THIRTYSIX

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Cassian

Ich wachte auf, weil Hailey sich unruhig im Schlaf drehte und mir die Decke weggezogen hatte.

Ich setzte mich langsam auf und sah auf sie herab. Ihr sonst so friedliches Gesicht, war verkniffen und sie wälzte sich hin und her. Ich wusste nicht, ob ich sie wecken sollte, doch bevor ich eine Entscheidung treffen konnte, flüsterte sie etwas.

Ich beugte mich näher zu ihr um zu verstehen, was sie sagte.

Bevor ich noch etwas des wirren Worte aufschnappen konnte.

»Ethan!«, ihr panischer Schrei durchbrach die Stille und sie wachte auf.

»Wer ist Ethan?«

Sie sah mich geschockt an und blickte weg.

Das Blut rauschte in meinen Ohren und mein Herz setzte für einen Moment aus.

»Wer zur Hölle ist Ethan?«, fragte ich erneut und meine Stimme wurde lauter, panischer.

»Sag mir, dass das nicht wahr ist«, ich stand auf und raufte mir durch meine pechschwarzen Haare.

»Sag mir, dass das nicht stimmt«, wiederholte ich mich und ich merkte wie meine Stimme brach.

Ich sah in ihre grünen Augen, die mich traurig ansahen.

»Nein, du verstehst das falsch«, ihre Stimme war viel zu hoch und ich konnte ihre Verzweiflung spüren, doch ich ignorierte dies.

»Das kann nicht dein Ernst sein, wer verdammt nochmal ist Ethan?«, ich wurde lauter und meine Augen waren vor Wut zusammengekniffen.

Sie stieg nun auch aus dem Bett und so standen wir uns gegenüber, lediglich das Bett war zwischen uns.

»Ich kann das Erklären«, sie versuchte beschwichtigend auf mich einzureden, doch ich unterbrach sie.

»Ach so ist das also, du kannst das erklären«, ich lachte bitter auf.

»Weißt du was? Ich kann mir das auch erklären. Bin ich dir nicht gut genug? Habe ich dich falsch behandelt? Sag mir nur eins: Warum habe ich es verdient, dass meine Freundin, mein Ein und Alles, von einem anderen Typen träumt? Erklär mir das einfach.«

Sie war sprachlos und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

»Nein, das stimmt nicht«, ihre Stimme brach und sie konnte nicht weiterreden. Eine Träne lief ihr die Wange hinunter und sie wischte sie nicht einmal weg.

Ich war es müde mit Hailey zu streiten und vor allem war ich müde zu sehen wie ich mir und ihr in diesem Augenblick das Herz brach.

»Du kannst es also nicht erklären, aber ich sage dir hier etwas. Jeden verdammten Tag bekomme ich Nummern zugesteckt, werde an geflirtet oder gar nach meiner Nummer gefragt. Und weißt du was ich jedes einzelne Mal darauf antworte?«, mein Blick bohrte sich in ihre Augen.

»Ich sage ihnen, dass das wunderbarste, schönste und liebevollste Mädchen zu Hause auf mich wartet, die ich glücklicherweise meine Freundin nennen darf. Ich sche*ße auf diese ganzen geldgeilen B*tches, die nur hinter meinem Geld her sind, weil ich verdammt noch einmal der glücklichste Mann auf dieser Welt bin. Weil ich dich habe, aber dir bedeutet das anscheinend nichts.«

Ich sah wie sie meine Worte verletzen zu scheinen, doch sie wusste nicht wie sehr sie mich gerade verletzt hatte.

»Ich habe alles getan um dich für mich zu gewinnen. Ich habe dir Zeit gegeben und als du eingezogen bist hatte ich gedacht, dass wir es endlich geschafft haben eine funktionierende Beziehung zu führen, aber da hatte ich mich wahrscheinlich auch getäuscht.«

Mein Herz brach, als sie mich ansah und die schlimmsten Worte, die ich mir in dieser Situation hätte vorstellen können, sagte.

»Er war mein Freund«, ihre Stimme zitterte, doch sie sah mir fest in die Augen und ich könnte schwören, dass ich in dieser Sekunde hörte wie mein Herz in meiner Brust in eine Millionen Teile zerbrach.

»Er war dein Freund?«, fragte ich nüchtern, gerade zu gelassen.

Ich verdrängte meine Wut, meine Angst sie zu verlieren und vor allem meine Trauer. Ich setzte meine Maske wieder auf, so wie ich es immer machte, ich sah sie kalt an und wartete auf ihre Antwort.

In meinem Kopf drehte sich alles und ich würde sie am liebsten fragen, ob das hier ein Prank war, doch ich wusste es besser.

Die Person, die mir am meisten bedeutete brach mir gerade mein Herz. Die Person, die schnurstracks durch die Mauern, die ich um mich herum aufgebaut hatte, durchgelaufen war und mein Herz erobert hatte, ließ mich nun eine unendliche Leere spüren.

»Er war im College mein erster fester Freund«, ihre leise Stimme riss mich aus der Starre.

»Wir sind recht schnell zusammengekommen und es war alles perfekt. Wir waren ein tolles Paar, er besuchte meine Familie zum Family Brunch und ich seine. Wir zogen nach wenigen Monaten zusammen, was unsere Beziehung stärkte. Drei Jahre waren wir zusammen, studierten und lebten in einer gemeinsamen Wohnung, bis er vergessen hatte eine Kerze auszupusten«, ihre Stimme wurde immer leiser und mein Herz schmerzte, als es bei mir Klick machte. »Er war dabei, oder?«, fragte ich sie vorsichtig und sie nickte nur.

Ich hatte sie angeschrien und beschuldigt fremdgegangen zu sein, obwohl sie nur vom schlimmsten Tag ihres Lebens geträumt hatte und ich eigentlich für sie hätte da sein müssen.

»Hailey, Baby, das tut mir unendlich leid«, ich umrundete das Bett und nahm vorsichtig ihre Hände in meine.

»Ich hätte dich nicht anschreien und beschuldigen dürfen, es tut mir so leid, Princess«, ich nahm sie in den Arm und küsste sie sanft.

»Das Schlimme, daran ist, dass ich an seinem Tod Schuld bin. Er war so darauf bedacht, dass es mir gut ging, dass er eine Treppenstufe übersah und sich den Kopf stieß«, sie schluchzte auf und mein Herz zog sich fest zusammen.

»Es ist vor Ort an einer Kohlenstoffmonoxivergiftung gestorben«, erklärte sie und wischte ihre Tränen an der Bettdecke ab. »Es tut mir so leid Baby«, flüsterte ich und strich ihr sanft über die Wange.

»Das war also ihre Vergangenheit, ein schlimmer Brand, der ihr ihr Freund genommen hatte«, dachte ich. Ich fühlte mich so schlecht wie noch nie. Ich erwartete von ihr, mir ihre ganze Lebensgeschichte zu erzählen, wenn ich es nicht einmal schaffte über meine Vergangenheit zu reden.

Ich riss mich zusammen und ließ die Vergangenheit nicht über meine Gegenwarte und Zukunft bestimmen. Ich verdrängte die Bilder und konzentrierte mich auf meine Freundin.

»Warum hast du mir nicht früher davon erzählt? Ich hätte dir vielleicht helfen können«, ich sah sie verzweifelt an.

»Es ist zwar süß, dass du mir helfen willst, aber Ally und Mrs. Miller, meine Therapeutin, hatten es auch schon versucht, aber da muss ich alleine durch. Zweitens, hilfst du mir, in dem ich mit dir Zeit verbringe. Seitdem wir zusammengezogen sind, war das mein erster Alptraum. Früher hatte ich sie täglich und drittens habe ich es dir einmal erzählt, zwar nicht die ganze Geschichte, aber ich habe das Thema angeschnitten«, versuchte sie sich zu rechtfertigen.

»Alles gut«, ich strich ihr über die Wange und schloss sie in meine Arme.

»Ich bin für dich da. Immer!«

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twist

Love again (alte Version!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt