Kapitel 28

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Mia liefen stumme Tränen über ihre Wangen.
Man sah ihr deutlich an, dass es nicht die ersten waren die sie vergossen hatte. Ihre Haut wirkte blass und fahl, bildete dadurch einen fast totenbleichen Kontrast zu ihrem roten Brautkleid, welches sie tragen musste. Sie klammerte sich mit zitternden Fingern fest an die roten Nelken in ihrer Hand, die zu einem Brautstrauß zusammengebunden waren. Den gesamten Weg zum Altar hin starrte sie auf den Boden. Verloren, hoffnungslos, mit einem leeren Blick in ihren glanzlosen Augen wurde sie begleitet und geführt von John, der sie immer wieder dazu antreiben musste weiterzugehen. Jeder Schritt fiel ihr sichtlich schwer, nach jedem Meter versuchte sie eine Pause zu erzwingen, etwas kostbare Zeit zu gewinnen, bevor sie endgültig ihrem zukünftigen Gatten für immer ausgeliefert wäre.
Zahlreiche, namenlose Gesichter gafften sie an, begleiteten still ihren Gang auf den Bräutigam zu, der stolz und lüstern auf sie hinabblickte.

Mit einem zufriedenen Lächeln nahm er schließlich ihre Hand entgegen, zog sie die letzten Schritte schneller zu sich heran, und wischte ihr mit seinem vernarbten Daumen die bitteren Tränen aus ihrem Gesicht.
„Na - na, wer wird denn jetzt weinen? Das ist eine Hochzeit und keine Beerdigung. Ich möchte, dass du lächelst!", befahl er ihr, „Schau mich an! Ich werde dich schon glücklich machen, wenn auch auf meine eigene Weise." Seine blassen Lippen verzogen sich zu einem grotesken Lächeln, während er ihren Kopf anhob und sie damit zwang, ihn direkt anzusehen.
Ihr Blick schaute jedoch durch ihn hindurch, als hätte er nicht existiert, als wäre er nicht real gewesen.

Der schwarz bekleidete Priester murmelte, fast tonlos, verlorene Worte für das Brautpaar und ließ sie die Ringe tauschen. Einfache, schlichte Ringe aus einem besonderen Metall, - Ringe, die für andere Hände geschmiedet wurden.
Pheus nahm ihre zierliche, kalte Hand und flüsterte ihr falsche Versprechen ins Ohr, während er ganz langsam ihren Ring über ihren Finger streifte. Sie tat es ihm gleich, jedoch schluchzend und zitternd, schob sie Stantons Ring über seinen Finger. Ein Handkuss besiegelte den ersten Teil dieser abscheulichen Zeremonie.
Der Priester legte seine Stola über die nun verbundenen Hände und spendete seinen Segen, danach forderte er beide dazu auf, die Ehe mit einem Kuss zu besiegeln.
Stanton musste dieser Zeremonie - gefesselt und stumm - beiwohnen, er musste dabei zusehen, wie das Wertvollste für ihn auf dieser Welt, nun an Pheus übergeben wurde. Er sah Mias Schmerz, ihre Verzweiflung und Angst deutlich in ihrem Gesicht und konnte nichts dagegen unternehmen. Ihr Anblick schmerzte ihn so sehr, dass er sich leidvoll zusammenkrümmte.
Als Pheus seine widerlichen Lippen auf Mias zarten Mund presste, hörte Stantons Herz auf zu schlagen; voller Gier kostete er sie aus, drang ungezügelt und grob in ihren Mund ein und hielt sie dabei am Hinterkopf fest, damit sie keine Chance hatte sich ihm zu entziehen.
Stanton versuchte sich loszureißen, zu schreien, aber kein Ton verließ seinen ausgetrockneten Mund, kein Laut kam über seine Lippen, als hätte er nicht nur Mia, sondern auch seine Stimme für immer verloren. Somit blieb auch er ein weiterer stummer Zeuge dieses grausamen Verbrechens, das er nicht verhindern konnte.



Auf einmal begann sich Ihr rotes Kleid aufzulösen, verlor tröpfchenweise seine Farbe, welche in feinen Linien ihre nackten Schultern und Oberarme hinabfloss. Dunkelrotes Blut tränkte rasch den steinernen Boden unter ihren Füßen, verbreitete sich in alle Richtungen um sie herum, schneller und immer schneller, bis sie vollständig in einer Blutlache stand. Doch niemand, außer Stanton, schien dies zu bemerken, denn die Anwesenden applaudierten lautlos und bejubelten den Hochzeitskuss.
Nichts davon drang mehr zu ihm durch.
Seine Kehle schnürte sich immer fester zu und er bekam kaum noch Luft. Martin schlug wie ein Wahnsinniger auf ihn ein, bestrafte ihn damit für seinen Gefühlsausbruch, er zerrte an seinen Schultern und schüttelte seinen Körper, der sich wehrlos wand und schmerzhaft verkrampft hatte.

Plötzlich, wie aus dem Nichts kommend und ganz weit entfernt, hörte er eine Stimme, eine Stimme, die seinen Namen rief, eine vertraute Stimme.







„Stanton, Stanton! Wachen Sie auf!", rief jemand, während er heftig an seinem fast bewusstlosen Körper schüttelte.

Stanton öffnete die schweren Augenlider, rang nach Luft. „Nein!!! Lasst sie, lasst sie frei!!!", schrie er noch völlig benommen.
„Stanton ich bin's!", wiederholte die Stimme.
„Lass mich! ... Was?! ... Wie? Wo bin ich?!" Er realisierte noch nicht gänzlich, wo er sich befand, oder was mit ihm passiert war. Erst langsam begriff er, dass es nur ein schrecklicher Albtraum war, der ihn heimgesucht hatte, dass es nur eine hässliche Vision dessen war, was möglich gewesen wäre.
Langsam und zögernd hob er seinen Kopf an, blinzelte mehrmals um sich wieder an das Licht im Raum zu gewöhnen, bevor er in große, blaue Augen starrte, und endlich erkannt hatte, wer zu ihm sprach.
„Cole!", stellte er ungläubig fest, „Cole! Was machst du hier? Wie ... wie bist du ... was ist hier eigentlich los?"
„Ruhig, ganz ruhig. Keine Zeit für Erklärungen, wir müssen hier raus! Schmerz. Bohrend, pochend, quälend. Angst - intensiver als Schmerz, tiefer. Angst – sie - zu verlieren. Brennendes Herz und sengender Durst. Rache. Nur Augen, grün wie kostbare Smaragde, leuchten am Firmament", flüsterte Cole während er seine Fesseln geschickt, mit einem verzierten, großen Dolch, durchschnitt. Zunächst an den Beinen und dann an den Handgelenken. Sofort breitete sich Erleichterung in Stantons Körper aus, denn er konnte seine Arme wieder bewegen. Seine Hände schmerzten zwar weiterhin, als er sie vor seinem Gesicht mehrmals zu Fäusten ballte und wieder entspannte, aber er schöpfte sofort neue Hoffnung und Kraft. Das Adrenalin flutete beständig seine Adern und gab ihm nach und nach die nötige Energie zurück.
„Wie ...?", wollte er erneut nachfragen, aber Cole schnitt ihm das Wort ab.
„Keine Zeit", wiederholte er, „Können Sie gehen?"
Stanton schaute auf seine Beine, die ihm schwer wie Blei vorkamen, doch trotzdem versuchte er sich aufzurichten. Unsicher und zunächst noch wacklig stand er wieder und betrachtete Cole mit einem skeptischen Blick.
Er sah zwar nicht fremd aber anders aus, ungewöhnlich gekleidet, mysteriös, obwohl es ganz sicher Cole war. Er trug einen Harnisch, eine Art Rüstung, bestehend aus einem festen, dunkelgrünen Lederoberteil, der mit Riemen vor seiner Brust verschlossen war, dazu eine passende schützende Lederhose mit Bändern an der Seite und knöchelhohe dunkelbraune Stiefel, die keinerlei Geräusche verursachten, während er, nach irgendetwas suchend, durch den Raum ging. Ein sehr großer, abgetragener Hut, dessen Krempe über seine schmalen Schultern ragte und fast sein halbes Gesicht bedeckt hielt, zierte seinen Kopf. Dann waren da noch zwei beeindruckende, scharfe Dolche, die er, festgeschnallt auf seinem Rücken, griffbereit bei sich hatte. Sein Anblick warf so unendlich viele Fragen auf, die Cole ihm höchstwahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt sowieso nicht beantwortet hätte, also schluckte Stanton sie hinunter. Eine Sache interessierte ihn jedoch brennend.
„Cole, bitte, nur eine Frage."
Sein Assistent blieb stehen und schaute ihn an.
„Wie bist du hierher gekommen?" Stanton fasste sich an seine pochende Schläfe und versuchte das alles zu begreifen.
„Ich habe das Schloss geknackt", antwortete Cole ganz selbstverständlich.
„Nein, das meine ich nicht, wie hast du mich gefunden?"
„Sie brauchen Hilfe und ich bin hier, um zu helfen. Wir müssen jetzt weiter", Cole zog aus dem Innenteil seiner Jacke eine Pistole hervor und übergab sie ihm, „Hier, das ist für Sie, bis wir das Schwert gefunden haben, denn leider ist es nicht hier unten", er kam Stanton ganz nahe, legte beide Hände auf seine Schultern und schaute ihn direkt an. Seine Augen funkelten, wie ein klarer, kühler Bergsee. „Sie müssen mir jetzt gut zuhören, Sie müssen sich konzentrieren, denn wir brauchen das Schwert. Sie müssen Ihr Schwert finden. Das ist wichtig. Verstehen Sie? Nur damit können Sie Cory Pheus töten."
Stanton blickte ratlos in sein Gesicht, „Warum? Ich könnte ihn auch erschießen!" Der Gedanke daran den Mafiaboss zu töten entfachte in ihm einen unstillbaren Rachedurst, beschleunigte seinen Puls und brachte ihm einen zusätzlichen, heftigen Adrenalinausstoß ein. Stantons Gesichtszüge verfinsterten sich. Er wusste, dass er diese Kraft um jeden Preis dazu aufbringen müsste, auch wenn es das Letzte wäre, was er tun würde, er wollte ihn eigenhändig umbringen.
Cole schüttelte seinen Kopf, „Nein, Sie müssen ihn mit diesem Schwert töten, es muss sein. Vertrauen Sie mir, denn sonst wird er wieder kommen, wird diese Welt ebenfalls wieder beherrschen wollen. Das dürfen Sie nicht zulassen!" In seiner Stimme lag so viel Nachdruck, dass Stanton es ohne Widerrede akzeptieren musste. Abgesehen davon bereitete ihm der Gedanke daran, Pheus mit seinem Schwert von oben bis unten aufzuschlitzen, eine gewisse Genugtuung. Tief in dieser Vorstellung versunken, bemerkte er erst jetzt, dass sich Blut an Coles Hose befand.
„Bist du verletzt?", fragte er sichtbar irritiert und deutete auf sein rechtes Bein hin.
„Nein, das ist nicht mein Blut. Ich habe nur meine Dolche daran abgewischt, denn ich mag es nicht, wenn sie schmutzig sind."
Stanton hob fragen beide Augenbrauen an. „Wessen Blut ist es dann?"
„Ich weiß es nicht, ich habe die Männer nicht nach ihren Namen gefragt, bevor ich sie umgebracht habe, dazu hatte ich keine Zeit", antwortete Cole ganz trocken.
Alles schien so unmöglich, so unglaublich zu sein, aber sie hatten keine Zeit für ausgiebige Erklärungen.
„Noch eine letzte Frage - wo sind wir hier eigentlich?"
„Auf dem Anwesen von Cory Pheus, genauer gesagt noch in seinem Keller", erklärte Cole und zog seine Dolche, „Sie müssen mir Rückendeckung geben, denn alleine werde ich es nicht schaffen. Wir müssen alle töten, die sich uns in den Weg stellen und das sind einige, denn das Anwesen wird gut bewacht. Fast unbemerkt hereinzukommen war einfach, aber sind jetzt schon alle in Aufruhr und sie werden uns töten wollen", er wetzte seine scharfen Waffen einmal gegeneinander, „Sind sie bereit?"
„Ja."
Stanton kontrollierte seine Patronen und nahm zusätzliche Munition von Cole entgegen.
„Sehr gut, und denken Sie immerfort an Ihr Schwert."
Im blieb keine Zeit dazu weiter darüber nachzudenken, denn Cole öffnete die schwere Tür und stürzte, in einen fast dunklen Gang, hinaus. Er lief lautlos, schleichend, und Stanton hatte ab und an das Gefühl ihn aus den Augen verloren zu haben, obwohl er selbst unweit hinter ihm entfernt war.
Der enge Korridor zog sich noch über zwei längere Kurven, dann ging es eine Treppe hinauf, die in die nächste Etage, dem Erdgeschoss, führte. Kurz bevor Cole die Tür aufschließen wollte vernahmen beide die ersten Schüsse in nicht weiter Ferne.
Stanton zuckte überrascht zusammen. „Was war das?"
„Verstärkung", erklärte Cole in einem ruhigen Ton.
„Wessen Verstärkung?"
„Unsere."
Cole ließ sich wirklich jedes Wort aus der Nase ziehen, was in Anbetracht der Umstände auch kein Wunder war, denn eigentlich hatten sie keine Zeit für eine Plauderei. Nichtsdestotrotz wollte Stanton es genauer wissen und hielt ihn auf, bevor er die nächsteTür öffnen konnte.
„Wer ist das?"
„Der Rest, der eingetroffen ist, um Sie hier lebendig wieder herauszuholen. Alleine schaffen wir das nicht. Wir müssen gemeinsam arbeiten, eine Art Armee bilden. Wir beide suchen nach Pheus, während die anderen uns den größten Teil seiner Männer vom Hals halten sollten. Das ist die Kampfstrategie. Damit kennen Sie sich doch aus", seine Augen blitzen im fahlen Licht der schwachen Glühbirnen auf, die spärlich im gesamten Kellerraum verteil waren.
„Tue ich das?"
Cole schenkte ihm ein resigniertes Lächeln, hielt kurz inne und horchte auf.
„Sie kommen! Sie kommen gleich durch diese Tür. Es sind vier Männer."
Stanton hörte gar nichts, aber er hielt sich breit. Presste sich gerade noch rechtzeitig an die kaltfeuchte Wand, als schon die Tür von der anderen Seite aufgerissen wurde. Da der Durchgang schmal war, stürzten die Männer nacheinander durch die Tür herein. Weit kamen sie jedoch nicht, denn Cole erledigte einen nach dem anderen mit präzisen, tödlichen Stichen, sodass binnen Sekunden, ein Berg aus vier blutenden Leichen am Boden lag. Einer der vier Opfer war anscheinend noch nicht gänzlich verstorben, denn er richtete in seinem fast letzten Atemzug seine Waffe auf Cole und war gerade im Begriff dabei abzudrücken, als Stanton ihm eine Kugel in den Kopf jagte.
Keiner der beiden ließ sich davon beirren. Sie verließen das Kellergeschoss und gingen vorsichtig weiter.
Es war tief in der Nacht. Circa zwei oder drei Uhr. Die fast dreißig Stunden Gefangenschaft hatte ihre Spuren hinterlassen, aber jetzt, so nahe am Ziel, durfte sich sein Körper der Erschöpfung einfach nicht hingeben. Seine Sinne waren geschärft, sein Verstand arbeitete präzise, denn die drohende Gefahr hätte keine Fehler zugelassen. Die kleinste Unaufmerksamkeit hätte ihn das Leben kosten können.
„Wo ist das Schwert?", fragte Cole, während sie ganz vorsichtig den langen Flur entlang, weiter in Richtung Innenbereich, schlichen.
„Oben, in der ersten Etage", antwortete Stanton, ohne darüber nachzudenken.
Cole nickte zufrieden. „Dann müssen wir wohl dorthin."
Sobald sie den großen Empfangssaal, eine Art rot-schwarzen Tempel, betreten hatten, ging Stanton direkt in Deckung hinter einer der riesigen, breiten Säulen aus schwarzem Marmor, denn auch er hatte bemerkt, dass sich zwei Männer aus der oberen Etage kommend, im Eiltempo und bewaffnet, ihnen beiden näherten. Da keiner der aufgeregt gestikulierenden Männer, denen scheinbar befohlen wurde schnellstmöglich nach draußen zu gelangen, damit gerechnet hätte, dass sich jemand Fremdes unten befinden würde, waren sie für Stanton ein leichtes Ziel, und er schoss, ohne zu zögern, jedem eine gezielte Kugel in den Kopf, sobald er die Gelegenheit dazu sah. Seine Schüsse gingen im Tumult, der sich hörbar im Außenbereich des Anwesens befand, fast völlig unter, denn man hörte unzählige weitere Schüsse, Rufe sowie quietschende Autoreifen von mehreren Fahrzeugen. Ohne weiter darüber nachzudenken, was sich vor der Tür wohl abgespielt hatte, rannte er die gewundene Treppe hinauf in die erste Etage. Er achtete nicht darauf, ob Cole ihm gefolgt war. Erst oben, von der offenen Galerie aus, konnte er seinen Assistenten dabei beobachten, wie er gerade zwei weitere Männer in schwarzen Anzügen ins Jenseits befördert hatte. Zwischen bizarren Skulpturen aus großen, roten Kristallen, die kreisförmig auf schwarzen Podesten angeordnet waren, vollführte Cole seinen tödlichen Klingentanz. Es dauerte keine zehn Sekunden, bis er dem einen die Kehle und dem anderen die Flanke aufgeschlitzt hatte.
Niemals hätte Stanton diesen jungen Mann so eingeschätzt, aber er war mehr als dankbar für diese außergewöhnliche Unterstützung.
Irgendetwas in seinem Innern führte ihn durch die verwinkelten oberen Räume, die überraschenderweise verlassen zu sein schienen. Zimmer für Zimmer und Tür für Tür arbeitete er sich die Flure entlang, bis ihm endlich ein sicheres, beständiges Gefühl sagte, dass hinter der nächsten Tür genau das auf ihn wartete, wonach er gesucht hatte.


Die Tür öffnete sich nach innen. Langsam, mit gezogener Waffe und einem prüfenden Blick in das Zimmer hinein, betrat er den Raum, der offensichtlich Corys Büro war. Sein Herz galoppierte wild in seiner Brust, denn obwohl er zunächst niemanden sah, sagte ihm sein Bauchgefühl, dass etwas nicht stimmte. Auf dem großen, polierten Mahagonischreibtisch, zwischen Aktenbergen und Dokumenten, lag sein Schwert.
So nah und greifbar.
Stanton ging tiefer hinein, schaute sich vorsichtig um und visierte die Stichwaffe an. Nachdem er weitere zwei Schritte in Richtung Schreibtisch getan hatte, hörte er unmittelbar hinter seinem Rücken ein spottendes Lachen, und noch bevor er reagieren konnte, bevor er sich zumindest umdrehen konnte, hatte er schon den Lauf einer Pistole am Hinterkopf.
„Ich weiß nicht wie Sie es geschafft haben zu fliehen, aber ich danke Ihnen für Ihre Dummheit, hierher gekommen zu sein. Waffe fallen lassen!", brüllte Cory Pheus ihn an und seine dunkle, bedrohliche Stimme drang vibrierend durch seinen gesamten Körper hindurch. Jetzt, so nahe am Ziel hatte er sich erneut in eine ausweglose Lage hineinmanövriert.
Stanton schnaubte genervt durch und ließ seine Pistole auf den Boden fallen, die wie in Zeitlupe, scheppernd, auf den harten Dielenboden aufschlug. Sein Puls raste, der peitschende Zorn in seinem Bauch schien geradezu übermächtig zu werden. Er hasste es. Er hasste es, schon wieder in dieser beschissenen Situation zu stecken.
Stanton spannte seinen Kiefer an und biss sich fest auf die Zähne, um sich selbst davon abzuhalten in der nächsten Sekunde irgendwas Dummes zu tun, denn am liebsten hätte er sich sofort umgedreht, um den Bastard mit seinen bloßen Händen zu erwürgen.
„Also dann, auf Nimmerwiedersehen, Mr. Rutherford", zischte Pheus und spannte den Hahn seiner Waffe.

In einem anderen LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt