7. Inselbegegnungen

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Frisch geduscht und mit sauberen Jeans und T-Shirt ging ich runter an die Rezeption.

„Rouge", er sah mich mit einen süßen Lächeln an.

„Dan", ich versuchte sein Lächeln so gut es ging zu kopieren. Wenn ich so darüber nach dachte, war es keine gute Idee, mit irgendeinem Fremden auszugehen, in einer fremden Stadt auf fremden Straßen. Dieses Unbehagen kam weniger davon, dass dieser Kerl mir vielleicht etwas antun könnte, da ich meine Stärke einzuschätzen wusste, sondern hatte mehr was damit zu tun, dass ich nicht wusste, welche Gestalten auf dieser Insel lebten.

„Können wir gehen?", fragte Dan vorsichtig und brachte mich dazu, meine Sorgen zu verdrängen. Er öffnete die Eingangstür.

„Ja gerne", ich nickte dankbar, als er mir die Tür aufhielt. Die Sonne neigte sich Richtung Horizont und während Dan mich in ein Gespräch verwickelte, dessen Inhalt absolut unbrauchbar war, führte er mich herum.

Ich stellte ihm Fragen zu der Stadt. Wie lange gab es sie schon? Dockten viele Piraten an? Gab es einen Marinestützpunkt? Wahrscheinlich tat ich das, um dieses unwohle Gefühl loszuwerden.

Ich erfuhr, dass die Insel Läm früher ein Ort war, an dem die Marine regelmäßig ihre Truppen entsandte, doch das hatte nach einiger Zeit aufgehört. Warum, wusste Dan selbst nicht. Piraten gab es hier gelegentlich, aber es gab nie wirklich Vorfälle, in denen diese Randale machten. Meine Augenbrauen hoben sich, als ich das erfuhr. Friedfertige Piraten? Gab es das überhaupt? Dann kam mir Law und seine Crew in den Sinn. Unmöglich ist es nicht...

„Seit dem die Marine hier so selten auftaucht, hat die Stadt ein paar Söldner organisiert. Die halten die Insel ganz gut in Schacht."

„Söldner?", wieder hoben sich meine Augenbrauen.

Dan nickte nur und zuckte dann mit den Schultern, „Sind irgendwelche Typen aus dem Norden. Keiner kennt sie so richtig, aber sie sind ganz nett."

Ich nickte nur stumm und versuchte mich mit einem Lächeln zu beruhigen. Aber es funktionierte nicht. Aus dem Norden... Irgendwas an dieser Insel hier stank gewaltig und das zu unterdrücken, schaffte noch nicht mal das beste Lächeln meinerseits.

Wir gingen in eine kleine Bar, da um diese Zeit die meisten Läden zu machten, und die Arbeitsgesellschaft sich einen Drink genehmigte, blieben nur noch Plätze an der Theke frei. Dan bestellte sich ein Bier, ich blieb bei Wasser.

„Angst betrunken zu werden?", neckte er mich.

Ich lachte nur über dieser Kommentar. Eher angegriffen zu werden. Ein Blick in diese Bar hatte mir gereicht, um festzustellen, wer sich darin tummelte. Auf der einen Seite hatten wir Piraten, die weniger friedfertig aussahen, als Dan es beschrieben hatte und auf der anderen Seite vermummte Personen, von denen ich glaubte die Söldner zu sein. Doch der Anteil an Zivilisten, kaschierte die beiden Parteien ziemlich gut, weshalb es für jemanden wie Dan, wie eine ganz normale, zivilisierte Bar aussah.

„Also Rouge, genug von dieser Insel. Warum bist du und dein übergroßer Wolf hier?", er sah mich aufmerksam an.

„Ich bin nur auf der Durchreise mehr nicht", ich zuckte lediglich mit den Achseln.

„Und warum ausgerechnet Läm?"

„Der Zufall wollte es so", ich versuchte ihn mit einem charmanten Lächeln zu überzeugen. Es klappte.

„Hast du ein bestimmtes Ziel?"

„Hahaha nein", ich kratze mich verlegen am Hinterkopf. Das hatte ich die letzten zwei Jahre nicht gehabt mein Freund.

Dan sagte nichts, wartete darauf, dass ich fortfuhr. Doch bevor ich mir irgendwas ausdenken konnte, wurden wir unterbrochen.

„Rouge?", Dan drehte sich um, während ich stocksteif auf dem Barhocker verharrte, „Ich glaub's nicht! Du bist es wirklich."

Ich schloss meine Augen. Seidig weiche, helle, feminine Stimme. Sympathische Wortwahl. Diese Stimme gehörte nur einer einzigen Person. Ive. Mein Magen drehte sich um, mir wurde plötzlich schlecht.

Langsam drehte ich meinen Stuhl und setzte ein gespieltes Lächeln auf.

„Ive! Was machst du denn hier?", ich sah sie überrascht an. Die junge Frau hatte immer noch die Ausstrahlung und das Charisma einer Frau, die bekam was sie wollte.

„Die Frage lautet eher was machst du hier", gab sie gekonnt zurück und lachte. Wir beide wussten, dass unsere Freude nur gespielt war. Unter all dem Lachen und der süßen Worte, kochte es förmlich voller Wut und Hass.

„Kennt ihr euch", Dans Augen huschten zwischen uns beiden hin und her. Ich merke, wie die Blondine ihm vom Stuhl haute. Sie war hübsch, keine Frage. Doch unter ihren grauen Augen, verbarg sich nichts Gutes, aber ich bezweifelte, dass ein Mann, wie er, das bemerken würde. Law würde es vielleicht bemerken.

„Ja, von früher", sagte ich und sah zu Dan. Ich spürte wie das Blut in seinem Körper rauschte und sich sein Herzschlag beschleunigte. Ich glaube ich hatte mich verkalkuliert. Dan war nicht nervös, weil vor ihm eine hübsche Frau stand, er war nervös, weil Ive vor ihm stand. Er kannte sie und obwohl sein Gesicht ihn nicht verriet, tat es doch sein Blut.

„Wir haben mal zusammen gearbeitet", ein allwissendes Lächeln folgte auf Ive Gesicht während sie Dan mit ihren Blicken durchlöcherte.

Dan fing an auf seinem Stuhl nervös herumzurutschen. Wir Frauen bemerkten das.

„Ich lass euch zwei Täubchen dann mal alleine", sie zwinkerte Dan zum Abschied zu und verließ dann die Bar. Ich sah ihr sprachlos hinterher. Wenn Ive hier war, waren die anderen nicht weit.

„Entschuldige mich kurz Rouge, ich glaube der Alkohol geht mit mir durch."

Dan stand auf und ging in Richtung Gästetoilette. Ich sah ihm stirnrunzelnd hinterher, denn ich wusste, dass er gelogen hatte.

Als Dan zurückkam, schien er wieder er selbst zu sein. Mit einem entschuldigten Lächeln setzte er sich wieder zu mir.

„Sag mal Dan, kennst du Ive?", ich sah auf mein Glas und spielte mit den Eiswürfeln herum.

„Ähm nein... also ja ein bisschen", stammelte er vor sich hin und versuchte meinem Blick auszuweichen, „Sie ist ziemlich bekannt in der Stadt."

Meine Augenbrauen hoben sich.

„Bekannt für was?", bohrte ich nach. Doch Dan zuckte mit den Schultern.

„Sie hat ein ziemlich auffälliges Gesicht", wieder log er. Ich beließ es dabei, lächelte ihn an und tat so, als würde ich ihm glauben.

Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich wusste, dass hier was nicht stimmte und verwickelte meine Gesellschaft in ein weiteres belangloses Gespräch. Ich spürte wie Dan sich entspannte.

Nach ungefähr einer Stunde verließen wir die Bar und machten uns auf den Heimweg. Dan hatte mir angeboten mich zum Hotel zu bringen und ich bejahte dankend.

Wir gingen, die sternenvolle Nacht begleitete uns und der kühle Wind nagte leicht an unserer Haut. Es wäre eine romantische Nacht gewesen, wenn es nicht auf dieser Insel und nicht mit dieser Person wäre. Mein Gefühl sagte mir, dass alles nur eine Fassade war und das Ive hier war, ließ das Gefühl nicht wirklich verschwinden.

Ich sah auf den Weg, während ich Stille walten ließ. Auf einmal spürte ich, wie Dans Blut zu strömen anfing. Was zum- Ich drehte mich ruckartig um und hielt seinen Arm fest, welcher auf mich einschlagen wollte. Er hielt ein Spritze.  Mit großen Augen sah er mich an, sie waren voller Furcht, und versuchte mit aller Kraft, die Spitze in meinen Nacken zu rammen. Ich trat ihm mit voller Wucht in den Bauch und er sank schmerzerfüllt zu Boden, während ich mich von ihm distanzierte.

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Take me out of HELL (Trafalgar Law Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt