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Wir nähern uns dem Neugeborenen und Krolik sagt flüsternd: "Das ist er!" Ich wundere mich sehr. "Wer ist das?" fragt Sebastian irritiert und Krolik sagt: "Mein Meister. Er hat wohl im Jungbrunnen gebadet. Er ist jetzt ein Baby." Oh! Entweder ist Methusalem ein wahnsinniges Missgeschick passiert oder hier ist noch jemand. Ich schaue Krolik an aber der schüttelt mit dem Kopf. Drogo hat unsere Stimme Konversation nicht mitbekommen und er nähert sich neugierig dem Brunnen. Gerade als er sich über den Rand beugt schreit Krolik laut „Achtung!" und Sebastian und ich springen zu Drogo der von einer grauenhaft glitschigen verrottenden Hand gepackt wird. Der Arm versucht Drogo in den Brunnen zu ziehen. Vor unseren Augen verschwindet Drogo in den dunklen Wassern. Doch Sebastian schnappt mit seiner Schnauze nach Drogos Schopf und wir hieven ihn mit vereinten Kräften wieder hinauf. Drogo ist ganz von dem Wasser des Jungbrunnes benetzt. Allein der Kuss den Sebastian seinem Liebsten gibt lässt ihn Jahre jünger aussehen. Optisch passen Drogo und Sebastian nun zueinander. Sebastian sieht jetzt aus wie ein Teenager. Aber warum verändert sich Drogo nicht? Ob es daran liegt dass er ein Vampir ist? Einer der bereits tot ist? Sebastian hält die Idee für plausibel. Ein Toter kann nicht mehr jünger werden. Damit ist auch die Theorie hinfällig dass der Jungbrunnen die Toten wider lebendig machen kann.
Krolik flüstert aufgeregt: „Was machen wir jetzt mit dem Baby?" Sebastian und Drogo schauen mich fragend an. Ich zucke mit den Schultern und schaue zu Krolik. Der weint. Ich nehme mein Kaninchen in den Arm. Er wimmert: „Wenn wir es retten dann wird er wieder zu dem bösen Methusalem der er ist. Aber wir können doch kein unschuldiges Baby töten. Wir schauen uns betroffen an. Nein, das können wir wirklich nicht! Das Baby wimmert nur noch. Der Kleine ist völlig dehydriert und scheint schon etwas länger dort zu liegen. Sebastian hebt ihn vorsichtig hoch und ich reiche ihm meine Trinkflasche. Da ist zwar nur Wasser drin aber was anderes was sich als Säuglingsnahrung eignet haben wir nicht. Wasser scheint derzeit das Wichtigste zu sein was der Knirps braucht. Sebastian träufelt vorsichtig das Wasser in den Mund des Babys. Der kleine schluckt zum glück ganz tapfer. Er sieht zugegebenermassen ganz niedlich aus. Wie ein Baby halt. Ich versuche Ghrian anzufunken aber die Entfernung ist zu weit. Ich bekomme keine brauchbare Verbindung hin. Doch die benötige ich eigentlich auch nicht. So wie Drogo und Sebastian den Kleinen anschauen werden sie nicht zulassen dass ich das Baby töte. Krolik krallt sich an meinen Arm. "Meinst du es ist gefährlich?" flüstert er. Ich schaue meinen Mate an und schüttle meinen Kopf. "Ein Baby ist nicht gefährlich." sage ich im Brustton der Überzeugung. Krolik nickt. "Meinst du wir können ihn zu einem netten Menschen erziehen?" fragt Krolik und schaut mich an. Ich denke nach. Ich will nicht voreilig antworten. Doch ich denke wenn er die Chance hat ein netter Mensch zu werden dann in Ghrians Rudel. Dort wo wirklich jeder, egal welcher Herkunft, welcher Art oder welcher Überzeugung erst einmal willkommen ist. Selbst fremde Alpha gestattet Ghrian. Sie nimmt wirklich ungelogen erst einmal jeden in ihr Rudel auf der bei ihr Schutz sucht. Und man darf an ihr Kritik üben. Sie sagt von sich selber dass sie nicht unfehlbar ist. Sie lässt andere Meinungen zu. Ich bin der festen Überzeugung dass Ghrian kein hilfloses Baby im Dschungel verrotten lassen würde. Sie würde es aufnehmen. Ich sage das dann auch den anderen: "Ich bin mir sehr sicher dass Ghrian den Kleinen im Rudel aufnehmen würde. Wir können ihn ja mit nach Hause nehmen und sie fragen. Wenn sie sich anders entscheidet dann können wir ja immer noch überlegen was wir mit ihm anstellen wollen." Das erscheint Sebastian, Drogo und Krolik sehr sinnvoll. Sebastian möchte die inzwischen leere Flasche mit dem Wasser des Jungbrunnens füllen. Doch Krolik warnt ihn: "Geh nicht in deiner menschlichen Gestalt. Der Seelenfresser wird dich sonst auch holen. Doch wenn du dich als Wolf dem Brunnen näherst dann holt er dich nicht." Sebastian dankt Krolik und wandelt sich. Er nimmt die Flasche in sein Maul und tunkt sie tief in die Fluten. Dann reicht er die Flasche Drogo der sie fest verschliesst. Wir machen uns auf um wieder zurück zu unserer Heimat zu gelangen. Die Rückreise ist genau so beschwerlich wie der Hinweg. Der Dschungel ist nicht weniger dicht und wir haben nicht den Eindruck dass die Schneise, die wir auf dem Hinweg geschlagen haben noch da ist. Sebastian und ich gehen oft in unserer Wolfsgestalt weil wir dann besser vom Fleck kommen. Krolik trage ich als Kaninchen in meinem Maul. Drogo trägt das Baby und ihm scheinen die Pflanzen auszuweichen. Er stolpert so gut wie nie über eine Wurzel und die Lianen schlingen sich nicht um seinen Körper.

Wir kommen müde und am Ende unserer Kräfte wieder in Neu Dheli an. Drogo hat zum Glück die wichtigsten Papire in seinem Rucksack getragen. Wir wären ohne ihn nun in dem fremden Land ohne Geld und Papiere gestrandet. So ein Vapir ist doch echt praktisch. Ich grinse Drogo an und sage ihm das. Er nickt und reicht mir eine Hose, Shirt und Schuhe. Da er der einzige ist, der mit  mit Anziehsachen aus dem Dschungel gekommen ist musste er für uns neue Kleidung kaufen. Wir ziehen uns dankbar um und das Baby bekommt das erste mal seit Tagen Milch zu trinken. Aus einem echten Babyfläschchen. Drogo hält den Kleinen so liebevoll. Er sieht richtig glücklich aus. Er füttert den Säugling gekonnt und lässt ihn dann Bäucherchen machen. Wir fliegen zurück nach Hause und ich muss sagen dass ich mehr als froh bin dass ich der grünen Hölle entfliehen konnte. Ghrian holt uns am Flughafen ab und sie staunt nicht schlecht wie jung Sebastian plötzlich ist. Sie grinst ihm zu. "Ich denke mal dass du nicht mehr in die Uni gehen wirst. Zumindest nicht als Professor." lacht sie und Sebastian kratzt sich verschämt am Kopf. "Ich glaube ich werde in nächster Zeit dann wohl doch lieber wieder im Rudel leben." sagt er und Drogo strahlt mich an. Wir sind ja schon ziemlich gut befreundet und wir fanden es schade dass wir uns so selten gesehen haben. Die Aussicht nun doch wieder gemeinsam im Dorf zu leben ist wunderbar.

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