|3| Adelyns Leiden | ✓

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☽- ❞Karfunkel Saga❝ - ☾
III

»Hier geht's lang«, informierte Adelyn ihre Freundin und bog in eine enge Seitengasse ab.

Als auch Koralie den schmalen Pfad durchquert hatte, offenbarte sich ihr ein malerischer Innenhof, der sich wie ein Rundbogen krümmte und von großen, überdachten Boxen umzäunt war. Im Zentrum des Hofes befand sich ein Springbrunnen, der mit weißen Marmorstatuen besetzt war. Aus den Mündern einiger Statuen gluckerte Wasser, das sich im Becken des Brunnens sammelte.

Rote Kletterrosen schlängelten sich um die Sandsteinverkleidung des Springbrunnens und bedeckten ihn beinahe zur Gänze. Auch die hellen Steinwände, zwischen denen sich in gleich großen Abständen die Boxen der Pferde aneinanderreihten, waren bewuchert von wildem Wein. Das dunkelrot leuchtende Schlinggewächs baumelte in Form einiger Ranken, wie ein Schleier entlang der Regenrinne hinunter.

»Wow. Es ist beeindruckend, was ihr aus eurem Hof gemacht habt«, staunte Koralie begeistert und sah sich eingehend um.

Schulterzuckend drehte sich Adelyn ihrer Freundin zu und ließ ihren Blick ebenfalls umher gleiten. »Ist doch nichts Besonderes. Nur der Hof. Lass uns weitergehen. Dort bei den Stallungen gibt es einen Torweg, der direkt in unseren Vorgarten führt.«

Koralie nickte und befreite sich aus ihrer Starre. Mit Stimmhilfe forderte sie Abraxas zum Weitergehen auf, woraufhin dieser genüsslich blubberte und losmarschierte. Bei den eifrigen Schritten des Rappen klackerten seine Hufe, so dass der Laut im Hof echote.

Die Pflastersteine des Hofes glühten förmlich, da sie so von den brühend heißen Strahlen der Mittagssonne aufgeheizt waren. Im Nu drang die Hitze durch Koras zierliche Schnürsandalen und brannte an ihrer Haut. Ein erleichtertes Seufzen entfuhr ihr, als sie schon nach kurzer Zeit den schattigen Torweg erreicht hatte.

Am Ende des Ganges begann die grüne Lunge des Anwesens. Koralie lächelte selig. Bei dem Anblick des hinter dem Garten liegenden Anwesens, stockte ihr der Atem.

Eine mit tannengrünen Lianen bewachsene Pergola tat sich am Ende des Durchgangs auf. Nur noch vereinzelt schienen die kräftigen Sonnenstrahlen durch das dichte Gewächs hindurch. Ein ebenmäßiger Steinweg verlief unter der säulengestützten Pergola und führte direkt zu dem Anwesen der Familie. Hohe Säulen stützten das Dach der Terrasse, auf der sich einige Sitzmöglichkeiten boten. Hinter der Terrasse befand sich ein großer Toreingang, der ins Herz des Anwesens führte.

»Meine Pferde grasen gerade auf der Weide. Unser Stallmeister stellt deinen Hengst auch gleich auf eine der freien Wiesen«, meinte die Braunhaarige zu ihrer Freundin und schnippte ungeduldig mit den Fingern.

Kurz darauf eilte ein junger Knappe mit glutrotem Haar zu Koralie. Er trug ebenfalls einige Sommersprossen im Gesicht. Mit einem schüchternen Lächeln nahm er dem Mädchen das Pferd ab und machte dabei einen leichten Knicks.

»Ich werde gut auf ihn Acht geben«, beteuerte er eindringlich, ehe der Junge mit dem Tier verschwand.

»Ludwin ist bislang unser bester Knappe. Ich würde ihm meine Stuten blind anvertrauen. Hab also keine Angst um Abraxas. Bei Ludwin ist er in guten Händen«, versicherte Adelyn mit einem aufmunternden Nicken, als sie Koras sehnsuchtsvollen Blick aus dem Augenwinkel erhaschte.

»Das Haus ist schön. Es wurde renoviert, nicht wahr?«, wechselte Kora das Thema. Seit Koralies letztem Besuch vor drei Jahren, hatte sich hier so einiges verändert.

»Ja, richtig.« Adelyns Augen funkelten und sie stelle sich kerzengerade auf. »Mein Zimmer ist jetzt doppelt so groß wie das Alte. Ich hab sogar ein eigenes Bad!«, verkündete sie stolz und nahm Koralie an der Hand. »Vater hat mir exotische Kleider aus den Sonnlanden geschenkt! Die Mode der Frauen dort ist so lasziv«, kicherte sie mit vorgehaltenem Mund. Ihre Wangen liefen hochrot an.

Die Legende der Kronluchse | 1  ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt