FIVE

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Cassian

»Nein Mommy«, rief ich und klammerte mich an ihrem Mantel fest. Meine kleinen Finger krallten sich in den weichen Kaschmirstoff und ich zog mit ganzer Kraft daran. »Louise wird auf dich aufpassen, Schatz«, sagte sie in ihrer ruhigen, freundlichen Stimme und lächelte mir zu. »Daddy und ich sind in ein paar Tagen wieder zu Hause«, sie beugte sich zu mir herunter und gab mir einen leichten Kuss. Wie immer wischte sie mir danach sanft über die Stelle um ihren Lippenstift zu entfernen und ich grinste sie strahlend an. Die Tür ging auf und ein hochgewachsener Mann trat in den Raum. Als ich ihn sah, lief ich auf ihn zu und sprang in seine Arme. »Daddy«, rief ich und mein Vater schlang seine Arme um mich. »Cass«, rief er und wirbelte mich ein wenig durch die Luft. »Deine Mutter und ich müssen uns jetzt beeilen, aber wir sehen uns in ein paar Tagen wieder ok? Du bist jetzt der Mann im Haus, pass auf deine kleine Schwester auf, ok?«, er sah mich mit seinen vor Abenteuerlust glitzernden Augen an und streckte mir seine Faust entgegen. Ich nickte tapfer und schlug ein. Bis zur Tür folgte ich den Beiden, dann verschwanden sie in der schwarzen Limousine und somit aus meinem Sichtfeld. Das Auto rollte von unserem Anwesen und ich winkte ihnen wie wild hinterher. Vor dem großen schmiedeeisernen Tor blieben sie auf einmal stehen. Ich beobachtete das Auto, doch es fuhr nicht durch das Tor, obwohl es schon geöffnet wurde. Ich sah Louise fragend an. »Deine Mutter hat bestimmt wieder etwas vergessen«, lächelte sie und wollte mich schon wieder ins Haus bugsieren, doch ich hielt mich an der Tür fest und riss mich los. Ich rannte über die Wiese, die ich sonst nie betreten durfte, weil mich unser Gärtner sonst ausschimpfte, bis zu dem Auto. Ich lugte hinein und mein Herz setze für einen Schlag aus.

Ich schnappte panisch nach Luft, atmete den lebensnotwendigen Sauerstoff ein und setzte mich in meinem Bett auf. Ich griff nach dem Inhalator und hielt ihn mir an den Mund. Nach ein paar Atemzügen, fühlte ich mich nicht mehr, als würden meine Lungen zerbersten und ich spürte wie sich mein Puls langsam wieder normalisierte. Ich war nicht dort. Ich war in Sicherheit, in meinem Apartment in New York, hier konnte mir niemand etwas antun. Mein Puls rast immer noch und ich griff nach der Wasserflasche auf meinem Nachttisch und trank sie gierig aus. Ich verdrängte die Bilder aus meinem Kopf und lief in das angrenzende Badezimmer, dort drehte ich die Dusche auf und stellte mich unter den kalten Strahl. Ich bekam eine Gänsehaut und alle Alarmglocke in meinem Kopf schrillten und sagten mir die Dusche wärmer zu stellen, doch ich ließ das eiskalte Wasser die schlimmen Erinnerungen aus meiner Vergangenheit wegwaschen.

Nachdem ich mich fertig gemacht hatte fuhr ich ins Büro und betrat den verglasten Hochhauskomplex. Diese Firma war mein ganzer Stolz und ich investierte meine ganze Zeit hier rein. Suzanna meine persönliche Assistentin, begrüßte mich und ich nickte ihr lächelnd zu. »Guten Morgen Mr. Kingston, ihre Schwester wartet auf Sie«, dabei zwinkerte sie mir aufmunternd zu und ich verdrehte wie ein kleines Kind meine Augen.

Katleen hatte anscheinend telepathische Fähigkeiten, denn sie wusste immer genau wann sie sich melden musste um etwas Interessantes in Erfahrung zu bringen.

Ich öffnete die dicke Glastür und sah Kathy auf meinem Stuhl sitzen. »Hi Bruderherz«, sagte sie und strahlte mich an. »Hi Kathy«, seufzte ich und scheuchte sie aus meinem Stuhl. Sie setzte sich auf das Sofa in einer Ecke des Büros und steckte ihr Handy ein.

»Du hast auf meine Nachrichten nicht geantwortet und ich wollte sicher gehen, dass es dir gut geht«, flötete sie und strich sich ihre Haare hinter die Ohren.

»Ich bin ein ziemlich beschäftigter Mann«, sagte ich und sie lachte auf. »Zu beschäftigt um deiner kleinen Schwester zurück zu schreiben?«, sie zog eine Augenbraue nach oben.

»Was ist los Kathy?«, fragte ich und sah sie an. »Ich vermisse sie«, murmelte meine kleine Schwester und mein Herz zog sich zusammen.

Ich stand auf und ließ mich neben sie fallen. »Ich auch«, murmelte ich und sie legte ihren Kopf an meine Schulter.

»Glaubst du wirklich, dass es ein Unfall war?«, fragte sie mich und ich richtete mich auf. »Natürlich«, ich sah sie eindringlich an. »Es war ein Unfall, niemand trägt daran die Schuld, ok?« Sie nickte und lehnte sich wieder an mich. »Ich wünschte nur, dass sie sehen können, dass es uns gut geht«, murmelte sie.

»Das wissen sie, da bin ich mir ganz sicher«, versicherte ich ihr und wir blieben noch eine Weile so sitzen und gingen unseren eigenen Gedanken nach.

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Nicht nur Hailey hat eine schwierige Vergangenheit 🤫

Love again (alte Version!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt