|14| Ser Moran | ✓

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☽- ❞Karfunkel Saga❝ - ☾
XIV

Es legte sich eine malerische Dämmerung über die Landschaft, die den Himmel in einen glutroten Schein hüllte. Koralie und Adelyn kamen pitschnass aus dem Wasser gelaufen. In ihrer Zweisamkeit hatten sie die Zeit völlig vergessen. Die Stunden waren wie im Flug verstrichen. Adelyns seidenes Unterkleid klebte an ihrer Haut und ließ diese sogar vereinzelt durchblitzen.

»Wir sollten uns Badeumhänge besorgen«, merkte sie an, während sie sich ihre Haare auswrang.

»Wer ist das?«, fragte Koralie plötzlich. Mit großen Augen spähte sie hinauf zu den Klippen, die sich entlang des Strandes hefteten.

Aufmerksam sah sich Adelyn um. Sie entdeckte Ludwin, der mit Bademänteln durch das Gebüsch gekrochen kam. Mit einem strahlenden Lächeln, das ihre weißen Zähne zum Vorschein brachte, steuerte sie geradewegs auf ihn zu.

»Keine Sorge, das ist nur Ludwin. Und er bringt uns sogar Mäntel. Wie bestellt!« Breit lächelnd stupste sie Koralie an. Der Stallbursche kam gerade zur rechten Zeit.

»Uhm... aber ich meinte eigentlich die Gestalt dort oben auf der Steinklippe.«

Irritiert folgte Adelyn dem Blick ihrer Freundin. Nun bemerkte auch sie den Mann. Im Gegensatz zu Koralie war ihr dieses Gesicht nur allzu bekannt.

Es war Moran, der dort oben an einem Fels lehnte und die Mädchen mit Adlersaugen beobachtete. Die Empörung stand Adelyn ins Gesicht geschrieben. Es war unverschämt, Mädchen zu beobachten, die so leicht waren. Adelyn und Koralie hatten nur ihre Unterkleider an. Dass sie sogar in solch einer Aufmachung ungeniert ausspioniert wurden, war sehr besorgniserregend.

Als hätte Moran den Blick der Lady aus der Entfernung erkannt, stellte er sich auf die Beine und trat von dem Fels weg. Eingehend musterte er sie mit einem schleierhaften Ausdruck in seinem Gesicht. Es schien ihn offensichtlich nicht zu stören, dass Adelyn seine Anwesenheit bemerkt hatte. Für einen kurzen Augenblick verharrte Moran an seinem Platz, bis er den Mädchen schließlich den Rücken zuwandte und verschwand. Moran wollte bemerkt werden.

»Adelyn?«, richtete Koralie sich mit eindringlicher Stimme an diese und rüttelte sie. Gedanken aufklaubend musterte Adelyn ihr Gegenüber.

»Wer war das? Kennst du diesen Jungen etwa?« Koralie klang besorgt.

»Nein! Ich meine... ja. Aber nicht sehr gut, nur flüchtig. Er ist wie ein Sohn... oder jüngerer Bruder für Desmor.« Adelyn schluckte schwer. »Sein Name ist Moran.« Im selben Augenblick, als sie den Namen des Ritters ausgesprochen hatte, tauchte Ludwin mit einem unbedarften Lächeln neben den beiden Mädchen auf und hob die Bademäntel demonstrativ hoch.

»Wollen die Damen sich vielleicht abtrocknen?«, fragte er mit einem strahlenden Lächeln. Adelyn verdrehte lächelnd die Augen und drehte sich mit dem Rücken zu Ludwin. Dabei streckte sie die Arme nach hinten und hob sie leicht von ihrem Körper ab. Ludwin faltete sofort einen der Mäntel auf und half Adelyn in den Badeumhang, der aus einem hellen Frottéstoff bestand. Dabei fielen ihm beinahe die anderen aufgestapelten Tücher und Mäntel in den Sand.

Kopfschüttelnd nahm Koralie dem Jungen, der sichtlich überfordert war, vorsichtig ein paar Tücher ab und wisperte ihm »Danke« zu. Er nickte schüchtern und fuhr unruhig mit seinen Augen umher. Adelyn schenkte den beiden nicht viel Aufmerksamkeit. Nachdem sie sich den Mantel vorne zugebunden hatte, genoss sie die warme Sonne.

»Woher wusstest du eigentlich, dass wir hier sind? Verfolgst du uns auch?« Adelyn blickte plötzlich über ihre Schulter zu Ludwin und hob ernst eine Augenbraue.

»Auch? Pff... ich kenne Mylady eben besser, als sie denkt.« Als sie Ludwins sanftes Lächeln erhaschte, wurde auch ihr Blick weicher und sie räusperte sich verlegen. »Haha, na wie auch immer. Danke für... du weißt schon«, murmelte sie.

Die Legende der Kronluchse | 1  ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt