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Wir gingen zusammen zur Mittagspause und meine Miene erhellte sich augenblicklich, als ich mich daran erinnerte, dass ich am Nachmittag eine Probe mit Jimin haben würde.

▪︎

"Hast du schon gehört, dass Agust D ein neues Mixtape angekündigt hat?", freute sich Jimin während unserer Probe.

"Wirklich? Das ist ja mega geil! Wann?", steckte mich seine Freude an. Ich bemerkte plötzlich, dass ich mich in den letzten Tagen mit kaum etwas anderem beschäftigt hatte, als Jungkook.
Normalerweise bekam ich solche Dinge mit und meine Vorfreude ließ mir keine Ruhe. In der letzten Zeit jedoch hatte ich für vieles, das sich in meinem Umfeld ereignete, keinen Kopf gehabt. Auch Jimin schien dies bemerkt zu haben.

"Sag mal, lebst du neuerdings hinter dem Mond?"
Da ich Jimin ohnehin alles erzählen wollte, erklärte ich ihm bei dieser Gelegenheit, wieso ich in der letzten Zeit gedanklich so eingespannt war.

"Ihr habt im Konferenzraum total gay miteinander gekuschelt und die ganze Nacht geredet?", fragte er ungläubig.

"Ja, Jimin, was ist daran so verwunderlich?"
Er räusperte sich. "Ich war mit dir auf der Tanzfläche. Ich weiß, dass du auch anders kannst. Und Jungkook kann ich mir so soft beim besten Willen nicht vorstellen.", antwortete er.

"Du bist genau wie Jin, ihr beiden lest zu viele Erotikbücher. Ganz ehrlich, kommt mal runter. Und außerdem: Wann verhältst du dich endlich mal mit Yoongi so gay?", zog ich ihn auf und er quittierte dies mit einem tiefen Seufzen.

"Ach ... Yoongi-Hyung und ich reden ja nicht mal miteinander. Ich traue mich nicht mehr, mit ihm zu sprechen, nach dem was passiert ist. Nicht, dass wir davor sonderlich viel geredet hätten...", murmelte er enttäuscht.

"Glaubst du, Jungkook und ich haben vorher so viel geredet? Du musst nur einen Schritt auf ihn zu gehen.", versuchte ich ihn zu ermutigen, sich Yoongi anzunähern, denn dieser schien ja auch selbst nichts in die Hand zu nehmen.

"Dann denkt er womöglich noch, ich wolle dich mit ihm ersetzen und fühlt sich wie mein Trostpflaster. Du und ich haben uns doch erst vor kurzer Zeit getrennt, Taehyung.", schmollte er und ich verstand, was er meinte.

Yoongi musste den Schritt machen. Jimin würde es nicht tun. Sollte ich vielleicht noch mal mit ihm reden? Traute er sich vielleicht selbst nicht, einen Schritt auf Jimin zuzugehen? Ich meine, er geht im Allgemeinen nicht besonders häufig auf Menschen zu, zumindest meiner Einschätzung nach. Manchmal tauchte er nicht mal zur Mittagspause auf und blieb stattdessen in seinem Studio. Ich sah ihn auch nicht oft mit anderen sprechen. Ich sah ihn jedoch generell nicht oft. Er war nicht wie Hobi, der mit jedem Freundschaft schloss, dem er über den Weg lief.

Jimin wirkte die restliche Probe über etwas betrübt und ich versuchte, ihn mit allen Mitteln zum Lachen zu bringen. Dabei brachte ich in Erfahrung, dass er es gar nicht leiden konnte, wenn ich meine Schuhe auszog und sie mitten im Raum liegen ließ. Er kickte sie aufgebracht durch den Raum und ich konnte nicht anders, als selbst in Gelächter auszubrechen, wann immer er das tat.

Als ich abends im Bett lag, wollte ich Verpasstes aufholen und checkte Agust D's Twitter-Account, um mir die Ankündigung anzusehen und legte anschließend voller Vorfreude mein Handy beiseite, bis ich unerwarteter Weise einige Nachrichten erhielt.

Jungkook:
Hey Tae...
Hast du vielleicht Lust morgen
Abend mit mir zusammen etwas
zu kochen?
22:34

Und zu essen natürlich! haha
22:35

Also, ich meine bei mir Zuhause...
22:37

Ein Grinsen bildete sich auf meinem Gesicht und ich musste kichern wie ein verknallter Teenager. Ich fand diese Nachrichten unglaublich niedlich und wusste gar nicht, wohin mit mir.

Taehyung:
Das würde ich total gerne!
22:40

Aber sehen mich deine Eltern dann nicht?
22:41

Dieses Gespräch erinnerte mich schon jetzt an meine Schulzeit, als man heimlich 'Beziehungen' führte, niemandem davon erzählte und sich beinahe fühlte wie ein Geheimagend.
Ich machte mir jedoch Sorgen, dass es Jungkook Probleme bereiten könnte, sich mit mir zu treffen. Wir waren zwar Schauspieler, aber meine neu gewonnene Zuneigung zu ihm zu verstecken ... das konnte ich nicht.

Jungkook:
Mach dir darüber keine Sorgen.
Meine Eltern haben mir vor ein paar Jahren eine Wohnung finanziert.
Ich lebe alleine.
22:45

Ich hatte beinahe vergessen, dass Jungkooks Eltern reich waren und ihm so viel Luxus baten, dass er in seinen jungen Jahren schon einen sehr hohen Lebensstandard gewohnt war.
Ich war ein bisschen älter, nicht viel. Doch ich konnte mir nicht vorstellen, alleine zu leben. Ich sah zwar meine Eltern in letzter Zeit seltener und meine Schwester bekam ich durch ihr Studium auch nicht mehr so oft zu Gesicht. Aber ich konnte mir nicht ausmalen, wie es war, die einzige Bewegung, das einzige Leben in einer Wohnung oder einem Haus zu sein. Es war sicherlich sehr selbstbestimmt und man hatte viel Zeit für sich. Es musste jedoch einsam sein. Jungkook musste einsam sein.

Zwar hatte ein jeder manchmal mit Einsamkeit zu kämpfen - mir zum Bespiel fiel es schwer alleine in meinem Bett zu schlafen, obwohl ich es jede Nacht tat - aber abends nach Hause zu kommen und niemand ist da, der auf einen wartet. Alles ist dunkel und man ist allein. Und noch dazu in kühlen Jahreszeiten ... Das musste schwer sein.

Vielleicht stellte ich es mir jedoch auch nur so schlimm vor, weil ich selbst ein Mensch war, der gerne andere um sich herum hatte. Ich hatte früher viel mehr Zeit mit meiner Schwester verbracht als alleine. Und auch heute würde ich gemeinsame Zeit, der Zeit alleine ohne zu zögern vorziehen. Ich brauchte zwar auch manchmal Zeit für mich selbst, jedoch versank ich leicht in Gedanken.

Ich sagte Jungkook schließlich zu und beim Gedanken an den morgigen Abend verspürte ich ein angenehmes Kribbeln in meiner Magengegend.

Spotlight | Taekook [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt