittlungen aufhalten.
Varric bemerkte sofort ihre innere Anspannung, „Mach dir keine Sorgen Liebes, ich werde mir da irgendetwas einfallen lassen. Aber lass uns heute nicht darüber diskutieren, denn eigentlich ist das kein Thema für den schönen Abend", er wandte sich zu seinem Freund, „Bitte ruf mich die Tage mal an, dann reden wir in Ruhe darüber. Machst du das?"
Stanton nickte etwas widerwillig und tat es eigentlich nur, um Mia zu beruhigen, denn er selbst sah keine Notwendigkeit darin sich von Varrics Männern bewachen zu lassen.
„Ich werde dafür sorgen", versicherte Mia in einem ernsten Ton.
„Ich sehe gerade, dass mein Täubchen weitere Gäste empfängt. Ich sollte die beiden ebenfalls begrüßen. Bitte entschuldigt mich für einen Moment."
Stanton drehte sich um und erkannte Jazzy, die Privatlehrerin von Cassandra, mit der er schon bekannt war. Bevor er jedoch irgendetwas dazu sagen konnte, fing Mia an zu lachen.
„Das gibt es doch gar nicht, wenn ich mich nicht total irre, dann ist das Jazzy."
„Ihr kennt euch?", fragte er völlig überrascht, „Sieist die Privatlehrerin von Cassandra, von der ich dir erzählt habe."
„Wie klein die Welt doch ist. Ich hatte keine Ahnung was sie jetzt macht, denn ich habe sie schon seit circa fünf Jahren nicht mehr gesehen. Wir hatten früher zusammen Klavierunterricht und jede Menge Spaß dabei."
Mia zog Stanton am Arm, in Richtung Terrasse, um ihre Freundin zu begrüßen.
„Langsam, nicht dass du noch stolperst", warnte Stanton, doch Jazzy hatte Mia ebenfalls schon erkannt und kam ihr entgegen. Die Frauen fielen sich glücklich in die Arme und sowohl Stanton als auch Jazzys Begleiter blieb nichts anderes übrig, als zuzuschauen, wie ihre Frauen das Wiedersehen zelebrierten.
„Du, hier?", quietschte Mia vergnügt, „ Wie sehr ich mich freue, dich wiederzusehen."
„Und ich mich erst. Wie lange ist das schon her? Fünf Jahre? Oder sogar länger?", fragte Jazzy ganz aufgeregt.
Mia hielt ihre Freundin an den Händen und betrachtete sie mit einem Grinsen, „Keine Ahnung, aber du siehst immer noch sehr gut aus, sogar in einem Kleid", kicherte sie, „Ich weiß genau, dass du es früher gehasst hast Kleider anzuziehen."
„Das weißt du noch? Ich glaube ich besitze auch nur zwei davon, und François hat mich heute dazu überredet das Grüne anzuziehen."
„Weil du einfach bezaubernd darin aussiehst, Jazii", mischte sich der große, dunkelhaarige Mann ein, der mit einem französischen Akzent sprach.
„Das ist mein Ehemann François", stellte Jazzy die beiden einander vor, „Und jetzt sag nicht, dass Stanton dein Mann ist", fügte sie mit einem Lächeln hinzu. Mias Wangen färbten sich leicht rosa, „Nein, nicht mein Mann", sie zog Jazzy näher an sich heran und flüsterte ihr ins Ohr, „Hoffentlich wird er es aber irgendwann sein."
„Wir kennen uns bereits", Stanton reichte Jazzy die Hand, „Schön dich hier wieder anzutreffen."
„Ich freue mich ebenfalls darüber. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du mit Mia befreundet bist?"
Stanton schaute sie fragen an, „Woher sollte ich denn wissen ...?"
Er konnte seine Frage nicht mehr beenden, denn François zog ihn auf die Seite, „Komm, lass uns gemeinsam etwas an der Bar trinken. Ich glaube die beiden haben noch sehr viel zu erzählen; wahrscheinlich auch Geschichten über uns", er fuhr sich, mit den Fingern, durch sein dunkles Haar, welches er länger trug, als die meisten anderen Männer, „und das willst du nicht wirklich hören", fügte er grinsend hinzu.
Stanton nickte wissend und folgte ihm.

In einem anderen LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt