Ghrian schaut mich mitleidig an, Sebastian entsetzt und Jess und Luz lachen laut. "Oh, ja, das kann er!" sagt Ghrian. "Aber meinst du nicht dass ein Kaninchen auf Entdeckungstour vielleicht etwas fehl am Platz ist?" Ich weiss dass sie Recht hat und darum fange ich an zu flennen. "Ich kann aber nicht ohne ihn." sage ich geknickt und Krolik sagt mit fester Stimme: "Ich weiss dass ich mit gehen werde." Ghrian und Sebastian schauen ihn fragend an aber Krolik gibt keine weiteren Erklärungen. Luz und Jess haben gar nicht mitbekommen was Krolik gesagt hat. Ghrian läuft nachdenklich neben uns her. Sie trägt ja einen der Welpen und sie streichelt ihn gedankenverloren. Sebastian hat den anderen Jungen auf seinen Schultern. Jira kuschelt sich an Ghrian. "Ich weiss wie es ist wenn man Angst hat zurück gelassen zu werden." sagt er leise. Ghrian schaut ihn mit erstaunten Augen an. Jira senkt den Blick. "Ganz am Anfang, als wir ganz neu in unserem Rudel waren, da habe ich immer gedacht dass du eines Tages weiter ziehen würdest und mich zurück lassen würdest. Ich bin fast gestorben vor Angst." Jira schaut Ghrian mit seinen grossen runden Augen an. Ghrian sagt: "Ich hätte dich niemals zurücklassen können." Jira lächelt sanft. "Bitte verlange es dann auch nicht von Jupiter. Er kann einfach nicht ohne Krolik gehen." Ghrian seufzt. "Dann sollten aber Jess und Luz mit euch gehen. Ihr werdet sie brauchen um das Kaninchen zu schützen." Krolik schaut Ghrian ernst an und er sagt: "Nein." Ghrian wundert sich. "Warum nicht?" fragt sie. "Weil das Nachbarrudel angreifen wird. Ich weiss nicht wann, aber ich weiss dass Jess und Luz mit euch kämpfen. Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl wenn sie mit uns kämen." sagt Krolik und er schaut Ghrian direkt in die Augen. Ghrian scheint irgendetwas in Krolik zu erkennen. Denn sie strahlt ihn an. "Ist gut." sagt sie und nickt ihm zu. Krolik lächelt und kuschelt sich dann an mich. "Dein Kaninchen ist wirklich mit der Gabe des Sehens gesegnet." raunt Ghrian mir zu. "Er wird euch nicht nur auf der Reise nützlich sein, sondern er wird auch unserem Rudel sehr dienen. Ich bin froh dass er dein Mate ist." Ich schaue Ghrian an und nicke ihr dankbar zu. Bisher hatte ich nicht sonderlich den Eindruck dass Krolik nützlich ist. Ich hatte gedacht dass sein Platz in unserem Rudel alleine der Tatsache geschuldet ist dass ich ihn liebe. Auf dem Rest des Rückwegs unterhalten sich Sebastian, Ghrian und Jira darüber wie ungewöhnlich es ist dass ausgerechnet der Mate vom Beta die Gabe des Sehens hat. Normalerweise sind nur Luna magisch begabt. Und es gibt nur ganz ganz wenige Seherinnen. Eigentlich kenne ich keine. Ich kenne sie nur aus den Geschichten. Seherinnen waren immer die Luna von besonders weisen Alpha.
Sebastian, Drogo, Krolik und ich brechen direkt am nächsten Morgen auf. Krolik drängt auf Eile. Wir gehen zum Flughafen und bekommen einen Flug nach Neu Delhi. Von dort aus machen wir uns auf die lange Reise ganz in den Osten des Landes wo wir in den immerfeuchten Regenwald vorstossen. Die Reise ist anstrengend. Wir schwitzen und das feuchte Klima trägt nicht gerade dazu bei dass wir uns gut fühlen. Der einzige der nicht wie ein Schwein schwitzt ist Drogo. Ich beneide ihn gerade etwas dass er immer so kalt ist. Im Dschungel kommen wir nur sehr mühselig vom Fleck. Es gibt dort natürlich keine Wege. Wir müssen uns durch die Vegetation kämpfen. Dadurch dass die Bäume so hoch sind habe ich das Gefühl in einer grünen Halle zu stehen. Ich kann kaum den Himmen erkennen. Wir können uns nicht mehr an den Sternen orientieren sondern müssen uns auf unseren Kompass verlassen. Ich bin so froh dass Sebastian ein erfahrener Archäologe ist. Er ist in der Lage den Kompass zu lesen und er scheint immer zu wissen wo wir sind. Er brütet häufig mit Drogo und Krolik über der Karte. Ich schaue mir die Karte gar nicht erst an. Ich könnte sie eh nicht lesen und schon gar nicht erkennen wo ich bin. Ich bin schliesslich kein wandelndes GPS Gerät. Ich kann mich in unseren Wäldern zu Hause orientieren, aber hier im Dschungel bin ich überfordert. Sebastian versucht uns zu erklären wie man sich in der Wildnis zurecht findet. Krolik scheint der einzige zu sein der mit Sebastians Erklärungen etwas anfangen kann. Drogo und ich können das nicht. Darum bleiben wir auch dicht beieinander. Wir gehen nicht einzelnd auf die Jagd. Wir ernähren uns viel von dem was uns so zwischendurch vor die Nase läuft oder von Pflanzen. Krolik isst ja eh nur vegetarisch. Ich mag Blätter ja auch ganz gerne essen, nur Drogo findet das natürlich nicht so lecker. Doch zu unserem Glück findet uns ein Tiger. Er hat wohl Hunger und greift uns an. Doch Drogo ist eindeutig schneller als der Tiger und er trinkt ihn leer. Drogo ist danach sehr satt. Er hat einen richtig dicken Bauch bekommen. Sebastian und ich fressen uns auch die Bäuche voll. Nur Krolik schaut uns ängstlich an. Er weiss ja dass wir Raubtiere sind. Aber er hat uns noch nie so ein grosses Tier reissen gesehen. Normalerweise schlachte ich auch nicht vor seinen Augen. Aber der Tiger hätte uns gefressen wenn wir ihn nicht erlegt hätten. Und wo er schon mal tot ist darf ich ihn auch aufessen.
Krolik weint in der Nacht. Ich glaube er hat einen Alptraum. Ich versuche ihn im Schlaf zu beruhigen aber er lässt sich nicht beruhigen. Darum wecke ich ihn sanft. Krolik schaut mich mit grossen Augen erschrocken an. "Du hattest einen Alptraum!" sage ich ihm und Krolik spannt sich an. "Wir müssen hier weg!" sagt er ganz aufgeregt. Ich glaube ihm. Wenn es eine Vorahnung ist dann sollten wir auf ihn hören. Darum wecken wir Sebastian und Drogo und wir brechen auf. Krolik hat ganz unbewusst die Führung übernommen. Er führt uns durch den Dschungel und dann, plötzlich im Mondenschein sehen wir ein Dorf mitten im Dschungel. Es ist ganz von Pflanzen überwuchert. Wir schauen uns das Dorf an und in der Mitte des Dorfes sind zwei Brunnen. Zwischen den Brunnen liegt ein kleines Neugeborenes und es wimmert und weint.
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Beta
WerewolfDas Beta Dasein hat schon Vorteile. Also wenn man gerne den ganzen Tag tut was der Alpha von einem will und wenn man gerne seinen Willen gegen den Widerstand des Dorfes umsetzt. Wenn man das Leben zwischen den Fronten mag dann ist Beta sein genau d...