Kapitel 29

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KIARA

„Kaden", rief ich und eilte die Treppen hinunter. Meine HighHeels hatte ich ausgezogen als wir den Saal verlassen hatten. In diesen hohen Dingern konnte man unmöglich rennen.

Zu meiner Überraschung blieb Kaden stehen und drehte sich zu mir um. Auch Ava und Reece blieben stehen.

„Was hast du ihm gesagt Kiara?", brüllte er verzweifelt und kam auf mich zu. Ava griff nach seinem Arm und zog ihn wieder zurück. Sie flüsterte ihm leise etwas zu was ich nicht verstehen konnte, aber so wie es aussah beruhigte ihn das.
„Worüber hast du mit ihm geredet?", fragte er nun deutlich ruhiger nach.
„Ich habe ihm gesagt, er solle nicht zulassen dass er auch noch seine beiden Söhne verliert", antwortete ich ihm mit fester Stimme.
Seine Blick wurde sanfter und er sackte in sich zusammen.
„Du hast ihm nichts wegen einer Kampagne vorgeschlagen?", fragte er unsicher nach, worauf ich den Kopf schüttelte.
„Ich habe gehofft er würde mit euch reden oder sonst irgendwas bestimmt nicht sowas."

Plötzlich schlangen sich zwei starke Arme um mich und ich wurde fest an eine männliche Brust gedrückt.
„Ach Schwesterchen", murmelte Reece, der mich fest im Arm hielt.
Er liess mich wieder los und auf seinen Lippen lag ein stolzes Lächeln.
Bevor er etwas weiteres sagen konnte wurde er von einer lauten schrillen Stimme unterbrochen.
„Was macht ihr denn hier draussen?"
Als ich mich umdrehte erkannte ich Alejandro wie re die Treppen zu uns hinunter stieg.

„Frische Luft schnappen", antwortete Kaden knapp und griff nach Avas Hand.
„Komm wir gehen." Er blickte nun auch zu uns und wandte sich zum gehen als Alejandro seinen Namen rief.

„Wollt ihr nicht mit uns feiern?"

Kaden blieb wie versteinert stehen. Auch Ava verspannte sich und blickte hilfesuchend zu mir. Mein Blick glitt zu Reece der ebenso versteinert da stand wie sein Bruder.

„Dein Ernst?", zischte er nun und blickte zu seinem Vater. Alejandro blickte ihn verwirrt an.
„Diese Kampagne ist für Aurelia", bemerkte er und trat auf seinen Sohn zu. Reece wich einen Schritt zurück und zog mich mit sich. Hunter blieb verwirrt stehen trat dann aber ebenfalls einen Schritt zurück. Alejandro blickte uns überrascht an.
"Was ist euer Problem?", fragte er nun deutlich genervt.
"Was wohl?", fragte Kaden in ironisch und lachte auf.
"Du benutzt Aurelias Leiden und Geschichte für dich. Um mehr Geld und Macht zu bekommen. Das ist ekelhaft", brüllte Reece und trat einen Schritt auf seinen Vater zu. Alejandro wich nicht zurück sondern trat ebenfalls einen Schritt auf Reece zu.
"Was kommt als nächstes?"

Kaden und Ava kamen wieder zu uns zurück und Kaden wollte Reece von Alejandro wegziehen, doch er bewegte sich keinen Millimeter.

"Zuerst sammelst du mit Kiaras Leid und Geschichte Mitleid und Aufmerksamkeit und nun tust du dasselbe mit Aurelias. Und als nächstes? Kadens Adoption? Oder Mums Alkoholproblem?"
Reece holte tief Luft und schloss für einen kurzen Moment die Augen.
"Willst du noch mehr? Willst du auch noch durch mich mehr Macht und Anerkennung?", fragte er und blickte Alejandro auffordernd an. Dieser war nun einen Schritt zurückgewichen und blickte Reece unsicher an.
Als ich realisierte was er ihm erzählen wollte packte ich seine Hand.
"Reece...", begann ich doch er unterbrach mich mit seiner festen bestimmten Stimme.
"Ich bin schwul. Posaune es doch gleich raus und hole dir noch mehr Macht und Aufmerksamkeit. Benutze deine Kinder doch weiterhin bis jedes einzelne daran kaputt gegangen ist."
Reeces Stimme wurde immer lauter und verzweifelter. Alejandro verzog darauf sein Gesicht zu einem überraschten Gesichtsausdruck.

"Du bist schwul?", fragte er ungläubig nach und brachte das Fass somit zum überlaufen. Das einzige was er nach Reece Worten im Kopf hatten war seine Sexualität?

"Das ist das einzige was du mitbekommen hast?", zischte ich und trat neben Reece hervor.
"Erinnerst du dich an meine Worte gestern Morgen?" Alejandro zuckte kaum merklich zusammen.

"Natürlich", antwortete er knapp und wich meinem Blick aus.
"Wieso lässt du es denn weiterhin zu?"

Meine Frage hat ihm die Sprache verschlagen. Er stand mit weit aufgerissenen Augen vor mir und wurde immer blasser.

"Wir sollten diese Unterhaltung Zuhause..."
"Nein!" Wurde er von Kaden unterbrochen.
"Wir reden jetzt. Du kannst nicht ewig davonlaufen, und wenn du es trotzdem tust werde nicht wütend wenn wir das dann auch mal tun", sprach er weiter.
"Was willst du hören?", fuhr ihn Alejandro an und trat wieder auf ihn zu. Eine Ader an seinem Hals pochte gefährlich und seine Hände zitterten leicht bis er sie zu einer Faust formte.

"Wieso zum Teufel du uns dauernd von dir stösst. Auch wenn du nicht mein richtiger Vater bist und ich das gerade erst erfahren habe, wirst du immer ein Vater für mich bleiben. Weil du mich grossgezogen hast."

Überrascht blickte ich zu ihm. Trotz alldem was passiert war und wie er es gelernt hatte mit Gefühlen umzugehen und wie sie zu zeigen, zeigte er nun deutlich wie er sich fühlte.

"Was hast du gesagt?", stotterte Alejandro nun verwundert und blickte Kaden perplex an.

"Dass du nicht dasselbe Blut haben musst wie ich, um mein Vater zu sein," wiederholte er leise seinen letzten Satz zusammengefasst.

Kaden hatte immer versucht der Starke zu sein. Das war mir schon aufgefallen als ich hier aufgetaucht bin. Reece war anders. Er scheute sich nicht davor zu seinen Gefühlen zu stehen und sie zu zeigen. Kaden dagegen sah es immer als Schwäche an, was es aber nie war. Er hatte es so von seinem Vater gelernt. Und gleichzeitig hat er von seinem Vater gelernt wie er sich nie verhalten sollte.

"Du hast mir so vieles beigebracht aber das wichtigste habe ich von Kiara, von Ava und von meinem Bruder gelernt." Kadens Stimme war ruhig wenn nicht sogar ein wenig unsicher. Man sah ihm deutlich an dass er nervös war.

"Von ihm und Kiara habe ich gelernt was Familie ist. Von Ava habe ich gelernt was Liebe ist. Sie haben mir gezeigt was es bedeutet einen anderen Menschen zu lieben und ihm blind zu vertrauen." Er atmete zitterig aus und trat noch einen Schritt auf seinen Vater zu.
"Lass uns dir zeigen was Familie ist."



IVANA

Ich spürte wie sich ein immer stärkerer Druck gegen meinen Kopf aufbaute als ich von der Bühne hinunterstieg. Alejandro verschwand eilig ohne sich zu verabschieden in Richtung Ausgang. Er wimmelte all die Leute die ihm gratulieren wollten schnell ab und bald hatte ich ihn in der Menge verloren. Zischend atmete ich aus und lief auf den Tisch zu auf dem noch immer meine Clutch lag. Mein Herz schlug ohne Grund immer stärker und mit fielen die Schritte immer schwerer.

„Herzlichen Glückwunsch Ivana und mein Beileid!" Eine schwarzhaarige pummelige Frau kam auf mich zu und lächelte mich freundlich an.
„Dankeschön..." Fragend blickte ich sie an. Ich konnte mich beim besten Willen nicht an ihren Namen erinnern.
„Esme", halt sie mir auf die Sprünge.
„Tschuldigung. Ich bin wirklich schlecht was Namen merken angeht," murmelte ich und rieb mir die Stirn.
„Alles in Ordnung? Du bist so blass."
Besorgt beugte sich Esme über den Tisch zu mir.
Schwarze Punkte tauchten vor meinen Augen auf bis meine Sicht komplett schwarz wurde und ich in die Tiefe gerissen wurde. Alles wurde schwarz und ich war einfach weg.

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