KIARA
Die Fahrstuhltüren öffneten sich mit einem leisen bling. Die blonde Frau blickte freundlich von ihrem Computer zu mir auf als ich vor dem Empfangstresen stehen blieb. Ihre rot geschminkten Lippen verzogen sich zu einem strahlenden Lächeln.
"Ich möchte zu Mr.King."
Sie nickte und richtete ihren Blick wieder auf den Computer.
"Haben sie einen Termin?" Sie blickte wieder zu mir auf.
"Ich bin seine Adoptivtochter" erwiderte ich. Sie wurde kreideweiss und ehe sie mich entschuldigend anlächelte.
"Tut mir leid das wusste ich nicht" stotterte sie.
"Kein Problem. Kann ich zu ihm?" Sie nickte eilig.
"Die hinterste Tür ihm Flur."Ich lief an drei weiteren Büros vorbei, die alle eine Glasfront hatten anstatt normalen Wände wie ich es von Büros kannte. Mit jedem Schritt wurde ich unsicherer. Doch bevor ich es mir anders überlegen konnte stand ich vor Alejandros Bürotüre und klopfte.
Alejandro hob den Kopf und blickte mich überrascht an. Vorsichtig öffnete ich die Tür und schloss sie wieder hinter mir.
"Kiara." Ihm war die Überraschung deutlich anzuhören.
Ich trat auf seinen Schreibtisch zu und betrachtete neugierig die Skizzen von einem Hochhaus. Mein Blick glitt weiter durchs Büro, und ich musste feststellen das es quasi komplett aus Fenstern oder Glasfronten bestand. Der Boden bestand aus hellem Laminatboden.
"Alles in Ordnung?"
Als Antwort seufzte ich und richtete meinen Blick wieder auf ihn.
"Es geht um Reece und Kaden" begann ich. Er deutete auf den Stuhl neben mir, auf den ich mich sinken liess. Er legte den Stift beiseite, klappte den Laptop zu und lehnte sich im Stuhl zurück."Und um das was passiert ist" fügte ich hinzu. Sein Blick verfinsterte sich, was ich aber geschickt ignorierte. Das faule Gefühle in meinem Magen ignorierte ich ebenfalls.
"Mir ist klar dass ich nicht alles miterlebt habe, aber ich habe bemerkt wie traurig Reece und Kaden deswegen sind. Nicht nur wegen Aurelias Tod."
Bei dem Wort 'Tod' und Aurelias Name zuckte er kaum merklich zusammen. Ich atmete tief durch ehe ich fortfuhr."Sie haben damals nicht nur ihre kleine Schwester verloren sondern auch ihre Eltern. Auf die wohl schmerzhafteste Weise." Alejandro wich meinem Blick aus und richtete ihn auf die grosse Fensterfront neben mir.
"Sie haben ihre Eltern verloren. Und trotzdem leben sie noch im selben Haus. Sie sehen sie jeden Tag und trotzdem haben sie ,sie verloren."
Leise fügte ich noch hinzu:
„Und ich hatte nie eine Familie. Nie."Er drehte den Kopf wieder zu mir und blickte mich schon fast mitleidig an.
"Aber Reece und Kaden haben mir das Gefühl von Familie gegeben. Wir hatten einen holprigen Start aber sie sind Brüder für mich. Und deswegen werde ich nicht weiterhin dabei zusehen wie sie immer mehr kaputt gehen weil diese Familie langsam auseinander bricht." Alejandro blickte mich bloss schweigend an. Langsam wurde ich nervös und begann auf meiner Unterlippe zu kauen.
Er seufzte, schwieg aber weiterhin. Eine Weile starrten wir und schweigend an, bis er sich räusperte."Geh jetzt. Ich habe gleich ein Meeting."
Er wendete sich von mir ab und klappte den Laptop wieder auf.
Ich stand auf und rückte den Stuhl laut wieder zurecht. Er kratzte über den Boden und zog Alejandros Aufmerksamkeit wieder auf sich.
"Du hast schon deine Tochter verloren. Lass nicht auch zu dass zu deine beiden Söhne auch noch verlierst."
Ohne mich ein einziges mal umzudrehen lief ich auf die Tür zu, riss sie auf und liess sie mit voller Wucht zufallen. Dass dabei die ganze Glasfront zerbrechen konnte war mir egal. Zu meinem Glück erzitterte sie nur kaum merklich.Alejandros Verhalten machte mich unglaublich wütend. Ich hatte gedacht er hätte es langsam begriffen und wäre wieder bereit... Bereit wofür? Wieder der Vater für seine beiden Söhne zu sein denn sie verdient hatten?
Wie naiv von mir.
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New Family
Teen FictionKiara zieht ständig um. Kiara wechselt ständig die Schule. Und sie wechselt ständig ihre Familie. Sie ist im Heim aufgewachsen und ist mit vierzehn Jahren zu ihrer ersten Pflegefamilie gezogen. Nun ist sie bald siebzehn und wechselt zum sechsten mal...