KIARA
Schweigend sassen wir zu viert auf der Couch im grossen Wohnzimmer. Noah hatten wir Nachhause gebracht und sind nun zu uns gefahren.
Ich wusste nicht was ich sagen soll geschweige denn was wir nun tun sollten. Alejandros Drohung hallte immer noch in meinen Kopf.
"Was wollen wir jetzt machen?" Zu meiner Überraschung war es Hunter der das Schweigen beendete.
"Weiss ich doch nicht" fauchte Kaden. Wütend starrte er auf den Couchtisch.
"Wir können vorerst ja mal abwarten" schlug ich vor. Reece zuckte mit der Schulter und schaute zu Kaden. Dieser fuhr sich gestresst durch die Haare, sodass sie wild in alle Richtungen abstanden.
"Keine Ahnung. Ich kenne Alejandro und Ivana und sie werden das nicht auf sich sitzen lassen" er hob den Kopf und blickte mich besorgt an. "Ich habe gehört was Alejandro zu dir gesagt hat" Ich wendete den Kopf ab und wich seinem Blick aus.
"Mach dir keine Sorgen um mich" nuschelte ich und richtete den goldenen Gürtel an meiner Taille.
"Das tue ich aber" erwiderte er.
Nun schaute ich wieder zu ihm.
"Musst du aber nicht. Ich glaube kaum das sie mich rausschmeißen." Wahrscheinlich versuchte ich damit eher mich zu beruhigen statt ihn.
"Kiara wir merken doch alle das du völlig fertig wegen seiner Drohung bist. Stoss uns nicht weg und rede darüber." Hunter nahm meine Hände in seine und blickte mich aufrichtig mit seinen brauen Augen an. Wieder wich ich seinem Blick aus.
"Mein ganzes Leben bestand darin vom Kinderheim zu Pflegefamilien zu gehen und immer wieder neue Familien. Keine wollte mich so wie ich war. Manche nahmen mich nur wegen dem zusätzlichen Geld auf. Andere taten es weil sie sich einsam fühlten, gaben mich aber weiter weil ich ihnen zu viel Arbeit war. Und als ich hier ankam habe ich fest damit gerechnet nach Maximum einem Monat weiter zu ziehen. Doch dann habe ich euch beide richtig kennengelernt. Und jetzt wollen sie mir das alles wieder wegnehmen?" Meine eisblauen Augen füllten sich mit Tränen. Fest drückte ich meine Nägel in meine Handfläche, um zu verhindern dass ich in Tränen ausbrach.
"Nun wollen sie mir meine Brüder wegnehmen. Mein Zuhause" presste ich hervor. Hunter strich mir eine Träne von den Wangen. Ich senkte den Blick und starrte auf unsere ineinander verschlungenen Hände.
"Das werden wir nicht zulassen" bekräftigte Kaden. Auch Reece nickte eifrig. Ein Lächeln verwirrte sich auf meine Lippen.
"Wenn sie dich rausschmeißen wollen adoptierte ich dich" Kaden grinste. Lachend schüttelte ich den Kopf. Einige meiner braunen Haare hatten sich aus meinem Dutt ,denn ich mir vorhin gebunden habe, gelöst und hingen mir ins Gesicht.
"Ich glaube nicht dass sie dich rausschmeißen. Denk mal an die negativen Schlagzeilen" versuchte Hunter uns zu beruhigen.
"Und wenn sie würden schon eine Erklärung finden oder eine Idee wie sie mich als die Bösen dastehen lassen können" entgegnete ich. Woher mein Pessimismus plötzlich kam wusste ich nicht. Lag wohl an der Situation.
Nun schüttelte auch Reece den Kopf.
"Trotzdem wäre es schlecht für sie." entgegnete er.
"Was soll ich den dagegen machen?" meine eisblauen Augen blickten in seine.
"Nichts. Wir werden es verhindern. Zusammen" er lächelte mich schwach an. Er wollte mir Kraft geben. Auch wenn er es wirklich versucht frisst mich die Angst von innen auf.
"Und wenn sie es tun, ich kenne es nicht anders" gab ich erstaunlich kalt von mir. Hunter blickte mich überrascht an.
"Und was ist mit uns?" Kaden schaute mich mindestens genauso überrascht an.
"Das heisst ja nicht dass wie keinen Kontakt mehr haben dürfen."
Er lehnte sich zurück und musterte mich kritisch.
"Ich weiss das es dich innerlich fertig macht Kiara. Man sieht es dir an."
Nun schüttelte ich den Kopf. Nach alldem was gerade passiert ist reden sie nur von mir. Wie schlecht es mir ginge wegen einem Satz. Das Kaden gerade rausgefunden hatte dass er adoptiert ist interessiert hier keinen mehr. Genauso wie das Outing von Reece.
"Und was ist mit euch?" fragend blickte ich die beiden an. "Kaden du hast gerade erfahren das du adoptiert bist und dein ganzes Leben lang belogen wurdest, und das einzige was dich interessiert ist wie ich mich fühle?" Ich liess mich in die Kissen sinken und blickte abwartend zu den beiden.
„Klar ist es für mich ein Schock aber ich kann es nicht ändern. Ich muss damit klarkommen. Aber ich will nicht damit klarkommen müssen nochmals eine Schwester zu verlieren nur weil sie die Wahrheit sagt und nicht wie alle anderen einem lächelnd ins Gesicht lügt." Völlig perplex starrte ich ihn an.
Nochmals eine Schwester?
„Nochmals eine Schwester?" sprach ich meine Frage aus. Kaden wurde kreideweiss im Gesicht und senkte den Blick.
„Was meinst du damit?" hakte ich nach und blickte nun auch zu Reece. Dieser wich meinem Blick ebenfalls aus.
Das war es. Das Geheimnis dass sie mir anfangs nicht erzählen wollten. Weil es mir eine Flucht vor dieser Familie unmöglich machen würde. Mir war das egal. Denn ich würde niemals von dieser Familie flüchten wollen. So verkorkst sie auch sein mag.
„Reece und Kaden was meint ihr damit?"
Kaden sprang auf und lief zielstrebig auf die Wohnzimmertür zu. Ich tat es ihm gleich und erwischte ihn gerade noch rechtzeitig, bevor er durch die Tür verschwand.
„Kaden rede endlich Klartext darüber!" Ich blickte in seine wässrigen blauen Augen. Er biss sich auf die Unterlippe, als diese anfing zu zittern.
„Ich kann nicht darüber reden" presste er hervor und riss sich von mir los.
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New Family
Teen FictionKiara zieht ständig um. Kiara wechselt ständig die Schule. Und sie wechselt ständig ihre Familie. Sie ist im Heim aufgewachsen und ist mit vierzehn Jahren zu ihrer ersten Pflegefamilie gezogen. Nun ist sie bald siebzehn und wechselt zum sechsten mal...