Mein gesamter Körper verkrampfte sich vor Schmerz und Kälte. Den Arm, auf dem mein gesamtes Gewicht drückte, konnte ich kaum noch spüren. Ein Pochen schepperte unablässig gegen meinen Kopf und ich konnte meine Augen nicht öffnen, als seien meine Lider angeklebt oder beschwert worden. Der Boden, auf dem meine Wange lag, fühlte sich kalt und schmierig feucht an, während ich leichte Vibrationen wahrnahm. Es roch nach Moos und nach einer regennassen Straße, aber es gab hier keine Autos oder Fußgänger. Ich musste mich an einem sehr einsamen Ort befinden und lauschte den Schritten, die sich mir näherten und dann wieder verschwanden. Und ich hörte, wie ihre Krallen über den steinigen Fels scharrten.
Stöhnend vor Schmerz drehte ich mich auf die andere Seite und bemerkte die klebrige Kruste an meinem Arm. Wann hatte ich mich noch gleich verletzt und wobei? Meine Gedanken waren durcheinander und ich versuchte sie trotz des Dröhnens in meinem Schädel zu sortieren. Erst war da der Wald, durch den ich auf meinem Bike donnerte auf der Suche nach meinen vermissten Leuten. Ich hätte nicht schlafen können, selbst wenn ich es versucht hätte. Ich hatte herausfinden wollen, wo meine Leute abgeblieben waren und so langsam kam mir die erschütternde Erleuchtung, dass ich den Grund für ihr Verschwinden wahrscheinlich bereits gefunden hatte.
Danach schossen Bilder von Grün und Braun durch meinen Kopf. Ich war gestürzt. Nein, ich war umgeworfen worden und dabei musste ich mir den Unterarm aufgerissen haben. Jedenfalls fühlte sich die Wunde dementsprechend groß an. Als wäre ich damit voran an etwas hängengeblieben.
Vor meinem inneren Auge spielten sich weitere Szenen ab. Ich sah in die Baumkronen, sah in den Nachthimmel und konnte ohne das Scheinwerferlicht meines Crossbikes anfangs gar nichts erkennen. Doch allmählich nahmen die lauernden Gestalten Gestalt an. Ihre Augen leuchteten golden, sobald sie in das Mondlicht traten. Oder war es das Licht meines umgefallenen Bikes? Ich erinnerte mich nicht genau, aber ich erschauderte bei der Erinnerung daran, dass sich ein gigantischer Kiefer um meinen Körper legte und mich zerquetschte.
Nach dem Bild dieses Kiefers ertranken meine Gedanken in der Schwärze, die mich eingenommen hatte. Mühsam richtete ich mich auf, musste mich mit dem unverletzten Arm abstützen, damit ich nicht gleich wieder umfiel und öffnete die Augen. Ich blickte in pure Finsternis, konnte nichts erkennen und den Ursprung der kratzenden Schritte nur erahnen.
Mit Angstschweiß auf der Stirn robbte ich rückwärts solange, bis ich gegen eine Wand stieß. Wenigstens konnte mich nun nichts mehr hinter meinem Rücken angreifen. Ich atmete schneller und schneller, bis ich wieder umfiel und auf der Seite keuchend lag.
„Oh nein", brach es aus mir heraus, während weitere Bilder meiner Erinnerung ihre Weg in meine Gedanken fanden. „Michael", hustete ich und bäumte mich auf, doch mein verletzter Arm schaffte es nicht wirklich, mein Gewicht zu halten, also lehnte ich mich auf allen Vieren seitlich gegen die Wand.
Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich hatte Michaels Leiche im Wald gefunden oder besser gesagt, fand ich das, was noch von ihm übrig geblieben war. Das, was die Werwölfe von ihm übrig gelassen hatten. Galle stieg meine Kehle hinauf und der säuerliche Geschmack ließ mich weiter würgen, bis ich mich übergab.
Ein Knurren durchbrach meine jämmerlichen Laute und die Stille, in der ich mich bis eben noch befunden hatte. Ich riss die Augen weiter auf, wollte den Werwolf sehen, aber die Dunkelheit erlaubte es mir nur, die Umrisse der sich bewegenden Gestalten zu erahnen. Abermals ein tiefes Knurren, dass die Erde zum Beben brachte. Mir wurde schwindelig, doch ich musste bei Bewusstsein bleiben.
„Warum habt ihr mich hierher gebracht?", fragte ich krächzend und hielt den verletzten Arm dicht an meinen Körper.
Die Werwölfe, die mich überfallen hatten und nun um mich zu schleichen schienen, blieben auf einmal still. Es schien so, als würden sie untereinander ein paar Worte austauschen, jedenfalls verließen einige diese Höhle oder das, wo auch immer ich mich befand. Der Boden fühlte sich zwar kalt und glitschig an, aber auch sehr glatt. Zu glatt für eine natürliche Höhle.
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between Fangs
Hombres LoboMina hat ein Geheimnis: Sie ist ein Werwolf. Genau wie ihre Brüder und ihre Eltern. Lange waren sie auf der Flucht vor den Werwolfjägern, haben endlich eine halbwegs ruhige Kleinstadt gefunden, in der sie sich niederlassen konnten. Doch das Glück st...