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"Das kann ja heiter werden!", lachte ich und bekam direkt eine Bestätigung von dem fröhlichen, zarten Jungen vor mir.
"Das will ich doch hoffen, Liebling!"

▪︎

Ich wusste, dass Jimin ein guter Schauspieler war, sonst würde er bei uns wohl kaum den Titel 'König des Musicals' tragen, was gleichzeitig für sein tänzerisches, sowie sein Gesangstalent sprach.
Aber dass er so gut war, dass er selbst mir das Gefühl geben konnte, er sei unsterblich in mich verliebt, obwohl ich wusste, dass es eine Lüge war, hatte ich nicht erwartet.

Immer dann, wenn Jungkook in der Nähe war, zögerte Jimin nicht, mich zu umgarnen und auf Händen zu tragen. Selbst, wenn es sich anfangs sehr komisch anfühlte, da ich Jimin mittlerweile als sehr guten Freund bezeichnen würde und es wahrscheinlich von außen auch genauso komisch aussehen mochte, da nur Jin den Grund für sein liebevolles Verhalten kannte und alle anderen keinen blassen Schimmer hatten, was hier vor sich ging, war es doch schön so gut behandelt zu werden.

Ob es überhaupt möglich war, dass Jungkook jemanden so liebevoll behandelte? Ich hielt den Gedanken daran für eine reine Wunschvorstellung. Eine solche Seite an ihm auszumachen, stufte ich als beinah unmöglich ein. Dennoch hatte er sich auf der Party von einer mir unbekannten Seite gezeigt ... irgendwie unsicher und um einiges respektvoller.

Ich hoffte jedoch, dass ich durch dieses kleine Schauspiel nichts zwischen Hobi und Jimin zerstören würde, denn ich kam von dem Gedanken nicht los, dass sich zwischen den beiden etwas entwickeln könnte. Eine Spannung umgab sie, die auf mich wirkte, als hätten sie eine tiefere Verbindung, die über eine freundschaftliche Basis hinausging.
Wie sie miteinander lachten, sich gegenseitig neckten, sich vertrauten und oftmals körperliche Nähe zueinander aufbauten, indem sie den anderen im Arm hielten. All das ließ mich solche Vermutungen aufstellen.

Und ich hoffte auch, dass der Mann, der Jimin einmal für sich gewinnen würde, unabhängig davon wer es war, ihn auch verdiente, denn er war so viel wert. Das wusste ich zwar schon vor unserer kleinen Fake-Beziehung, aber die Art, wie er einem das Gefühl gab, man sei der schönste Mensch der Welt, fühlte sich großartig an. Und ich hoffte einfach, dass er dieses Gefühl irgendwann dem richtigen Menschen geben konnte, denn er kam mir manchmal vor wie die wandelnde Personifikation der Liebe, so viel wie er davon verspühte.

Auch, wenn er älter war als ich, hatte ich den Drang diesen kleinen, liebenswürdigen Jungen zu beschützen und ich würde es mit jedem aufnehmen, der die Absicht hätte, ihn zu verletzen.
Allein, dass er mir dabei half diesen beinah unzerstörbaren Panzer zu durchbrechen, den Jungkook trug; dieses Schutzschild, das sein Selbstbild wahrte, wie Jin es gerne umschrieb, war ein riesiger Gefallen. Und ich kam nicht von dem Gefühl los, ihm auf ewig etwas schuldig zu sein.

Ich hoffte nur, Jin behielt Recht. Denn was war, wenn Jungkook mich tatsächlich einfach nur hasste? Dann stellte sich aber immernoch die Frage, wieso er jemanden küsste, den er nicht ausstehen konnte. War man unter Einfluss von Alkohol wirklich so wenig man selbst? Denn Jin's Erläuterung nach zu urteilen, war man es mehr denn je, fernab von all den Maximen und Einschränkungen, die man sich gesetzt hat. Er meinte, man sei unverfälschter. Ob ich das gänzlich unterschreiben konnte, war zwar fragwürdig, aber ich gab ihm in dem Punkt recht, dass man in diesem Zustand durchaus eher dazu verleitet wurde, impulsiver und intuitiver zu handeln.

Ob dieser Kuss ein Impuls gewesen war, dem er nachgegangen war, weil er sich nicht unter Kontrolle hatte? Bei mir war es immerhin ähnlich gewesen; ich hatte nicht den Moment in seine Einzelteile zerlegt und diese fünf mal durchdacht, ich hatte es ... einfach gemacht. Ich hatte gehandelt, ohne die Folgen zu bedenken. Hätte ich das auch getan, wenn ich nüchtern gewesen wäre?
Ich hätte sicherlich versucht, die Situation zu analysieren, in meinem Kopf Statistiken darüber erstellt, wie wahrscheinlich Jungkooks Verhalten war und diese anschließend auf sein voriges Verhalten bezogen und die Differenz interpretiert.
Den Moment hätte ich in jedem Fall nicht genossen; meine Gedanken hätten mich zurückgehalten.

Aber mir war klar, ich wollte es wieder tun. Ich fand das nicht gut, aber ich wollte es. Ich müsste ihn verabscheuen, denn sein Verhalten war das, was ich sah. Was dahinter stand konnte ich nicht wissen. Ich konnte es vielleicht erahnen, mir erhoffen, aber mit Sicherheit durchschauen konnte ich ihn nicht. Deswegen hoffte ich darauf, dass Jin Recht behielt. Er hatte ja schließlich eine Beziehung, er musste wissen, wie sowas lief. Was wusste ich schon von Beziehungen und der Liebe? Es lief eigentlich immer alles in dieser Richtung schief, was aber nicht schlimm war, denn wenn es nicht geklappt hatte, dann sollte es vielleicht einfach mit keiner dieser Personen klappen.

Aber sollte ich es dann nicht einfach dabei belassen? Sollte ich Jungkook wirklich dazu zwingen, sein Verhalten zu reflektieren? Mit einer Intrige? War das nicht grundlegend falsch?
Aber wie gesagt, was wusste ich schon? Ich vertraute Jin zu sehr, als dass ich den Vorschlag anzweifeln konnte. Außerdem tat es Jungkook vielleicht auch ganz gut, seine respektlose Attitüde einzuschränken oder gar abzulegen.

Nach langem Nachdenken über die besagte Situation fing ich langsam an, die Idee für gut zu befinden. Vor allem, weil ich manchmal von Jungkook missgünstige Blicke auffing und bemerkte, wie er Jimin ansah, als wolle er ihn in Stücke reißen. Er verhielt sich anders als sonst und war es nicht das, was Jin prophezeit hatte? War nicht genau das die gewünschte Reaktion?

Und wir spielten unser Schauspiel weiter mit dem Gedanken, dass alles gut lief. Zumindest bis zu dem Tag, als Jimin zur Gesangsprobe erschien und ein Veilchen sein linkes Auge zierte.

Spotlight | Taekook [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt