Für dich lasse ich alles stehen und liegen

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>MATTEO!< brülle ich durch den Park. Ich bin völlig außer Atem. So schnell wie eben bin ich glaub ich noch nie in meinem Leben gerannt. Aber Matteo klang am Telefon so fertig. Irgendwas stimmte da nicht!

>MATTEEEEOOOO< kreische ich beinahe und laufe noch immer weiter. Wo ist er nur? Plötzlich höre ich so etwas wie ein Röcheln. Was war das denn?

>Jules...< kommt es dann leise links von mir als ich gerade an einem Busch vorbei gehe. Halt. Das was Matteos Stimme. Ich drehe und wende mich in alle Richtungen. Dann sehe ich ihn endlich. Er liegt da zwischen einem Baum und dem Gebüsch und sieht...OH GOTT. Ich hechte zu ihm und knie vor ihm nieder.

>Oh Gott Matteo was ist passiert?< vor mir liegt mein bester Freund und blutet aus verschiedenen Wunden. Panisch blicke ich an seinem Körper auf und ab.

>Ich...< er hustet und blut quillt aus seinem Mund. Mir steigen Tränen in die Augen.

>Wieso hast du keinen verdammten Krankenwagen gerufen?< sage ich dann schnell aber er schüttelt nur den Kopf.

>Scheiße Baby wieso weinst du?< fragt er mich dann obwohl ER gerade überall blutet und will mich trösten indem er mir die Hand auf die Wange legt. Automatisch schmiege ich mich seiner Hand entgegen.

>Sagst du mir jetzt was passiert ist?< will ich dann endlich wissen.

>Ich hab scheiße gebaut, dass ist passiert...< meint er dann und ich hebe die Augenbrauen.

>Hilfst du mir hoch? Ich habs schon alleine probiert, schaffe es aber nicht...< ich nicke und ziehe ihn so behutsam wie nur möglich hoch. Er zischt vor schmerzen, dann lehnt er sich stehend gegen den Baum.

Entschlossen trete ich auf ihn zu und ziehe sein Shirt hoch um zu sehen wo er noch verletzt ist. Auf seinem Rippenbogen ist ein riesiger dunkler Fleck. Außerdem auf seinem Brustbein, dem Schlüsselbein und auf der Hüfte. Matteo hält plötzlich meine Hand fest als ich gerade vorsichtig über diese Stellen fahre. Sein Atem geht schnell. Schneller als gerade eben noch.

>Jules...< raunt er und ich sehe zu ihm auf. Er schaut mich aus seinen hellblauen Augen müde an.

Über seiner Augenbraue hat er eine Platzwunde, ebenso auf der Unterlippe. Außerdem ziert seinen Wangenknochen ein weiterer Fleck.

>Ich bring dich nachhause Matteo...< sage ich dann aber er schüttelt den Kopf.

>Wenn ich SO heim komme, kann ich direkt abhauen und wieder zu meiner Mum ziehen Jules...wenn er mich so sieht bin ich geliefert..< ich hebe die Augenbrauen.

>Wer?< frage ich dann nach und Matteo wendet den Blick ab.

>Mein Dad< ich sehe sein Unbehagen.

>Sag mir jetzt endlich was passiert ist!< fodere ich nun schon ungeduldig.

>Ich wollte mir hier...etwas zum Kiffen kaufen Baby...< Baby? Wieso und seit wann nennt er mich so?

>Zum Kiffen?< er nickt.

>Und was ist dann passiert?< er schaut auf den Boden.

>Die Arschlöcher haben mich beschissen, mich verprügelt und dann hier liegen lassen...< ich sehe wie beschämt er deswegen ist. Einer alleine hätte wohl gegen Matteo keine Chance gehabt, aber mehrere...Ich seufze.

>Dann kommst du zu mir mit...meine Mum hat bestimmt nichts dagegen...< er schaut auf und fixiert mich mit seinen Augen.

>Meinst du wirklich das geht?< ich nicke.

>Und was ist mit Damon?< fragt er dann wieder niedergeschlagen.

>Das kläre ich schon. Du bist wichtiger!< sage ich so schnell, dass ich gar nicht überlegt habe was ich da eigentlich sage. Ich habe ihm gerade indirekt gesagt dass er mir wichtiger ist als mein eigener Freund. Ist das wirklich so? Matteo schluckt sichtbar. Dann nickt er langsam.

>Okay..< sagt er dann leise und ich stelle mich so hin, dass ich ihn stützen kann.

>Meinst du es ist etwas gebrochen?< er schüttelt den Kopf. Aber als ich meinen Arm um seine Taille lege zischt er wieder schmerzerfüllt.

>Oh Gott entschuldige Matteo!< seine Rippen sind bestimmt geprellt oder so..außerdem humpelt er.

>Danke Jules...wirklich...< meint er dann und ich lege ihm nun meinen zweiten Arm um den Bauch und kuschle mich vorsichtig an ihn.

>Für dich würde ich alles stehen und liegen lassen Matteo< gestehe ich ihm dann was ihn kurz dazu bringt die Luft anzuhalten.

>Ich für dich auch Baby..< ich mag es wie er das sagt. Aber es ist falsch. Ich sollte so nicht denken.

Als wir das Ende des Parks erreichen rufe ich ein Taxi. Matteo kann unmöglich die gut dreißig Minuten zu mir heim zufuß schaffen. Er ist leichenblass und schnauft schwer, obwohl wir gerade nur geschlichen sind.

Wenig später ist es da und so schnell es eben geht, steigen wir ein und fahren zu mir nachhause.

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