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Ghrian beredet mit Sebastian und Jira und unseren Dorfältesten was Krolik zugestossen ist. Krolik haben sie in ihrer Mitte. Eigentlich hätte ich ebenfalls an der Sitzung teil nehmen sollen aber Drogo und ich haben keinen Bock. Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen und wir sitzen vor dem Haus auf der Veranda und plaudern. Sollen die Erwachsenen im Inneren sich Gedanken um Krolik machen. Ich lasse heute mit Drogo die Seele baumeln. Mit Drogo ist irgendwie alles cool. Selbst vor der Tür hocken und erzählen. Ich habe keine Ahnung was die Erwachsenen da drinnen alles besprechen aber sie brauchen dafür richtig lange. Die Sonne ist längst unter gegangen und der Mond geht auf. Der Neumond ist schon lange um und der zunehmende Mond zeigt einen kräftigen Halbmond. Ich schaue zu der grossen Luna und seufze schwer. Drogo errät meine Gefühle. "Hast du Angst vor der Veränderung?" fragt er mich. Ich nicke. Ich erzähle ihm von meiner Befürchtung dass eine der Schulschlampen meine Mate werden könnte und dass ich das auf keien Fall will. Dass ich mir am liebsten meine Liebe selber suchen würde anstatt auf so ein blödes Schicksal zu warten. Drogo tut so als würde er mich verstehen. Er ist zwar Sebastians Mate aber Vampire binden sich in der Regel nicht mehr. Sie sind eh tot und können keine Kinder bekommen. Von daher ist es echt selten dass ein Vampir nach seiner Verwandlung noch einmal Frühlingsgefühle bekommt und sich an ein Wesen bindet. Doch Drogo hat sich noch einmal gebunden. An Sebastian. Es war für ihn nicht einfach sich einzugestehen dass er auf einen Mann steht der zwar viel älter als er aussieht aber in Wirklichkeit kaum älter als er ist. Die beiden mussten ziemlich viel Widerstand aushalten. Immerhin ist Sebastian Uni Professor und Drogo war damals ein Erstsemester. Wenn er nicht bald eine Möglichkeit findet zu altern dann müssen die beiden auswandern und Drogo sich bald als Sebastians Sohn und später womöglich als sein Enkel ausgeben. Natürlich ist er hier im Rudel als Vampir willkommen aber in der Welt ausserhalb unserer Wirklichkeit sind weder Werwölfe noch Vampire sonderlich beliebt. Drogo hat mich aber in seine Arme gezogen und er streichelt mir meinen Kopf. "Wenn du keine Schlampe heiraten möchtest dann wirst du bestimmt eine Möglichkeit finden es nicht zu tun. Ich werde dir helfen die Bitch dann zu vertreiben wenn sie sich an dich ran schmeisst." Ich grinse meinem besten Freund zu und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. "Danke Drogo, du bist der Beste!" sage ich. Wir strecken uns ein wenig und beschliessen doch zur Versammlung zu gehen ehe es unhöflich wird. Als wir aufstehen sehe ich dass Krolik neben der Tür hockt. Er schaut mich wie ein verschrecktes Kaninchen an. Oder starrt er Drogo an? Zumindest hat er Tränen in den Augen die er krampfhaft versucht zurück zu halten. Ich spreche ihn freundlich an: "Was machst du denn hier draussen?" Krolik muss schlucken ehe er sprechen kann. "Ich soll euch rein holen hat Ghrian gesagt." flüstert er und ich nicke ihm lächelnd zu. "Dann lass uns mal rein gehen." sage ich und halte die Tür auf. Drogo geht durch und ich schaue mich nach Krolik um. Der kleine macht keine Anstalten uns zu folgen. "Kommst du nicht mit?" frage ich und ich sehe dass Krolik nun doch weint. Er tut mir so leid. Ich hab keine Ahnung was ihn nun schon wieder bedrückt aber ich kann mir vorstellen dass es als Kaninchen unter Wölfen echt kein Zuckerschlecken ist. Ich setze mich zu ihm und will meinen Arm um ihn legen da wandelt er sich und saust davon. Er ist echt schnell und er schlägt ein paar Haken. Da Ghrian von drinnen ungeduldig ruft gehe ich rein. Ghrian schaut mich etwas säuerlich an weil ich ihrer Anweisung nicht sofort gefolgt bin. Ich entschuldige mich mit den Worten: "Krolik ist abgehauen. Ich weiss nicht wo er hin ist und warum er geweint hat." Ghrian macht grosse Augen. "Er hat geweint?" will sie noch einmal wissen und ich bejahe. Jira springt auf und sagt zu mir: "Komm, wir suchen ihn!"
Jira und ich wandeln uns als wir vor der Tür sind. Wir nehmen Kroliks Witterung auf und folgen ihm. Krolik ist ziemlich schnell und sehr weit weg gerannt. Jira verliert zwischendurch immer wieder seine Witterung aber ich kann wohl besser riechen, ich verliere sein Spur nicht. Letztlich finden wir ihn bei der Lichtung am Rande unseres Gebietes. Dort wo ich ihn vor ein paar Tagen vor den Jägern gerettet habe. Krolik liegt dort und er weint. Er scheint richtig Kummer zu haben denn er hat sein Gesicht in seinen Armen verborgen und er schluchzt dass sein ganzer kleiner Körper bebt. Ich wandle mich und schleiche auf ihn zu. Ganz vorsichtig um ihn nicht zu erschrecken knie ich mich neben ihn und lege ihm ganz zart meine Hand auf seine Schulter. Krolik erschrickt dennoch fürchterlich. Er dreht mir sein verheultes Gesicht panisch entgegen. "Geh weg!" schreit er verzweifelt, lässt sich aber gegen meine Brust fallen und ich kann ihn umarmen. Mir fällt ehrlich gesagt gerade ein riesiger Stein vom Herzen. Wir haben ihn lebendig und unversehrt gefunden, sieht man mal von seinem Kummer ab. Ich halte meinen kleinen Freund fest in meinen Armen und ich bin gerade etwas überfordert. Ich habe keine Ahnung wie man bekümmerte Kaninchen tröstet, was man sagt oder was man tun muss damit es ihnen wieder gut geht. Jira hat sich ebenfalls gewandelt und er kommt nun auch zu uns um Krolik ganz zart zu steicheln. "Was ist los, Kleiner? Warum bist du weg gelaufen?" Krolik schnieft und er hebt seinen Kopf. Er schüttelt seinen Kopf und sagt: "Ist nicht so wichtig." Natürlich ist es wichtig! Es ist so wichtig dass er verzweifelt weg gerannt ist. Ich bin mir aber nicht sicher ob ich das Recht habe ihn zu überreden mir seinen Kummer anzuvertrauen. Wer bin ich denn schon? Nur ein Wolf und Krolik ist ein Kaninchen. Kein Wunder wenn er Angst vor mir und meinesgleichen hat und weg rennt. Mein Herz wird irgendwie ganz schwer weil ich nicht weiss wie ich ihm sagen soll dass er sich vor uns nicht fürchten braucht. Wir sind doch anders als die anderen und bei uns ist er sicher. Aber weiss er das? Und wenn ich es ihm sage, glaubt er mir dann?

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