Davis schien die Lichtung mit einem schönen Tag aus seiner Vergangenheit zu verbinden.
Er lächelte und schaute sich neugierig in der Umgebung um, geflutet von Gedanken, die ihm zurück in den Sinn kamen. Wir hatten nach meinem Geständnis mitten auf der Straße angehalten und uns lange in die Augen gesehen. Ohne ein Wort war Davis dann irgendwann ausgestiegen, hatte mir die Tür aufgehalten und gesagt, dass er mir etwas zeigen wolle. Und hier waren wir nun. Mitten im Wald.
Ich konnte meine Gedanken nicht still halten. Das, was ich vorhatte zu tun, kostete mich Kraft und sehr viel Mut. Aber ich war bereit.Tief in mir drinnen fühlte ich all die über Jahre aufgestaute Last, die endlich frei sein wollte. Ich wollte, dass sie frei war.
Davis hatte recht. Ich sollte nicht in mich hineinfressen, was mich kaputt machte. Wenn ich wirklich leben und irgendwann nicht mehr weinen wollte, wenn ich an Jane dachte, dann musste ich endlich anfangen zu reden. Mein Mund musste endlich aussprechen, was ich mir tagtäglich dachte.
Ich hatte genug gelitten, genug für mich allein. Nun musste ich beginnen mit allem abzuschließen, mit meinen Tränen, meiner Trauer.
Meine Familie hatte es verdient eine goldene Erinnerung zu werden, die ich mit einem Lächeln im Herzen trug und immer dann hervorhob, wenn etwas Schönes in meinem Leben geschah. Ich sollte nicht um sie weinen, das wollte niemand sehen. Nicht einmal ich.
Was genug war, war genug.Vielleicht beging ich gleich einen Fehler. Vielleicht holte mich meine Naivität ein und ich bereute schon bald, mich so wohl in Davis Nähe zu fühlen. Sicher wäre es das beste sich von ihm fernzuhalten, ihn nicht zu mögen und ihn nicht so nahe an mich heranzulassen, aber unsere erste Begegnung war nur noch ein blasser Vergleich, mit all der Mühe, die sich Davis gab, um mir mein Leben ohne Jane irgendwie erträglicher zu machen.
Die Woche in England war eine Pause gewesen, die mir unglaublich gutgetan hatte und mich noch näher an Davis geschweißt hatte. So liebevoll, fürsorglich und freundlich war er mir noch nie begegnet.
Morgens hatte er für mich Frühstück gemacht, mich rundum versorgt und verwöhnt und getröstet und jeden Tag hatte er etwas anderes geplant, um mich abzulenken und mir Bath zu zeigen. Die Stadt war wundervoll und auch Davis Familie war unglaublich freundlich und nett, dass ich gar nicht anders konnte, als sie zu lieben.Davis Familie und auch sein Wohnort erinnerten mich stark an meine eigene Familie und die gemeinsame Zeit, die wir gehabt hatten. Daniel und Gray waren wie Geschwister geworden und Kate war eine exakte Kopie von meiner Mutter. Sie war herzlich, aufgeschlossen und von Natur aus ein unglaublich neugieriger Mensch. Sie hatte Temperament und ich bewunderte, wie gut sie ihre Männer Zuhause im Griff hielt. Mein Dad hatte es mit drei Mädchen auch nicht immer leicht gehabt, obwohl Jane in seinen Augen nie ein Pubertärer-Teenager geworden war.
Charlie blühte in Gegenwart seiner drei Söhne auf. Es war deutlich zu sehen, dass die Familie sich liebte, denn sie alle sahen so unbeschwert und glücklich aus und es schien, als wäre jedes Problem kleiner, sobald sie beieinander waren.
Charlie und Kate waren wie meine Eltern. Abends saßen sie gemütlich auf dem Sofa, nachmittags jäteten sie ihren Garten und morgens bestanden sie auf ein gemeinsames Frühstück. Ich war sehr gerne in ihrer Nähe, hatte mich am letzten Abend stundenlang mit beiden unterhalten und war froh, dass sie mich nicht Klischee mäßig ausfragten, sondern einfach in ihren Alltag integrierten. Ich war von Anfang an in ihrer Mitte willkommen gewesen und ich wusste nicht, ob Davis sie über meine Schwester und Familie informiert hatte, aber unsere Gesprächsthemen waren nie in diese Richtung verlaufen.
Dafür war ich sehr dankbar.Ich hatte nicht gelogen, als ich Davis vor einer knappen halben Stunde gesagt hatte, dass er der Einzige war, dem ich fähig wäre von meiner Vergangenheit zu erzählen. Er war der Einzige, dem ich im Moment kompromisslos vertraute, zu dem ich mich hingezogen fühlte und geborgen, dass ich ihm mein Leben anvertrauen würde. Er hatte es verdient Antworten auf die Fragen in seinen Augen zu bekommen. Antworten auf die Fragen, die er sich nicht traute auszusprechen.
Antworten, die mir ein Messer in die Brust rammen würden, aber das mussten sie.
Es war nötig sich zu verletzten, um dann zu heilen.

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TEARS
Romance»𝐀𝐥𝐥𝐞𝐬 𝐛𝐞𝐠𝐚𝐧𝐧 𝐦𝐢𝐭 𝐝𝐞𝐦 𝐒𝐜𝐡𝐰𝐮𝐫, 𝐧𝐢𝐞 𝐳𝐮 𝐥𝐢𝐞𝐛𝐞𝐧, 𝐮𝐧𝐝 𝐞𝐧𝐝𝐞𝐭𝐞 𝐦𝐢𝐭 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐦 𝐌𝐚̈𝐝𝐜𝐡𝐞𝐧, 𝐝𝐚𝐬 𝐢𝐜𝐡 𝐥𝐢𝐞𝐛𝐭𝐞« Davis hat es auf der Karriereleiter nach ganz oben geschafft. Als Milliarden Unternehme...