☽- ❞Karfunkel Saga❝ - ☾
XXIVBis sich die Sonne am Horizont senkte, fuhr Farubas Schiff entlang der Küste, als sie überraschend Anker legten. Die Schwester des Prinzen wusste zwar, dass die Reise der tüchtigen Abenteurer zu den Mondlanden ging. Faruba hatten ihnen jedoch von Anfang an klar gemacht, dass sie nichts mit ihrer Mission zu tun haben wollten. Bis ins Tal der Tränen hatte sie die Drei gebracht. Von hier aus mussten sie alleine weiterreisen.
An Deck herrschte Tumult. Die Dielen knarzten, einige Matrosen eilten rastlos hin und her und die befehlshaberische Stimme der Prinzessin war laut und deutlich zu hören.
Adelyn und Koralie hatten sich während der Schiffsfahrt in eine der Kabinen zurückgezogen. Sie wechselten ihre Kleider, nahmen etwas zu sich zur Stärkung und fanden Rast von den Turbulenzen, die sich in den letzten Tagen ereignet hatten.
Bei dem Tumult an Deck wurde Adelyn aufmerksam. Neugierig verließ sie ihre Schiffskajüte und begab sich an Deck. Bamuti folgte ihr.
Das Schiff hatte an einem Strand angelegt, der direkt in einen dicht bewucherten Wald führte. Adelyns Blick wich zur Seite. Am anderen Ende des Schiffs standen zwei gesattelte Pferde bereit. Das eine hatte Fell, so golden wie der Sand am Strand. Es stand ruhig da und dämmerte vor sich hin, während das andere Tier den Hals aufmerksam aufstellte. Der Blick des Tieres war auf den mysteriösen Wald gerichtet, aus dem sonderbare Laute hallten.
Geschäftig ging Adelyn der dunkelhaarigen Frau entgegen. Sie stand neben ihrem Bruder und warf diesem ein warmes Lächeln zu, als wollte sie ihm sagen „alles wird gut", ohne wirklich etwas zu sagen.
»Wieso haben wir angehalten?«, fragte Adelyn scharf, nachdem sie bei den Geschwistern angekommen war.
Faruba sah Adelyn mit einem undurchschaubaren Blick an. Schließlich atmete sie hörbar aus und drehte sich mit ihrem ganzen Körper zu Adelyn. Auch Henri wurde hellhörig, als Faruba zu einer Antwort ansetzte.
»Ich habe euch wie versprochen zur Königsebene gebracht. Wenn ihr wirklich für die Magie seid und allem was damit in Verbindung steht, müsst ihr das Tal der Tränen auf eigene Faust durchqueren.«
Farubas Tonfall war sanft und ihre Wörter wohl gewählt. Es wirkte so, als hätte ihr jemand Manieren eingeflößt, von denen sie bisher nie Gebrauch gemacht hatte. Adelyn hatte noch nie von dem Tal der Tränen gehört. Der Name ließ auf einen tristen, lieblosen Ort schließen und das war er inzwischen auch.
»Was ist so besonders an diesem Ort?« Ein unscheinbares Lächeln formte sich auf Farubas Lippen. »Die Geister alter Könige wandeln dort umher.«
»Geister?«, wiederholte Adelyn mit verunsicherter Stimme und schluckte tief. »Wir sollen durch einen Geisterwald reiten?«
»Hat jemand etwas von Geistern gesagt«, sagte nun Koralie, die ebenfalls an Deck gekommen war.
»Richtig gehört.« Faruba nickte und fuhr gleich fort. »Bevor die nordländischen Lords den Süden an sich gerissen und die Magie fast zur Gänze ausgelöscht haben, befand sich das Herzstück der Sonnlande hier, im Tal der Tränen, vormals bekannt als das Tal der Träumenden. Dort wo heute die alten Ruinen stehen, stand früher ein prachtvolles Waldkönigreich. Die Nordländer haben jedoch alles niedergerissen und ihren Hauptsitz nach Aestaru verlegt. Um die Kontrolle über das dort angesiedelte, gemeine Volk zu behalten, versteht sich. Die Seelen wandeln noch heute rastlos durch das Tal und beschützten was einst ihr eigen war.«
»Das klingt unglaublich«, sagte Koralie und schien ganz gebannt von Farubas Erzählung zu sein.
Faruba lächelte. »Ist es auch. Bei so etwas würde ich nie Witze machen.«
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Die Legende der Kronluchse | 1 ✓
Fantasy»Was sein soll, hat große Kraft.« - Feenhoheit Saahr Einst war Gehinna ein friedlicher Ort, an dem ein jeder willkommen war. Doch ebenso wie ein von Krankheit befallener Körper leidet, so litt auch der gewissenhaft bewahrte Frieden unter dem unsagba...