KIARA
"Guten Morgen ihr Faulenzer!" Fröhlich pfeifend betrat ich die Küche. Kaden lag halb auf dem Tisch, neben ihm eine volle Müslischale. Reece sass auf dem Tresen und blickte mich finster an, währenddem er sich einen Löffel Müsli in den Mund schob.
"Wir unternehmen heute etwas zusammen" erwartungsvoll blickte ich die beiden an.
Kaden brummte zwar, blieb aber liegen.
"Wir gehen in die Trampolin-Halle die neu geöffnet hat" fuhr ich fort. Endlich richtete sich Kaden auf.
"Klingt gut" murmelte er verschlafen.
Reece nickte schweigend.
„In zehn Minuten unten auf dem Parkplatz." Wieder nickten die beiden brav und verschwanden zusammen mit ihren Müslischalen im Flur.„Kommt schon. Lasst euer inneres kleines Kind raus!"
Lachend hüpfte ich ihm Kreis. Rückwärts liess ich mich aufs Trampolin fallen und federte mich wieder ab. Kaden taute langsam auf. Er sprang immer höher, bis er sich auf sein Hinterteil fallen liess und sich ebenfalls abfederte. Er lachte laut.
Alles war ein einziges Chaos und wir wussten nicht wo uns der Kopf stand, doch wir vergassen für einige Stunden alles und waren einfach nur drei Geschwister die wie kleine Kinder auf einem riesigen Trampolin herumhüpften.„Wetten wir das ich einen Salto schaffe?" Grinsend blickte ich zu Kaden und Reece. Die beidem verzogen das Gesicht und musterten mich kritisch.
„Naja..." begann Kaden.
„Ach was, ich beweise es euch einfach."
Reece schüttelte heftig den Kopf. Ihn ignorierend holte ich Anlauf. Ich stiess mich an den seitlichem Trampolin ab und machte einen Salto. Jedenfalls bis ich laut schreiend auf den Rücken fiel.
„Hat wohl nicht ganz geklappt" stellte Reece belustigt fest.
„Komm ich zeig dir mal wie das geht."
Kaden holte ebenfalls Anlauf und stiess sich an den seitlichem Trampolin ab. Im Gegensatz zu mir landete er wieder auf seinen beiden Füssen und verbeugte sich.
„Angeber" murmelte Reece, grinste aber.
„Ich kann es nunmal." Entschuldigend hob er die Arme und holte für einen zweiten Salto Anlauf.Laut lachend betraten wir das Wohnzimmer.
„Bitte dein Salto war eine Sensation" machte sich Reece über mich lustig. Ich streckte ihm die Zunge raus und liess mich auf die Couch fallen.
„Dein Versuch einen Kopfstand zu machen ebenfalls" konterte ich. Bei der Erinnerung wie er rückwärts vom Trampolin auf die Matten gefallen ist und laut geschrien hat, bescherte mir einen weiteren Lachanfall. Seine Lippen zuckten verräterisch.
Unsere Lachanfälle wurden durch das Klingeln meines Handys unterbrochen.
Hunters Namen leuchtete auf dem Bildschirm auf.
„Hunter?" Ein Rascheln ertönte.
„Baby" drang seine verzweifelte Stimme durch den Hörer. Im Hintergrund ertönte ein lautes Scheppern.
„Ich brauche deine Hilfe." In seiner Stimme lag pure Verzweiflung. Meine Brust zog sich zusammen und ein dicker Kloss bildete sich in meiner Kehle.
„Wo bist du?" Die beiden Brüder blickten mich fragend an.
„Ich schicke dir die Adresse."
Keiner von uns legte auf.
„Wir müssen los."
Ohne nachzufragen was los ist folgten sie mir. Kaden tippte die Adresse ins Navi und fuhr los. Mein Handy hatte ich noch immer fest an mein Ohr gedrückt. Keiner sagte was. Aber ich hörte wie sich sein Atem beruhigte obwohl im Hintergrund lautes Scheppern und Herumgebrülle zu hören war.
Wir blieben vor einem kleinen Einfamilienhaus stehen. Ohne zu warten bis Kaden den Motor abgestellt hatte sprang ich aus dem Auto.
Hunter, der vor der Haustür sass, sprang auf und rannte mir entgegen.
Ich breitete meine Arme aus und er klammerte sich an mich. Sein Gesicht vergrub er in meinen Haaren. Beruhigend strich ich ihm über den Rücken.
Mit einem lauten Knall flog die Haustür auf und ein Mann torkelte uns entgegen. Er hatte dieselben Haare wie Hunter. Dasselbe schwarz, doch seine waren fettig und verfilzt.
„Es tut mir so leid" hauchte er und löste sich von mir.
„Du setzt keinen einzigen Fuss mehr in dieses Haus!" brüllte Hunters Vater lallend. Er verlieh seinen Worten noch mehr niederschmetternde Bedeutung, indem er eine offene Reisetasche ,vollgestopft mit Klamotten , vor unsere Füsse warf. Instinktiv stellte ich mich vor Hunter und blickte unbeeindruckt zu seinem Vater.
„Schämen Sie sich!" Meine Stimme hallte an den Hauswänden ab. Sein Vater wirkte überrascht über meine Reaktion. Das er kein Reiseleiter auf Durchreise war, ist mir klar.
Hunter hatte mich belogen, ja. Er hatte mir wichtige Dinge verheimlicht, aber ich werde bestimmt nicht schweigend dabei zusehen wie sein betrunkener Vater ihn rausschmeisst.
„Zügle deine Zunge Kleines!"
Brüllte er zurück und verschwand wieder im Inneren des Hauses, nicht ohne die Tür mit einem lauten Krachen zu schliessen. Reece trat neben mir hervor und hob die Tasche auf. Meine Hand griff nach Hunters und zog ihn zurück zum Auto. Kaden startete den Motor, nachdem er uns einen besorgten Blick zugeworfen hatte, doch keiner sagte ein Wort.Schweigend sassen wir zu viert in meinem Zimmer. Kaden lehnte sich an meinem Schreibtisch an. Ihm gegenüber sass Reece auf dem Schreibtischstuhl. Hunter und ich sassen nebeneinander auf meinem grossen Bett.
"Es tut mir leid dass ich euch angelogen habe." Durchbrach seine zitternde Stimme die Stille. Mitfühlend legte ich meine Hand auf seine Schulter.
„Es war nicht okay dass du uns angelogen hast. Aber um ehrlich zu sein hätte ich dasselbe getan." Überrascht blickte er zu mir.
„Mir ist klar das du uns damit nicht belasten wolltest oder einfach nicht wolltest dass wir es wissen" fuhr ich fort. „Aber du musst wissen, was auch immer du für Probleme hast, wir sind da. Ich bin da." Mit tränengefüllten Augen erwiderte er meinen sanften Blick. „Reece und ich sind auch für dich da." Kaden lächelte Hunter unsicher zu. Er legte eine Hand auf meine, die auf meinem Oberschenkel ruhte.
„Danke" hauchte er und beugte sich vor um mich zu küssen.
„Okey das ist der Zeitpunkt an dem wir uns zurück ziehen" bemerkte Kaden und verschwand zusammen mit einem grinsenden Reece. Sanft zog ich Hunter näher an mich ran.
„Was ist passiert?"
Er seufzte. Bevor er mir antwortete lehnte er sich an der Wand hinter sich an.
„Ich habe dich nicht komplett angelogen." begann er.
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New Family
Teen FictionKiara zieht ständig um. Kiara wechselt ständig die Schule. Und sie wechselt ständig ihre Familie. Sie ist im Heim aufgewachsen und ist mit vierzehn Jahren zu ihrer ersten Pflegefamilie gezogen. Nun ist sie bald siebzehn und wechselt zum sechsten mal...