Kapitel 10

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KIARA

Ich war die ersten die wach war. Mit einer Müslischale in der Hand setzte ich mich draussen an den Tisch. Das zwitschern der Vögel war wie Musik in meinen Ohren.
Ich würde es zwar nie zugeben aber den grössten Teil meines Lebens verbrachte ich damit meine Selbstzweifel in den Begriff zu bekommen. Wenn man von der einen Familie zur nächsten geschoben wird geht das nicht spurlos an einem vorbei. Und wenn es wirklich schlimm war und ich mich nicht mal mehr im Spiegel anschauen konnte zog ich mich in den Wald zurück. Oder in einen Park, Hauptsache weg von „Zuhause". Die Vögel waren die einzigen die mir Gesellschaft geleistet haben. Wenn auch unabsichtlich. Das zwitschern hatte mich damals immer beruhigt und tat es auch heute noch.
Die leere die ich immer tief in meinem inneren gefühlt habe, fühlte sich langsam. Mit Familie. Als ich damals den protzigen Eingang betreten habe, hatte ich mich bereits auf meine Abreise vorbereitet. Nie hätte ich damit gerechnet das ich Kaden und Reece so ins Herz schliessen würde. Und dass auch noch in so kurzer Zeit. Anfangs dachte ich das Kaden ein totales Arschloch war und Reece war einfach Reece. Und jetzt liebte ich die beiden als wären sie meine Brüder. Was sie ja auch waren.
Als ein Räuspern hinter mir ertönte zuckte ich erschrocken zusammen und drehte mich um. Ivana kam mit einem Glas Orangensaft auf mich zu. Sie hielt es mir hin.
„Nein danke" antwortete ich knapp und schaute zum Pool hinunter. Sie seufzte und stellte das Glas auf dem breiten Geländer ab.
„Beschäftigt dich irgendwas?" fragte sie vorsichtig. Ich musste mich ziemlich zusammen reissen um nicht verächtlich zu schnauben. Ich war ihnen was schuldig. Für das was sie mir alles boten. Auch wenn es nur Dinge waren.
„Was sollte sein?" fragte ich stattdessen zurück und drehte meinen Kopf zu ihr.
Ihre langen schwarzen Haare fielen ihr wie ein Wasserfall über die Schultern den Rücken entlang. Sie trug ein schwarzes Etuikleid und schwarze High Heels.
„Dein Verhalten gestern" half sie mir auf die Sprünge.
„Darf ich komplett ehrlich sein?" Das war nicht wirklich eine Frage, eher eine Vorwarnung. Ich wäre so oder so komplett ehrlich zu ihr gewesen. Sie nickte bloss als Antwort, wenn auch zögerlich.
„Ich verstehe ja das du und Alejandro ein Unternehmen führt und ihr gerade in der Anfangsphase seid, und alles glatt laufen muss. Auch dass es euch ziemlich wichtig ist, aber eure Kinder sollten euch noch wichtiger sein. Wichtiger als alles andere. Das ihr Reece nicht besucht habt ist zwar scheisse aber vielleicht war es euch auch nicht möglich wegen der Entfernung..." ich brach mitten im Satz ab als ich Ivanas geschockten Gesichtsausdruck bemerkte. Was redete ich hier eigentlich alles schön? „Nein weisst du was? Ihr hättet kommen sollen. Keiner wusste damals wie es genau um ihn steht. Er lag im Komma." mit jedem Wort wurde meine Stimme lauter. „Was wäre wenn es nicht so gut ausgegangen wäre wie jetzt? Was wäre wenn er nicht aufgewacht wäre?" Ivana wich meinem Blick aus und starrte auf das Glas Orangensaft. „Und dann kommt ihr endlich zurück und alles was ihr zu sagen habt. Dir geht es ja gut. Wir hätten garnicht kommen müssen" Inzwischen schrie ich schon fast. „Ich weiss nicht was zwischen euch vieren vorgefallen ist, aber sie sind deine Kinder! Deine Söhne und du lässt sie genau dann im Stich wenn sie dich am meisten brauchen" Ich griff nach meiner Müslischale. Ich wollte schon an ihr vorbei rauschen als mir nich was einfiel.
„Genau das ist los Ivana" zischte ich und liess sie alleine auf der Terrasse stehen.


Seit dem Gespräch vom Ivana unf mir sind einige Wochen vergangen und die angespannte Stimmung hatte sich gelegt. Unsere Ferien hatten gerade angefangen und schon schleppten Ivana und Alejandro uns zu einer Gala. Alle wichtigen Leute ihrer Branche wären da. Ivana ersparte sich das fünfstündige Kleider shoppen und schickte mich alleine los. Natürlich mit einer Liste von Läden in die ich gehen darf die Betonung liegt auf darf. Alles andere wäre zu billig.
Zu meiner Überraschung hatte ich schon im ersten Laden ein Kleid gefunden.

Zuhause angekommen hing ich das Kleid sofort auf und machte mich auf die Suche mach Kaden und Reece

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Zuhause angekommen hing ich das Kleid sofort auf und machte mich auf die Suche mach Kaden und Reece.
Ich fand die beiden schliesslich in der Küche.
„Und hast du was gefunden?" Kaden schaute mich grinsend an.
„Sogar schon im ersten Laden" Grinsend setzte ich mich zu ihnen an den Tisch.
„Hätte ich nicht erwartet" bemerkte er.
„Das letzte mal hatte es schliesslich ganze fünf Stunden gedauert" Als Antwortete zeigte ich ihm den Mittelfinger und drehte mich zu Reece. Er starrte schweigend auf sein Handy.
„Erde an Reece" ich fuchtelte mit meinen Händen vor seiner Nase herum. Er hob den Kopf und schaute mich an als wäre ich ein Alien.
„Was willst du?" brummte er und schaute wieder auf sein Handy.
„Er hat schon den ganzen Tag diese schlechte Laune" Kaden stand auf und räumte die zwei Teller ab.
„Dann nerv ich dich mal nicht weiter" ich stand ebenfalls auf.
Ein Blick auf die Uhr an der Wand verriet mir das wir in zwei Stunden zur Gala mussten.
„Ich gehe mich mal fertig machen" Beide nickten als Antwort stumm.

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