30: Schlechte Neuigkeiten und misstrauische Verbündete

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„Verdammt!", brüllte ich und schleuderte meinen Helm gegen die Wand des Hauptquartiers.

„Dein Fluchen hilft keinem weiter", seufzte Mica, der kurz nach mir zurückgekehrt war. „Danke, dass du mich mit deinem Werwolf allein gelassen hast."

Ich wagte es nicht, in Minas oder seine Richtung zu gucken, also blieb ich dabei und ließ meinen Frust an der massiven Wand aus. Drei Trupps waren bereits zurück und hatten rein gar nichts gefunden. Unsere Ausbeute war dagegen beunruhigend: noch mehr Werwölfe. Anscheinend welche, die Mina nicht kannte und die es auf uns Jäger abgesehen hatten. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken.

Als der nächste Trupp eintraf, erstarrte ich genauso wie Mina. Diese Gruppe besaß ebenfalls einen gebändigten Werwolf als Verteidigungsschild und es war kein anderer, als ihr Zwillingsbruder. Allein an ihrer Körperhaltung erkannte ich, dass sie zu ihm wollte und war kurz davor, sie aufzuhalten. Doch sie blieb an ihrem Platz stehen, ohne dass ich hatte eingreifen müssen.

In ihren Wolfsgestalten glichen sich diese Zwillinge sehr, bis auf den Unterschied, dass Mina dunkler gefärbt war als ihr Bruder. Dieser trabte mit gesenktem Kopf zwischen den beiden Bikes hindurch und stellte sich abseits. In einer weiterhin geduckten Haltung stand er teilnahmslos dort und ich spürte geradezu den Schmerz, den es Mina verursachte, ihn so zu sehen.

„Sam", begrüßte mich Jule, die Bändigerin von Ian und eine ausgesprochen gute Jägerin. Sie legte ihren Helm auf den Sitz ihres Bikes und betrachtete dann die Wand, an der ich meine Wut ausgelassen hatte. Dann wanderte ihr Blick zu Mina, die noch immer mit sich haderte und zu ihrem Zwilling wollte. „Du hast sie gut im Griff?", stellte Jule mit einem fragenden Unterton in der Stimme fest und klopfte mir auf die Schulter. „Die anderen erzählte, sie sei ein ziemliches Biest gewesen und hätte jemanden beinahe umgebracht."

„Nun ja, ganz so ist es nicht gewesen", entgegnete ich und kratzte mich am Hinterkopf, während ich Mica dabei nachsah, wie er im Gebäude verschwand. Er würde den anderen, höher gestellten Jägern von unserem Fund berichten. „Konntet ihr einen der Vermissten finden?"

„Nein, nichts", erwiderte sie und strich sich die blonden Strähnen aus dem Gesicht, die sich aus ihrem geflochtenen Zopf lösten. „Und was hat eure Suche ergeben?"

„Nichts Gutes. Wir haben einen aufgerissenen Helm gefunden, der wohl Michael gehört", berichtete ich ihr zähneknirschend und sie verkrampfte sich rasch. „Allerdings haben wir weder ihn noch seine Überreste finden können, was entweder gut oder wirklich sehr sehr schlecht ist. Mina hat einige Wolfsspuren ausgemacht und wir sind ihnen einige hundert Meter gefolgt, dann waren sie verschwunden."

„Du nennst sie beim Namen?", wechselte Jule plötzlich das Thema und zeigte über ihre Schulter zu Mina, die sich noch immer nicht gerührt hatte. Der Wolf stand abwartend dort, den eigenen Bruder immer im Blick.

„Ja, wie soll ich sie denn sonst nennen oder rufen?", hakte ich verwirrt nach, weil ich mir darüber bisher noch keine Gedanken gemacht hatte.

„Anders eben", murmelte Jule und betrachtete ihre Hände, die einige Schrammen aufwiesen. „Immerhin sind sie keine Menschen, also sollten wir sie auch nicht bei ihren menschlichen Namen nennen."

„Und wie sprichst du ihre Bruder an?", wollte ich wissen und sie verlagerte ihr Gewicht nach hinten.

„Wolf", sagte sie monoton. „Das ist passend, oder?"

„Ich weiß ja nicht ...", antwortete ich und ging an ihr vorbei zu Mina. Ich wollte sie berühren, traute mich aber nicht. Sie bemerkte meine Anwesenheit sowieso und ich dachte, sie würde die Lefzen hochziehen, doch stattdessen wandte sie nur ihren großen Kopf zu mir.

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