REECE
Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Als endlich das Tuten verschwand und stattdessen Noahs Stimme hörte, stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen.
"Hey" murmelte er verschlafen.
"Hey Noah" Erleichtert liess ich mich rückwärts auf mein Bett fallen. Es knarrte verdächtig.
"Wie gehts dir?" Wahrscheinlich setzte er sich jetzt gerade auf seinen Bürostuhl, und legte die Füsse auf seinen Schreibtisch. Das tat er immer wenn er telefonierte.
"Ich bin total verwirrt" seufzte ich.
Noah schwieg.
"Ich mache mir Sorgen um Kaden. Er ist nach unserem kleinen Gespräch einfach abgehauen."
Gestresst fuhr ich mir durch die Haare.
"Es ist wieder dieses Thema zur Sprache gekommen, oder?"
Ich seufzte und liess sie Hand neben mir aufs Bett fallen.
"Ja. Wir sollten es Kiara erzählen. Aber er hat Angst davor, genauso wie ich" schwer schluckte ich.
"Weder du noch Kaden tragen die Schuld für das was passiert ist!"
Noah hatte mir das schon oft gesagt. Dennoch frassen mich die Schuldgefühle von innen auf.
"Ich weiss aber trotzdem" erwiderte ich. Er wusste ja gar nicht wie schuldig ich mich wirklich fühlte.
"Ich kann keinen von euch beiden dazu zwingen es ihr zu erzählen aber ich gebe dir diesen Rat. Sie sollte es von euch erfahren und nicht irgendwann zufällig in der Schule oder im Internet."
Müde schloss ich die Augen und atmete tief durch.
"Du hast ja recht" murrte ich und schlug die Augen auf.
"Weisst du was? Ich hole dich Morgen um zehn ab und dann unternehmen wir was" schlug Noah vor.
Meine Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln.
"Danke"
Womit hatte ich Noah bloss verdient?
"Du musst dich nicht dafür bedanken. Sowas tut man für Menschen die man liebt."
"Ich liebe dich auch Noah. Bis morgen"Noah hatte ich auf einer der Galas vom letzten Jahr kennengelernt. Wir haben uns auf Anhieb super verstanden und uns gegenseitig Gesellschaft auf den langweiligen Galas geleistet. Kaden hatte in dieser Zeit kaum eine Gala betreten. Erst als Kiara zur ersten Gala mitkam, hatte er sich entschieden regelmässig mitzukommen.
Die letzten Wochen waren nicht einfach. Noah und ich hatten uns heftig gestritten. Er hatte geglaubt ich würde es nicht ernst meinen, da ich mich nicht geoutet habe und mich geweigert hatte als er mich indirekt dazu aufgefordert hatte. Wir haben dann für knapp eine Woche nicht mehr miteinander geredet oder geschrieben. Erst gestern Abend haben wir wieder miteinander geredet. Er hat mir erzählt das sein erster Freund es nicht ernst gemeint hatte. Er hatte ihn nach zwei Monaten fallen gelassen mit der Erklärung er wäre bloss ein Zeitvertrieb gewesen. Ich verstand das er Angst hatte es würde sich wiederholen. Aber es hatte mich auch verletzt dass er sowas von mir dachte.Schweigend sass ich neben Noah auf dem Beifahrersitz und genoss den Fahrwind. Er hatte sich das Cabrio seiner Eltern ausgeliehen und mich zu einer kleinen Spritztour eingeladen.
Als ich seine Hand auf meinem Oberschenkel spürte, blickte ich zu ihm. Stumm legte ich meine Hand auf seine.„So hier wären wir" Noah stieg aus. Ich tat es ihm gleich. Begeistert betrachtete ich das kleine Strandrestaurant. Es war eine längliche Holzhüte mit vielen Girlanden. Noah griff nach meiner Hand und lief zielstrebig auf einen Tisch unten am Strand zu.
„Ich wollte dich eigentlich unter besseren Umständen damit überraschen" bemerkte er. Ich winkte ab.
„Es ist schon okay. Das ist echt süss" sagte ich und fing an zu grinsen.Eine kleine mollige Kellnerin in einem bunten Strandkleid stellte die grossen Teller vor uns ab. Er war gefüllt mit einem grossen Burger und Unmengen an Pommes. Hungrig leckte ich mir über die Lippen. Lecker!
„Guten Appetit ihr beiden" lächelnd liess sie uns wieder alleine.
Hungrig biss ich in den Burger. Geniesserisch schloss ich die Augen und stöhnte auf.
„Einer der besten Burger die ich je hatte" nuschelte ich mit vollem Mund. Noah lachte und biss ebenfalls in seinen Burger.
„Der beste Burger denn ich je hatte" nuschelte er mit vollem Mund.
„Wir sollten mal mit den andern hierher kommen" schlug ich vor und schob mir einige Pommes in den Mund. Eins war zu wenig. Am besten gerade vier auf einmal.
„Ihnen würde es hier sicher gefallen" stimmte mir Noah zu. Er biss in ein Pommes und blickte nachdenklich auf seinen Teller. Er seufzte und wischte seine Hände an seiner Serviette ab.
„Wissen es deine Eltern schon?" Er musste nicht sagen was genau er meinte. Er wollte wissen ob ich mich schon vor den beiden geoutet habe.
„Nein noch nicht" ich seufzte und liess die Pommes zurück auf den Teller fallen.
„Ich habe sie seit gestern Abend nicht mehr gesehen."
Er nickte.
„Ich will dich nicht dazu drängen aber meine Eltern wissen es. Und bis sie herausfinden wer mein Freund ist wird es nicht mehr lange dauern" bemerkte er. Nun war ich derjenige der nickte.
„Ich sage es ihnen sobald sie sich beruhigt haben" versprach ich ihm. Er lächelte und nickte.
Ich würde es nicht nur für ihn tun. Ich würde es für mich selbst tun. Damit ich endlich der seine konnte der ich wirklich bin.
Schweigend assen wir weiter.Noah hatte mich wieder zuhause abgeladen und ich lief fröhlich pfeifend ins Haus.
Als ich die Küche betrat empfingen mich zwei schlecht gelaunte Menschen. Fragend blickte ich meine Eltern an.
Es erklangen Schritte hinter mir und Kiara betrat zusammen mit Kaden die Küche.
Die beiden hatten den selben verwirrten Gesichtsausdruck wie ich.
„Ich glaube ihr schuldet uns eine Erklärung."

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New Family
Teen FictionKiara zieht ständig um. Kiara wechselt ständig die Schule. Und sie wechselt ständig ihre Familie. Sie ist im Heim aufgewachsen und ist mit vierzehn Jahren zu ihrer ersten Pflegefamilie gezogen. Nun ist sie bald siebzehn und wechselt zum sechsten mal...