☽ - ❞Karfunkel Saga❝ - ☾
Zwischenspiel
IVNoch bevor der erste Sonnenstrahl über die Dächer Yasiens fiel, ging ein tüchtiger Heiler bereits seinem Handwerk nach. Seine Beine trugen ihn wie von selbst durch den Wald der Erlenfrau. Er genoss die Stille, die ihn umgab. Es war keine Totenstille, welche die Beine schlottern ließ. Es handelte sich vielmehr um eine heilsame Aura, die stimmungsvoll durch den magischen Wald flirrte.
Die Geräusche und Düfte entfalteten sich, je tiefer er in den Wald marschierte. Zikaden zirpten in den Gräsern, kleine Singvögel zwitscherten in den Baumkronen vor sich hin und als das Plätschern der Waldquellen immer durchdringender zu vernehmen war, wusste Egnatos, dass die Grotte nicht mehr weit weg sein konnte.
»Ich habe dich schon kommen sehen«, begrüßte Calliana den Heiler, der daraufhin erheitert auflachte. »So wie immer.«
»Ich war so frei und habe die Liste für dich angefertigt. Du hast noch viel Arbeit vor dir«, erwiderte die Erlenfrau und reichte Egnatos eine Liste mit den Namen ihrer geheimen und höchst seltenen Heilkräutern mitsamt der Beschreibung wo diese zu finden sind.
Egnatos nahm das Stück Papier dankbar entgegen und verabschiedete sich in Eile von Calliana. Sie hatte ganz Recht. Der heutige Tag würde arbeitsreich für ihn werden.
»Eine erfolgreiche Reise wünsche ich! Mach etwas aus deiner Chance!«, rief die Erlenfrau Egnatos noch winkend nach, woraufhin dieser das Gesicht verzog.
»Liebste Calliana, ich habe nicht vor eine lange Reise zu unternehmen. Ich sammle doch nur ein paar Kräuter.« Die Erlenfrau hatte auf seine Worte nichts zu erwidern und so verließ Egnatos die Grotte ohne eine Antwort der Erlenfrau. Mit einem verschwiegenen Lächeln sah sie dem Heiler noch nach, der sichtlich verwirrt von ihren Worten war und es auch blieb.
Später am Tag war Egnatos bis zu den Blauen Schlangen südöstlich von Yasien gewandert. Ihm fehlte nur noch ein Kraut. Der Purpurbaldrian wuchs ausschließlich an sehr feuchten Stellen, wo er gleichzeitig genug Luft zum Atmen bekam und nicht ständig der Witterung ausgeliefert war. Calliana schrieb Egnatos auf, er solle nahe des Flussufers unter Steinen und auf kleinen Anhöhen nach dem wirksamen Purpurbaldrian suchen.
Das Gebiet rund um die Blauen Schlangen war somit der ideale Ort für den Baldrian. Es gab einige Anhöhen, Steinvertiefungen und viele Flussabzweigungen, die tief ins Festland vordrangen. Leider hieß das auch, dass Egnatos eine beträchtliche Fläche abzusuchen hatte. Es konnte Ewigkeiten dauern den richtigen Platz zu finden. Der Purpurbaldrian gehörte nicht umsonst zu den seltensten Kräutern.
Zu seinem Missmut lag Egnatos mit seiner Befürchtung richtig. Schon seit Stunden irrte er durch die Flusslande und wurde einfach nicht fündig. Seine Schuhe waren bereits ganz durchnässt und sein Rücken schmerzte von dem ständigen gebückt Laufen.
Seufzend ließ sich der Heiler auf einem der Flusssteine am Waldrand nieder und gewährte sich eine kurze Pause. Kaum hatte er sich hingesetzt hörte er Geräusche, die aus dem Wald kamen. Egnatos sah sich daraufhin um und wirklich, da kam jemand geradewegs auf ihn zu und pfiff guter Laune vor sich hin.
»Alles in Ordnung, Bester?«, sprach ihn der Fremde an, als sich ihre Blicke trafen. Egnatos kratzte sich unsicher am Hinterkopf und blähte seine Lippen.
»Kann ich nicht behaupten. Ich suche schon den ganzen Tag nach so einem blöden Kraut gegen Angstzustände«, gab dieser zu und blickte suchend um sich. »Langsam gehen mir die Ideen aus.«
»Dann ist heute Euer Glückstag! Während meiner Kindheit habe ich oft alle möglichen Kräuter suchen müssen«, erklärte der drahtige Bursche hilfsbereit und legte seine Reisetaschen ab. Egnatos beobachtete den Jungen interessiert dabei, wie dieser auf ein Rinnsal zuging. Er kniete sich hin und beugte sich über die kleine Anhöhe.
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Die Legende der Kronluchse | 1 ✓
Fantasia»Was sein soll, hat große Kraft.« - Feenhoheit Saahr Einst war Gehinna ein friedlicher Ort, an dem ein jeder willkommen war. Doch ebenso wie ein von Krankheit befallener Körper leidet, so litt auch der gewissenhaft bewahrte Frieden unter dem unsagba...