☽- ❞Karfunkel Saga❝ - ☾
XVEin bösartiges Schmunzeln formte sich auf Desmors Lippen. Mit einem Schlag verkrampfte sich Adelyns Körper. »Und? Was hast du gesehen?«
»Ich sah Lady Adelyn am Strand, Mylord. Mit ihrer Freundin.«
»Und?«, hakte Desmor mit scharfer Stimme ungeduldig nach. Er brodelte förmlich, so als würde er sich eine viel präzisere Auskunft erwarten. Irritiert linste Adelyn zu ihrem Mann und sah dann erneut zu Moran. Wie die beiden wirklich zueinander standen wusste niemand so richtig.
Desmor hatte Moran als jungen Landstreicher auf der Reise durch seine Lande aufgenommen und ihn fortan höchst persönlich als Ritter Sturmbruchs ausgebildet. Er war einer seiner jüngsten Ritter und konnte schon jetzt mit den Erfahrenen mithalten.
Doch obwohl er den Jungen von außen betrachtet wie seinen eigenen Sohn behandelte, gab es Gerede, das besagte, dass der Lord Moran damals bloß ausnutzt habe. Morans glorreiche Laufbahn brachte dem Lord als Ausbildner viel Ruhm ein. So war der Lord schon immer gewesen. Er kannte keine Barmherzigkeit, doch er respektierte jene, die ihm von Nutzen waren.
Hätte er damals kein ihm dienliches Talent in dem Jungen gesehen, wäre Moran heute vielleicht nicht mehr am Leben.
»Mylord?«, fragte der junge Erwachsenen nach und setzte eine unbescholtene Miene auf.
Lennarr kochte mittlerweile vor unterdrücktem Zorn. Schließlich hatte er den einfältigen Stallknecht seiner Frau absichtlich an den Strand geschickt, um ja sicher zu stellen, dass Moran die beiden auf frischer Tat ertappen würde. Dass Moran dieses höchst entscheidende Detail ausließ, stimmte den Lord sichtlich mürrisch.
Unzufrieden knurrte der Lord. Er konnte seinen Missmut nur schwer verbergen. Mit einer schnellen Bewegung erhob er sich von der Sitzbank und stieß Adelyn lieblos von sich. Wutentbrannt marschierte er geradewegs auf Moran zu. Seine Fäuste waren geballt, die Brust aufgeplustert und seinen Augenbrauen fest zusammengezogen.
Unwillkürlich schreckt Adelyn auf und weitete die Augen. Sie wollte Desmor nachrufen. Ihr Mund hatte sich schon geöffnet, doch im letzten Augenblick nahm sie sich noch einmal zurück. Ihr Entscheidung war klug gewesen. Sich in einer Situation wie dieser mit dem Lord anzulegen oder ihm gar dazwischen zu kommen, würde sicherlich nicht gut ausgehen.
Knapp vor dem Ritter blieb der Mann stehen und baute sich gebieterisch vor ihm auf. Moran hätte ängstlich zurückzucken oder zumindest irgendeine Art der Reaktion zeigen müssen, doch das tat er nicht. Wie die Ruhe selbst stand er an Ort und Stelle und blickte unschuldig zu Desmor auf. Seine hellgrauen Augen glänzten wie die Sterne der herannahenden Finsternis.
»Willst du mir tatsächlich erzählen, du hättest niemanden sonst gesehen? Und wähle deine nächsten Worte weise.« Der Lord hob warnend den Zeigefinger. Seine Hand bebte. »Du weißt doch wie sehr ich Unaufrichtigkeit verabscheue. Vergiss nicht, du bist mein engster Vertrauter. Ich zähle auf dich, Moran. Auf dich und deine Ehrlichkeit. Also sag, bist du unehrlich zu mir? Ich könnte dir nie böse sein, aber wenn du noch etwas oder jemanden gesehen haben solltest, muss ich das wissen!« Desmor sprach mit deutlicher, klarer und langsamer Stimme intensiv auf Moran ein. Während er sprach, wanderte seine Hand auf Morans Schulter. Ohne auch nur eine Miene zu verziehen lauschte der stattliche Mann den Worten des Lords. Nachdem der Lord mit einem letzten Appel das Wort niederlegte, sah Moran zu Adelyn, die ängstlich hinter den Männern stand. Sie wahrte einen angemessenen Abstand zu den beiden.
»Das weiß ich, Mylord. Euch zu belügen würde ich nicht wagen, aber ich kann mich dennoch nur wiederholen. Ich sah lediglich Lady Adelyn mit ihrer Freundin am Strand spazieren gehen, während sie sich unterhielten. Seid Ihr denn nicht erfreut, dass ich nichts sonst beobachtet habe?«
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Die Legende der Kronluchse | 1 ✓
Fantasía»Was sein soll, hat große Kraft.« - Feenhoheit Saahr Einst war Gehinna ein friedlicher Ort, an dem ein jeder willkommen war. Doch ebenso wie ein von Krankheit befallener Körper leidet, so litt auch der gewissenhaft bewahrte Frieden unter dem unsagba...