»Ich möchte, dass du die nächsten Wochen hier bleibst.«
Die Worte aus meinem Mund waren kein wirklicher Wunsch, sondern ein Wille.
Ich wollte Tears die nächsten Tage nicht alleine lassen.
Ihre geröteten Augen und das blasse Gesicht bereiteten mir riesige Sorgen und ihr abgemagerter Körper machte mich selbst krank.
Sie musste die ganze letzte Woche kaum etwas gegessen haben und so, wie sie gestern aussah, als ich sie gefunden hatte, schien sie nächtelang wach und draußen verbracht zu haben.Wie lange war Jane wohl schon tot?
Diese Frage wirbelte in mir einen Sturm voller Unruhe auf, denn auch mich ließ ihr Abgang nicht kalt. Mir grauste es vor Augen, wenn ich an den Grabstein dachte und die lange Reihe von Verwandten, die Tears alle verloren hatte.
Mir war gestern im Puzzle der Verwirrung ein Licht aufgegangen und all die Gespräche in denen Tears traurig den Blick gesenkt, ihre glasigen Augen versteckt und vom Thema »Familie« sofort abgelenkt hatte, hatten plötzlich einen Sinn ergeben.
Ich hatte keinen Schimmer über die Todesursachen oder Details ihrer Eltern und so gerne ich meine Fragen auch beantwortet haben wollte, so traute ich mich nicht Tears danach zu fragen. Es ging mich im Übrigen auch nichts an.Was in ihrer Familie vorgefallen war, hatte ihr eine riesige Wunde ins Herz gebrannt und sie schien sich nicht zum ersten Mal von ihrer Trauer auffressen und zerstören zu lassen. Mir schien es bereits gestern so, als habe sie mit jeder Sekunde, die sie länger an Janes Grab verbrachte, ihr eigenes Leben aufgegeben.
Mir schauderte der Anblick ihrer verweinten und zerstörten Person, die sich gestern in meinen Armen gewunden hatte und mich anschrie, sie wegen der Situation und ihrer Schwäche auszulachen.
Es war schrecklich gewesen ihrer schluchzenden, gebrochenen Stimme zu lauschen und dabei zu wissen, dass sie tatsächlich glaubte, ich könne je so herzlos sein.Mir war mit jedem ihrer Worte mehr danach gewesen sie zu küssen, um ihre wunderschönen Lippen nicht solche Worte schreien zu lassen, und selbst zu weinen, weil die Lage einfach zerreißend gewesen war.
Ich hatte bei meiner Abreise in England gedacht, dass ich sie voller Stolz bei der Arbeit antreffen würde, die Lippen verzogen, wegen des himmlischen Geruchs nach Rotwein und Zitrone.
Ich hatte gedacht, dass sie mich an der Bar ignorieren und mir einen langen, hasserfüllten Vortrag halten würde, über mein dummes, idiotisches Arschlochverhalten.
Mir wäre alles lieber gewesen, als sie voller Angst suchen zu müssen und sie schließlich auf einem Friedhof wiederzufinden.Gestern hatte ich wirklich geglaubt, dass dieses Leben zum Fehler bereuen gedacht war.
Ich hatte gedacht, dass es besser sei Abstand in unsere Beziehung zu bringen und kaum kehrte ich Tears den Rücken zu, litt darunter ungemein, verlor sie ihre Schwester und damit ganz offensichtlich den letzten Menschen, der ihr zur Seite gestanden hatte.
Ich war nicht nur ein kleines Arschloch, wie sie immer behauptete, ich war das größte von allen.Ich hätte bleiben sollen.
Ich hätte die letzten Tage zu den schönsten aller Zeiten machen sollen. Stattdessen war ich gegangen, hatte mich nicht einmal verabschiedet oder die Lage erklärt. Ich war bloß feige gewesen und jetzt strafte mich die Zeit.Wer im Leben hatte sich nicht schon mal gewünscht die Zeit zurückzudrehen?
Ich wünschte, es wäre mir einmal im Leben möglich, um einen gewissen Fehler nicht zu begehen.
Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich nur fünf Minuten länger mit Tears auf der Treppe vor ihrem Haus gesessen hätte. Vielleicht wäre alles anders gekommen, hätte ich mir Janes immerwährenden Reden mehr zu Herzen genommen.»Egal was gerade mit dir ist und was auch immer Tears falsch gemacht hat, bitte verletz sie nicht, wie ich es tun werde.«

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TEARS
Romance»𝐀𝐥𝐥𝐞𝐬 𝐛𝐞𝐠𝐚𝐧𝐧 𝐦𝐢𝐭 𝐝𝐞𝐦 𝐒𝐜𝐡𝐰𝐮𝐫, 𝐧𝐢𝐞 𝐳𝐮 𝐥𝐢𝐞𝐛𝐞𝐧, 𝐮𝐧𝐝 𝐞𝐧𝐝𝐞𝐭𝐞 𝐦𝐢𝐭 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐦 𝐌𝐚̈𝐝𝐜𝐡𝐞𝐧, 𝐝𝐚𝐬 𝐢𝐜𝐡 𝐥𝐢𝐞𝐛𝐭𝐞« Davis hat es auf der Karriereleiter nach ganz oben geschafft. Als Milliarden Unternehme...