Kapitel 38

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„Oh, welche Überraschung", prustete Mia, während sie am Abend im Wohnzimmer des Strandhauses gemeinsam mit Stanton die Geschenke der Hochzeitsgäste auspackte. „Schon wieder Bettwäsche!", lachte sie. „Ich glaube, wenn das so weitergeht, dann können wir jeden Tag des Jahres in frischer Bettwäsche schlafen."
Stanton hielt gerade einen hübsch verpackten Karton auf dem Schoß. „Das hier ist keine Bettwäsche, da bin ich mir ziemlich sicher, denn es klirrt."
„Sei damit vorsichtig, denn wenn ich mich nicht irre, ist das ein Kaffee-Service von einer meiner Tanten", mahnte sie mit einem Lächeln. „Es trifft bestimmt überhaupt nicht unseren Geschmack, aber vielleicht können wir es verkaufen oder spenden. Es gibt bestimmt genügend andere Leute, denen es gefallen oder die es gebrauchen könnten."
Nach einem musternden Blick in den mittlerweile geöffneten Karton bestätigte Stanton ihre Vermutung: „Du hast recht, es ist ..."
„Scheußlich, nicht wahr?", beendete sie seinen Satz.
„Nun ja, so hart würde ich es nicht formulieren, aber ...", er wagte einen zweiten Blick hinein und atmete resigniert durch, „nein ... es ist scheußlich."
„Oh mein Gott", stieß Mia laut lachend hervor, als sie das nächste Geschenk in den Händen hielt, „das hier ist von Sera, das hätte ich allerdings auch ohne Karte gewusst!"
Stanton schaute sie mit zusammengekniffenen Augen von der Seite an. „Was ist es denn? Ist das ein Buch?"
„Ja, ein Buch ... so könnte man es allgemein bezeichnen." Sie legte sich lachend auf das große Sofa.
„Mia, was ist denn so witzig?", fragte er neugierig nach.
Sie warf ihm Seras Geschenk mit einem breiten Grinsen zu. „Da, schau doch selbst. Vielleicht können wir tatsächlich noch etwas daraus lernen."
„Was?" Er konnte es gerade noch fangen, bevor es den Boden erreichte. „Aha, das ist doch interessant", bemerkte er lächelnd, schlug es mittendrin auf und neigte nach wenigen Augenblicken die ersten Zeichnungen in die Horizontale. „'Das Kamasutra – die hohe Kunst der Liebe'. Kannst du mir mal bitte erklären, wie das hier gehen soll?", bemerkte er ebenfalls lachend. „Ob das bequem ist?"
Mia nahm erneut direkt neben ihm Platz und spähte hinein. „Ich kann es mir nicht vorstellen, aber wenn du es mal ausprobieren willst", sie zwickte ihn neckend in die Rippen, „dann nur zu. Einen Handstand bekomme ich gerade noch so hin."
Stanton legte das Buch auf die Seite, zog sie in einer Drehung näher zu sich heran, sodass sie rittlings auf seinen Beinen sitzen konnte. „Bist du sicher?", fragte er grinsend, schob seine Hände unter ihren Morgenrock und umfing ihre Taille. Der leicht schimmernde, schwarze Satinstoff ihres Negligés lockte ihn ebenso wie ihre nach Rosenöl duftende Haut, die sie direkt nach ihrem Bad, bevor sie gemeinsam begannen, die Geschenke auszupacken, damit eingeölt hatte.
Er legte seinen Kopf unter ihr Kinn und schloss die Augen, spürte, wie ihre Arme ihn sanft umschlossen, während er ihrem immer schneller pochendem Herzschlag lauschte.
„Du riechst so gut", bemerkte er nach wenigen Augenblicken. Seine Rechte schmiegte sich gegen ihren Rücken und wanderte wie von selbst zunächst unter ihr Schulterblatt, um einen Moment später unter ihrem Arm nach vorne zu streben, um die weiche Rundung ihrer Brust zu umfassen. Seine Lippen hauchten währenddessen zärtlich liebkosende Küsse von ihrem Schlüsselbein abwärts. „Und du schmeckst noch viel besser", wisperte er gegen ihre spürbar wärmer gewordene Haut.
Mias Finger gruben sich in sein Haar und sie lenkte seinen Kopf nach oben, um ihn anzuschauen. Ihr Blick verriet ihm, dass sie das, was er gleich vorgehabt hätte, nicht abbrechen wollte, denn er sah die kleinen tanzenden Flammen darin, die jeden Widerstand zwecklos gemacht hätten, trotzdem wollte sie ihn noch kurz necken. „Brauchst du das Buch?", flüsterte sie mit einem verführerischen Lächeln auf seinen Mund.
„Ich hoffe doch nicht, außer ..." Sein Satz wurde durch ihre köstliche Zunge unterbrochen, die fordernd seine Lippen teilte.

Sich leidenschaftlich auf dem Boden zwischen dem zerrissenen Papier, den noch teilweise verpackten oder schon geöffneten Geschenken zu lieben, war vielleicht nicht die beste Idee, aber er konnte nicht anders, denn die viel zu rasch aufgekommene Lust auf ihren reizenden Körper hatte ihn einfach übermannt.





„Du machst mich immer wieder wahnsinnig", presste er noch völlig außer Atem heraus und zog lächelnd eine silberne Schleife aus ihren offenen Haaren, die sich während der letzten Minuten darin verfangen hatte.
Mia lag in seinen Armen auf dem hellen Teppich und schaute ihn glücklich an. „Du hast mich auch gerade wahnsinnig gemacht, und dafür liebe ich dich."
Stanton zog sie fester in seine Arme und küsste sie auf die Stirn. „Nur dafür?", fragte er breit grinsend.
„Natürlich nicht nur dafür, aber auch dafür", flüsterte sie auf seine mit leichtem Schweiß bedeckte Brust. „Ich liebe dich, weil du so bist, wie du bist, und dafür, dass du mir gehörst."
Stanton lachte leise. „Mit Haut und Haar." Er nahm ihre rechte Hand und legte diese über sein Herz. „Und das gehört dir auch - es schlägt nur für dich und daran wird sich auch niemals etwas ändern."
„Versprichst du mir das?"
„Das habe ich dir doch schon versprochen." Er richtete sich etwas auf und blickte sie direkt an. „Niemals", wiederholte er in ernstem Ton, während sein Daumen etwas Glitzer von ihrer Wange entfernte. Sein Blick streifte über den Teppich, der aussah, als hätte dort eine kleine Schlacht stattgefunden. „Vielleicht sollten wir etwas von diesem Chaos aufräumen, meinst du nicht?"
Mia kicherte. „Ja, vielleicht. Außerdem haben wir noch nicht alle Geschenke ausgepackt, aber ...", sie legte ihre Hand in seinen Nacken und zog ihn näher an ihre Lippen, „das kann noch zwei Minuten warten. Küss mich!", forderte sie flüsternd.
„Jederzeit", antwortete er auf ihren süßen Mund, den er seufzend versiegelte.








„Ich glaube, wir haben jetzt alle Geschenke ausgepackt, oder?", fragte Stanton, nachdem er sich einen groben Überblick verschafft hatte. „Mit so viel Geld hätte ich zwar nicht gerechnet, aber wir können es natürlich gut brauchen. Sei es für die Renovierung des Hauses oder für eine schöne Reise", lächelte er zufrieden.
Mia nickte. „Uns wird bestimmt etwas einfallen. Obwohl, warte", sie überlegte kurz, „es gibt tatsächlich noch eine Kleinigkeit, fällt mir gerade wieder ein. Du hast das bestimmt nicht bemerkt, aber Cole hat dir einen Umschlag in die Jacketttasche gesteckt, das war während der Gratulationen. Hast du ihn schon entdeckt?"
„Nein, das habe ich nicht, denn die Jacke hatte ich, seitdem ich sie gestern Abend abgelegt habe, nicht mehr in der Hand. Sie müsste oben im Schlafzimmer sein, glaube ich zumindest. Ein Umschlag soll darin sein?"
„Ja, er meinte, er will das Couvert nicht auf den Geschenktisch legen, denn es sei zu wichtig."
Stanton wurde neugierig. „Zu wichtig? Was kann da nur drin sein?", fragte er mehr sich selbst. „Wieder so ein Geheimnis – typisch Cole."
„Das lässt sich relativ schnell auflösen." Mia lief, ohne weiter darüber nachzudenken, nach oben ins Schlafzimmer und kam wenige Minuten später mit einem kleinen Umschlag in der Hand wieder zurück. Ohne ihn zu öffnen, legte sie ihn vorsichtig auf dem Esszimmertisch ab und starrte ihn an.
Obwohl es nur ein weißes, gefaltetes Couvert war, beschwerte es den gesamten Raum mit einer merkwürdigen Anspannung.
„Was ist, möchtest du ihn nicht öffnen?", fragte Stanton nach wenigen Sekunden, in denen er ebenfalls ehrfürchtig darauf geblickt hatte.
Sie trat ganz nah an ihn heran und legte beide Arme um seine Hüfte. „Ich weiß nicht. Ich konnte ertasten, dass da etwas drin ist - also nicht nur eine Karte oder ein Brief, sondern ein Gegenstand."
„Eigentlich bist du doch immer so neugierig, und trotzdem zögerst du." Im Grunde verstand er sie, denn auch er hatte das Gefühl, dass der Inhalt etwas, wenn nicht sogar alles, verändern könnte. Trotzdem nahm er den Umschlag in seine Hand und faltete ihn auf. „Hier steht: Für das Brautpaar – das sind eindeutig wir", bemerkte er mit einem schiefen Lächeln, „Wir können ihn auch erst morgen öffnen, wenn es dir heute schon zu spät ist", fügte er mit leiser Hoffnung hinzu.
„Wir können es auch lassen und ihn gar nicht öffnen", antwortete Mia selbstbewusst und nahm das Couvert entgegen, „Was soll da schon drin sein? Wohl kaum etwas, das unser ganzes Leben verändern wird", meinte sie mit leicht zitternder Stimme.
„Hör zu, egal was es auch sein mag, wir werden es gemeinsam durchstehen", versuchte Stanton sie zu beruhigen.
„Durchstehen? Das klingt nicht gut, und eigentlich würde Cole uns doch nicht etwas geben, das wirklich schlimm ist, oder?" Sie blickte ihn nervös von unten an, bevor sie bereit war, das Geheimnis zu lüften.
Der Inhalt beschränkte sich auf einen Brief und einen kleinen, sehr alt wirkenden Schlüssel. Stanton schaute völlig irritiert auf den leicht verrosteten Gegenstand, den Mia in ihrer offenen Hand präsentierte. „Ein Schlüssel? Wohin der wohl passt?", meinte er erstaunt.
Mia blies langsam Luft aus ihren Lungen, musste allerdings nicht lange überlegen. „Ich glaube ... ich glaube, ich weiß, wozu er gehört. Aber lass uns zunächst die Nachricht ..."
„Du weißt, wozu der Schlüssel gehört?", unterbrach er sie überrascht, „Klär mich bitte auf."
Sie nahm ihn an die Hand und dirigierte ihn in Richtung Sofa. „Setzen wir uns doch. Ich habe eine starke Vermutung, und doch ergibt das keinen Sinn", versuchte sie zu erklären.
Stanton nahm direkt neben ihr Platz. „Ich würde auch gerne deine Vermutung hören, also ... ", drängelte er.
Mia legte sowohl den Schlüssel wie auch den Brief auf die Seite und schaute ihn an. „Kannst du dich noch daran erinnern, was ich alles in der geheimnisvollen Truhe im Garten gefunden habe?"
Stanton schluckte. „Ich denke ja, aber worauf willst du hinaus?"
„Da gab es unter anderem auch zwei Bücher", ihr Blick forderte ihn auf, nachzudenken, „ein großes Buch, welches ich öffnen konnte, und ein ..."
„...kleines, welches aussieht wie ein Tagebuch", vervollständigte er, „und außerdem verschlossen ist ... durch ... Meinst du, das ist der passende Schlüssel dazu?" Augenblicklich wurde ihm bei dieser Erkenntnis etwas schwindlig, denn woher hätte Cole den passenden Öffner haben sollen, der zu einem Tagebuch gehört hätte, von dem er eigentlich nichts wissen konnte. „Das wäre aber sehr seltsam."
Mia legte ihre Hände um sein Gesicht und lächelte ihn an. „Seltsamer als was? War der Rest des Inhalts nicht schon seltsam genug? Das Buch, das Schwert, der Schild, dein Rüstungsumhang ..."
Er seufzte. „Nein, eigentlich hast du recht. Alles ist oder war merkwürdig, bis es schließlich dann doch einen Sinn macht", sprach er nachdenklich und schaute dabei gedankenverloren auf den Boden, „ ... und die Träume ... die Visionen ... die ... Erinnerungen."
„Ja, und wir mittendrin. Ich weiß nicht, wohin uns diese Reise noch führen wird, aber eins ist sicher", sie schmiegte sich ganz eng an seine Brust und drückte ihm dabei durch ihre feste Umarmung fast die Luft ab, „wir sind oder waren ein Teil davon. Glaubst du mir das? So absurd, wie es sich auch anhören mag", flüsterte sie ihre letzten Worte.
Stanton atmete tief durch, schlang seine Arme ebenfalls um sie und presste sie noch enger an sich. „Ich glaube das nicht ... ich weiß es."
Mia blickte ihn fragend an. „Du weißt es ... wie lange? Ich meine ... du hast mir nichts darüber erzählt. Warum?"
Er schwieg einen Moment, bis er weitersprach: „Ich wollte dich nicht beunruhigen", versuchte er im ruhigen Ton zu erklären. „Am Anfang war ich mir nicht sicher, und eigentlich ... bin ich es weiterhin nicht, aber diese Träume ... diese Träume sind so real, so echt, so unglaublich intensiv, dass ich langsam begann, daran zu glauben, dass es wirklich passiert ist." Er atmete erneut tief durch. „Ich weiß nicht, was uns bevorsteht, aber wir werden es schaffen", er hielt ihr Gesicht fest und schaute ernst in ihre Augen, „Wir! Ich sage das deshalb, weil du auch in meinen Träumen vorkommst. Ich kann das nicht erklären, denn du bist zwar eine andere Person, aber trotzdem bist du es. Ich liebe dich, Mia. Ich liebe dich genauso in meinen Träumen, wie ich dich hier und jetzt liebe, daher bin ich mir noch sicherer, dass du es bist ..."

Mia presste ihre Lippen auf seinen Mund, lange und leidenschaftlich.
„Ja, mir geht es genauso", beichtete sie leise nach einer Weile.
„Und warum hast du nichts gesagt?", fragte er nach.
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich wollte dich nicht beunruhigen."
Stanton rollte mit den Augen.
„Was?! Das kannst du mir jetzt wohl kaum zum Vorwurf machen", fuhr sie etwas energischer fort, „denn du hast ebenfalls geschwiegen."
„Ja", er lächelte und stellte innerlich für sich fest, dass sie immer noch niedlicher wirkte, wenn sie sich aufregte, „du hast recht." Er fing sie wieder mit seinen Armen ein und positionierte sie erneut unter seinem Kinn. „Zugenommen hat das alles, als wir ..."
„Uns begegnet sind", erweiterte Mia.
„Genau, und wenn du neben mir liegst, dann träume ich immer von schönen Dingen, von unserer gemeinsamen Zeit, das sind dann die guten Träume. Wenn wir allerdings getrennt sind beziehungsweise waren, dann sind es Albträume. Und besonders intensiv sind die Erinnerungen, wenn wir hier sind."
„Hier? Du meinst in diesem Haus?"
„Ich meine mehr an diesem Ort", korrigierte er, „irgendwas hier scheint das alles zu verstärken."
„Das empfinde ich auch", gab Mia zu, „Aber was könnte es sein?"
„Das weiß ich noch nicht, aber vielleicht klärt sich bald alles auf. Was meinst du, sollen wir die Nachricht lesen, die mein mysteriöser Assistent beigelegt hat?"
„Ich weiß nicht. Bist du wirklich bereit dafür, das Tagebuch zu lesen? Sind wir bereit dazu?", fragte sie nachdenklich, und obwohl sie äußerlich stark wirkte, konnte er deutlich die Unsicherheit in ihrer Stimme hören.
„Mia, wir müssen das alles nicht tun."
„Da bin ich mir nicht so sicher, denn ich vermute, dass wir es doch müssen, dass wir es sollen, dass wir ... ich eine Aufgabe habe."
„Ich werde dich nicht gehen lassen, das ist dir doch wohl bewusst, oder etwa nicht?" Er hielt sie an den Schultern fest und schaute ihr tief in die Augen, „Niemals. Die ganze Sache betrifft und beide. Verstehst du? Uns beide. Wenn, dann wird es unsere Aufgabe sein, nicht deine Aufgabe."
„Trotzdem habe ich das Gefühl ..."
„Psst", sein Blick wurde wieder ernster, „nein, denk nicht darüber nach. Wir waren zusammen und wir werden zusammen sein, egal wo", ein zaghaftes Lächeln breitete sich schüchtern auf seinen Lippen aus, „außer du willst mich loswerden", versuchte er zu scherzen.
Sie schüttelte mit ihrem Kopf. „Ganz sicher nicht, das wollte ich noch nie, ich vermisse dich sogar in meinen Träumen, wenn ich nicht bei dir sein kann, weil ich ... weg muss."
„Und ich fürchte jedes Mal, dass du nicht wiederkehrst - das ist ebenfalls kein gutes Gefühl", versicherte er traurig, „Nichts belastet mich mehr, als zu wissen, dass ich nicht bei dir sein kann, dass ich nur hoffen kann, dass du gesund wiederkommst. Nicht das Kämpfen, nicht der Krieg, die vielen Schlachten, die Ungewissheit zerfrisst mich innerlich und schmerzt tiefer, als körperliche Wunden es könnten – zumindest in meinen Träumen."
„Das sind doch nur Träume, oder? Vielleicht Erinnerungen an ein früheres Leben, aber wir sind doch hier, endlich in Sicherheit", versuchte sie sich selbst zu beruhigen, und trotzdem wussten beide, dass dies nur die halbe Wahrheit war.
Stanton nahm den Brief und las mit klopfendem Herzen laut vor:

„Dies ist der Schlüssel, der Euch viele Fragen beantworten kann, wenn Ihr bereit seid, sie zu erfahren. Ich musste warten, bis Ihr verheiratet seid, um ihn Euch zu überbringen. Das musste ich Euchversprechen.

Ihr müsst Euch nicht davor fürchten, denn alles kann sich zum Guten wenden, es liegt an Euch und an uns - dem Rest; denn nur gemeinsam ist diese Bürde zu tragen, nur eine Gemeinschaft kann es schaffen – muss es dieses Mal schaffen!"

Obwohl er die Nachricht noch zwei weitere Male zitierte, warf sie mehr Fragen auf, als sie beantwortete.
„Das musste er uns versprechen?!", wiederholte Mia jedes Mal. „Das verstehe ich nicht, ich muss das Buch holen, es liegt oben, wir müssen das Tagebuch lesen. Ich will das jetzt wissen!" Sie sprang hastig auf und rannte ins Schlafzimmer.


Noch bevor sie zurückkommen konnte, nahm Stanton den kleinen Schlüssel und steckte ihn in die Hosentasche. Es war schon spät, und er wollte eigentlich in dieser Nacht nicht noch einen Blick ins Tagebuch wagen, denn dann, so ahnte er, hätten sie wahrscheinlich keinen Schlaf mehr gefunden, denn ganz egal, was es ihnen offenbarte, es hätte alles verändert, und das wollte er verhindern, auch wenn es nur für wenige Stunden wäre. Deshalb ging er ebenfalls nach oben und traf sie kniend suchend vor dem Schrank an, in dem sie die Schätze aufbewahrte.
„Mia, möchtest du das heute wirklich noch lesen?", fragte er vorsichtig nach.
„Bist du etwa nicht neugierig?", antwortete sie, noch zur Hälfte im Schrank verborgen.
Stanton seufzte und trat näher zu seiner Frau. „Es ist schon fast zwei Uhr, und ich bin mir sicher, bis wir schlafen werden, wird es mindestens nach drei Uhr sein, und wenn du jetzt noch das Buch öffnest, dann schlafen wir gar nicht."
Mia stockte und drehte sich zu ihm um. „Wieso wird es noch über eine Stunde dauern, bis wir schlafen, falls wir das Buch doch nicht öffnen? Hast du den Schlüssel wenigstens mitgebracht?"
Stanton grinste sie von oben an, bevor er ihr die Hand reichte, um ihr aufzuhelfen. „Ich habe zwar den Schlüssel, aber ich würde jetzt lieber ins Bett gehen."
„Du möchtest jetzt wirklich schlafen?", fragte sie skeptisch und legte dabei ihren Kopf schief.
Mit einem etwas festeren Handgriff zog er sie ganz nah an sich heran, sodass sie leicht gegen seinen Oberkörper prallte. „Ich habe nicht gesagt, dass ich schlafen möchte, sondern, dass ich ins Bett gehen will", wisperte er, nachdem er ihre Haare mit seiner Rechten aus ihrer Stirn gestrichen hatte, in ihr Ohr.
Mia kicherte. „Ich verstehe, aber ..."
Er legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen. „Psst, nichts aber. Wenigstens noch diese Nacht möchte ich mit dir teilen, ohne...", seine Finger legten sich sanft auf ihre Schultern, schoben zunächst den Morgenrock davon weg, „... mir...", dann die dünnen Träger ihres Nachthemdes, welches binnen zwei schnelleren Herzschlägen ihren Körper nach unten hinabfließend freigab „... Gedanken machen zu müssen... ich... ", er schaute ihr tief in die Augen, sah, wie schnell sie doch bereit gewesen war, das Tagebuch zu vergessen, „... will dich jetzt...", er hob mit einem Finger ihr Kinn an, positionierte seinen Mund ganz dicht vor ihrem und hauchte darauf: „ ... lieben..., Inquisitor."

In einem anderen LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt