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Er packte mich auf einmal am Handgelenk und zog mich aus dem Filmstudio.
"Na los, wir müssen Jimin in den genialen Plan einweihen! Und außerdem sollten wir ihm Eis für sein Auge mitbringen!"

▪︎

|Jimin|

Ich saß erschöpft im Tanzstudio auf dem hellen Holzboden und mein Atem ging schnell, denn ich hatte gerade das Tanztraining für heute beendet. Ich hatte zwar nicht das Gefühl, dass ich genug trainiert hatte, jedoch musste ich mir noch ein wenig Energie für das Gesangstraining aufsparen. Ich hatte ohnehin vor, mal wieder die Nacht hier zu verbringen, um noch mehr Zeit zum Üben zu haben.

Doch gerade als ich den Song, den Yoongi mir verschafft hatte, proben wollte, fiel mir auf, dass ich das Speichermedium nicht dabei hatte. Ich wusste jedoch auch nicht, wo ich es zuletzt gesehen hatte. Eigentlich hatte ich es immer bei mir, für den Fall, dass ich proben wollte.

Was sollte ich jetzt tun? Ich brauchte die Musik, um zu proben, denn der Rythmus des Songs war so außergewöhnlich, dass ich mir, ohne ihn zu hören, nicht sicher sein konnte, ob ich es richtig machte.

Vielleicht hatte Yoongi die Datei noch und konnte mir den Song kopieren? Er musste den Song noch haben, er würde keinen seiner Beats löschen. Ich beschloss ihn zu fragen und machte mich auf den Weg zu seinem Studio. Bereits kurz darauf klopfte ich an die Tür, an der die Aufschrift 'Genius Lab' prangte.

Als er mir die Tür öffnete, trug er einen müden Ausdruck auf dem Gesicht, der sich jedoch in freudige Überraschung verwandelte, als er mich erblickte.
"Jiminie? Alles okay?", fragte er mich.
Ich bemerkte erst jetzt, dass ein unsicherer Blick auf meinem Gesicht lag.
"Ähm ... Ja, klar. Ich wollte ... also ich brauche kurz deine Hilfe.", antwortete ich stockend.
"Okay. Komm doch rein.", wies er mich schließlich an.

Als ich eintrat, bemerkte ich, dass etwas anders war. Die letzten Male, als ich Yoongi's Studio betrat, wurde dieses durch das kühle Licht, welches von den Bildschirmen der Computer ausging, beleuchtet. Doch dieses Mal schimmerte bläuliches Licht an einigen Stellen des Raumes. Als ich meinen Blick durch diesen schweifen ließ, erblickte ich ein ... Aquarium? Es stand in einer Ecke des Raumes und das Wasser warf helle Reflektionen an die Wand.

"Seit wann hast du denn ein Aquarium?", fragte ich ihn verwundert, nachdem er die Tür hinter mir geschlossen hatte.
"Oh ... also, weißt du, das ist eine lustige Geschichte ... Es gehört ... Namjoon! Nachdem er das Vorige kaputt gemacht hat, dachten wir, es wäre schlauer das Neue nicht in sein Büro zu stellen, sondern hier ins Studio."

"Oh achso, ja. Das war wirklich schlau.", antwortete ich leise.
"Ja ... gefällt es dir?", fragte Yoongi mich, während sein Blick auf den Boden gerichtet war.
Ich trat einige Schritte näher heran, um mir die kleinen Fische darin genauer anzusehen.

"Es ist bezaubernd. Ich könnte es mir ewig ansehen. Ich finde das irgendwie ... beruhigend, weißt du?", antwortete ich und drehte mich um, um Yoongi anzusehen.

Dieser kratzte sich am Kopf, während er zum Sprechen anhob. "Ähm ... ja! Also, du kannst gerne vorbeikommen und ... es dir ansehen, wann immer du möchtest.", antwortete dieser schnell.
"Danke, Yoongi-Hyung.", lächelte ich.
Auch er setzte ein Lächeln auf und richtete seinen Blick wieder auf einige lose Blätter, die auf seinem Tisch lagen, an den er herangetreten war.

"Woran arbeitest du?", fragte ich ihn daraufhin und schritt etwas auf den Tisch zu. Doch er sammelte panisch die Blätter ein und legte sie in eine Mappe, welche er gleich zuschlug.
"Ach, das ist nichts. Das sind Vorarbeiten für das nächste Projekt und naja ... du darfst sie leider noch nicht sehen. Eine Anweisung von Jin. Top Secret, du weißt schon.", ratterte er herunter.

"Oh ... okay.", meinte ich nickend.
"Ja ... ähm, wie geht es deinem Auge?", fragte Yoongi schnell.
"Mein Auge? ... Oh! Achso, mein Auge, ja klar, dem geht es ganz gut ... tut gar nicht mehr weh!", log ich.
"Wie hast du das denn überhaupt hingekriegt?", schmunzelte Yoongi.

"Ich ... bin sehr schusselig, sowas passiert mir echt oft, aber weißt du ... ich wollte dich eigentlich fragen, ob du mir den Song nochmal kopieren könntest? Du weißt schon, den Song, den du mir als Solo verschafft hast. Ich weiß leider nicht, wo ich ihn gelassen habe und brauche ihn.", stammelte ich etwas zu schnell, denn ich wollte das Thema so rasch wie möglich wechseln. Ich war wirklich kein guter Lügner und wollte nicht, dass Yoongi den wahren Grund für mein blaues Auge herausfand.

"Oh, ja natürlich!", rief er und setzte sich sogleich an seinen Computer, um mir den Song zu kopieren.
Nicht mal eine Minute später, übergab er mir auch schon ein neues Speichermedium.

"Hier, bittesehr, pass diesmal besser darauf auf.", sagte er.
"Danke, Hyung.", lächelte ich ihn an und stand nun etwas unschlüssig vor ihm, was mir ein bisschen unangenehm war.
Er kratzte sich noch einmal am Hinterkopf, ehe er die Stille durchbrach, wofür ich ihm sehr dankbar war.

"Also ... du und Taehyung, hm?", fragte er unsicher und ich wollte sogleich im Erdboden versinken. Auf der einen Seite, war es gut, dass er uns unser Schauspiel abkaufte, dann würde es auch jeder andere tun und vor allem Jungkook, um den es ja dabei ging. Auch wenn die Schlägerei, die eigentlich nur von ihm geführt wurde und ich eher als Boxsack fungierte, schon dafür sprach, dass es etwas in ihm auslöste, war es trotzdem gut, dass Yoongi mir bestätigte, dass es von außen glaubwürdig wirkte.
Das war genau das, was wir erreichen wollten.

Aber aus irgendeinem Grund fiel es mir schwer, Yoongi die Frage zu beantworten. Die Antwort war klar, ich musste die Illusion aufrechterhalten. Ich wollte jedoch nicht, dass er glaubte, ich hätte mein Herz an Taehyung verloren. Irgendetwas in mir wollte ihn anlügen, ihm weismachen, dass er das falsch verstanden hatte, dass ich keine Beziehung mit Taehyung führte, dass ich zu niemandem gehörte. Doch das konnte ich nicht tun.

"Ähm ... ja, also, ich meine ... Ja, so ist es." stotterte ich und konnte mich irgendwie nicht überwinden, in sein Gesicht zu sehen.
"Oh, das ist ... schön. Viel Glück.", hörte ich ihn leise sagen und ich wurde mit einem Mal unruhig und irgendwie traurig und konnte nicht einmal genau sagen, wieso.

Immerhin half ich Taehyung bei seiner Herzensangelegenheit und das sollte mich mit unbändiger Freude erfüllen, was es durchaus tat. Doch, dass ich Yoongi deswegen belügen musste, ernüchterte mich. Wie gerne hätte ich ihm die Wahrheit gesagt.

"D-danke. Ich muss los.", brachte ich noch heraus und stolperte im nächsten Moment schon aus dem Studio, den Song von Yoongi in meiner Hand fest umklammert.

Spotlight | Taekook [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt