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In Eile machte ich mich fertig und verließ kurze Zeit später das Haus, begleitet von dem Gefühl des Traumes und dem Kribbeln auf der Haut.

▪︎

|Jimin|

Ein stechender Schmerz durchzog meinen Rücken, als ich quälend langsam meine Augen aufschlug. In den verspiegelten Wänden konnte ich meine Reflexion erkennen, nachdem ich mich nach kurzer Zeit aufgerichtet hatte. Die Morgensonne brach durch das Fenster herein und tauchte den ohnehin hellen Boden in ihr leuchtendes Licht.

Ich hatte gestern noch bis spät in die Nacht an einer Choreografie gearbeitet, die ich selbst entwickelt hatte. Daher hatte ich beschlossen im Tanzstudio zu übernachten, was in der letzten Zeit kein Einzelfall war.
Meine Muskeln brannten, wie beinahe jeden Morgen; es war ein vertrautes Gefühl. Wenn dies einmal nicht der Fall war, dann fehlte etwas; dann hatte ich das Gefühl, ich hätte nicht hart genug trainiert, ich hätte nicht alles gegeben, nicht genug Kraft investiert.

Zum Glück grenzte an den Tanzsaal ein Waschraum, den ich nach meinen häufigen Solo-Pyjamaparties zum Duschen aufsuchte, wie ich es auch heute tat.
Anschließend wühlte ich in meinem Rucksack nach meiner Zahnbürste, fand jedoch stattdessen das Speichermedium mit dem Song, den ich für Yoongi singen sollte.
Ich wollte es ihm schon längst zurück bringen, kam aber irgendwie nie dazu; ich hatte den Song jetzt schon seit ein paar Wochen bei mir. Ob er ihn vermisste?

Ich bemerkte, dass ich die letzten Wochen beschäftigter gewesen war, als sonst. Ich hatte eigentlich nie so richtig aufgehört, zu trainieren. Meine Stimme und meine Art zu Tanzen wirkten in der letzten Zeit irgendwie unzureichend auf mich. Ich wollte besser werden. Ich wollte, dass meine Stimme nicht mehr so oft brach und ich noch länger und detailorientierter tanzen konnte.

Ich hatte in der letzten Zeit wirklich nicht viel mit den anderen geredet, bis auf Jin und Hobi, die zu einem Teil meines Trainings gehörten.
Vielleicht sollte ich Yoongi seinen Song zurückbringen, vielleicht brauchte er ihn.

Nachdem ich mich komplett fertig gemacht hatte, machte ich mich auf dem Weg zu dem Studio, in dem er viel Zeit zu verbringen schien.
Erst nachdem ich angeklopft und einige Zeit gewartet hatte, fiel mir ein, dass er unmöglich schon dort sein konnte. Es war noch viel zu früh und ich selbst war auch nur hier, weil ich hier übernachtet hatte.
Aber was sollte ich jetzt tun? Ich konnte ihm den Song nicht einfach vor die Tür legen; das wäre unhöflich. Ich sollte einfach später wieder kommen. Bis dahin könnte ich noch ein wenig trainieren.

|Yoongi|

Ein Klopfen riss mich aus meinem schweren Schlaf und ehe ich die Chance hatte, langsam in der Realität anzukommen, kam ich mit meinem Körper, der sich gerade noch auf meinem unbequemen Sessel befand, auf dem harten Boden meines Studios auf. Ein gequältes "Fuck!" entkam meinen Lippen, ehe ich mich aufrappelte und verwirrt im Raum umherblickte.

Ich war gestern Abend wohl mal wieder zu müde gewesen um noch nach Hause zu fahren.
Außerdem hatte ich mir ein oder zwei Gläser Wein genehmigt, woran mich mein pochender Kopfschmerz wieder erinnerte.
Ich trank normalerweise nichts, wenn ich an Songs arbeitete, aber manchmal konnte es auch ganz hilfreich sein. Die leichte Benommenheit verleitete zu Gedanken eines anderen Ursprungs, eines tieferen Ursprungs. Über jeglichen Gedankengang wird ein Schleiher träumerischer Ernsthaftigkeit gelegt und nichts wird der schützenden Zensur des Bewusstseins unterzogen.
Jeder Gedanke lässt sich treiben in kompromissloser Ehrlichkeit und es scheint als würde man Dinge, durch diese sanfte Benebelung der Sinne, weniger deutlich von außen und intensiver von innen heraus wahrnehmen.

Spotlight | Taekook [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt