Verflucht noch mal!
Mein Knurren und die Flüche, die ich in den Wald hineinbrüllte, verhallten unter dem Donnern der rennenden Wölfe zu meiner Rechten. Chays Rudel durchpflügte den Waldboden in einem unaufhaltsamen Tempo und mit rastlosen Augen. Keinen Schimmer, ob sie darauf warten würden, bis Mina ihr eigenes Rudel befreit und ihnen irgendeinen Zugang ins Hauptquartier der Jäger eröffnen hat. Ich bezweifelte das stark, denn diese Werwölfe, mit denen ich rannte, wirkten unheimlich gierig auf den Tod.
Wenn es dir nicht gefällt mit uns zu laufen, bellte Tobin, der in meiner unmittelbaren Umgebung über einen morschen Baumstumpf sprang und einen Schatten vor meinen Pfad warf, dann sieh zu, dass du uns nicht länger auf die Nerven gehst.
Ich bin eben nicht leicht zu begeistern, entgegnete ich und schlug einen Haken, sodass ich die kleine Erhöhung, auf der ich lief, herunterrutschte und vor Tobins Gesicht landete.
Pass bloß auf, du räudiger Köter!
Mit einem Satz hatte er mich eingeholt und rammte mich mit der Schulter weg. Ich überschlug mich einige Male, versuchte meine Krallen in der Erde zu verankern, wusste jedoch längst nicht mehr, wo sich oben oder unten befand. Als die Schleuderfahrt ein Ende nahm, beugte sich Tobin bereits über mich.
Du solltest lieber still sein Dante, ermahnte er mich. Seine Reißzähne blitzen unter den Lefzen hervor, während er mich nicht aus den Augen ließ. Dafür, dass er nur wenige Jahre älter war als ich, hatten bei ihm die Wachstumshormone ganze Arbeit geleistet. Allein Seine Pranke könnte einen Kopf zum Zerbersten bringen. Unser Alpha hat dich nicht ins Rudel aufgenommen, also spiel dich nicht so auf, als seist du hier ein hohes Tier. Du bist nichts weiter, als ein geduldeter Streuner.
Ja, ja schon kapiert. Ich wollte mich nicht mit ihm anlegen, folgte ihnen ohnehin nur , weil ich nichts Besseres mit mir anzufangen wusste. Nachdem ich Mina gefolgt war und sie ihre Jäger sicher zurückgebracht hatte, konnte ich ihr nicht mehr helfen, selbst wenn ich es gewollt hätte.
Wahrscheinlich weil ich nichts mehr sagte, stieg Tobin von mir und rannte dem Rest des Rudels nach. Sie durchkämmten den Wald nach Jägern, wobei ich noch nicht herausfinden konnte, was sie mit ihren Opfern anstellten. Gerade zu diesem Zeitpunkt störte es mich, dass sie sich anscheinend zurückhalten wollten und darauf hofften, dass eine junge Werwölfin der Schlüssel zu ihrem Erfolg sein sollte. So naiv konnte zumindest Chay nicht zu sein, also was hatten sie wirklich vor?
Die Art und Weise, wie sie den Wald durchstreiften, störte mich. Sie folgten keiner Spur, jedenfalls keiner, die mein Spürsinn erhaschte. Mussten sie vielleicht nur etwas Energie abbauen, nachdem sie ihre ersten Erfolge nicht ausgelassen feiern konnten? Allmählich kam ich mir dumm vor, wie ich ihnen folgte und wie ich Mina gefolgt war. Ich verurteilte sie alle, ziellos durch die Gegend zu streifen und tat letztlich das gleiche.
Was wollte ich wirklich? Ich verbiss mich in einer Sache, die mich nichts angehen sollte und spürte trotzdem dieses brennende Verlangen, ihr zu helfen oder zu folgen oder wer weiß schon, was mein Körper wollte. In all ihrer Dummheit, blieb Minas Blick zwar klar und vor allem unerschütterlich, doch ihre Worte klangen in meinen Ohren, wie eine fremde Sprache. Es schien so, als würde sie es darauf anlegen, entgegen unserer Natur den Menschen zu helfen, statt diese jagenden Mistkerle zu töten.
Die anderen Werwölfe rannten noch immer schweigend nebeneinander her, bis sie sich dem Rande des Waldes näherten. Ein Schauer lief mir den Rücken hinab. Ich hielt als erster von vielen an, die Pfoten noch auf den Moosen, die bald in den Wiesen vor uns mündeten. Alles um mich herum fühlte sich plötzlich so wichtig an. Von den kleinen Kieseln unter mir bis hin zu den rauschenden Kiefern über meinem Kopf und dem einen Ast, der mein rechtes Ohr piekste.
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between Fangs
WerewolfMina hat ein Geheimnis: Sie ist ein Werwolf. Genau wie ihre Brüder und ihre Eltern. Lange waren sie auf der Flucht vor den Werwolfjägern, haben endlich eine halbwegs ruhige Kleinstadt gefunden, in der sie sich niederlassen konnten. Doch das Glück st...