☽- ❞Karfunkel Saga❝ - ☾
VIDie Augen des Mannes leuchteten bedrohlich auf. In ihnen loderte ein erbarmungsloses Eisfeuer, das von verblendetem Gehorsam gegenüber seiner Königin angetrieben wurde. Koralies Augen wurden groß. Unfähig sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen, hielt sie den Atem an und sah mit an, wie der mysteriöse Reiter auf seinem Schimmel unheilvoll auf sie zu gepoltert kam und seine Schwertspitze auf sie richtete.
Während für Koralie die Zeit im Schleichtempo vorbeizuziehen schien, war sich ihr Pferd der herannahenden Bedrohung restlos bewusst. Außer sich vor Aufregung bäumte sich das Tier auf und stieß dabei ein fiebriges Schnauben aus.
Mit jedem Galoppsprung kam das Pferd des Reiters näher, doch Koralie war wie paralysiert. Sie war unfähig auch nur einen Muskel zu regen und war buchstäblich in ihrer Position gefangen. Abraxas stupste seine Besitzerin nervös an der Schulter und versuchte diese vergebens zum Fliehen aufzufordern, doch noch immer gab es keine Reaktion ihrerseits. Jedes andere Pferd hätte längst das Weite gesucht und die Flucht ergriffen, doch nicht Abraxas. Der Rappe war ein treuer Gefährte. Niemals hätte er seine geliebte Koralie schutzlos zurückgelassen.
Als das Schicksal des Mädchens besiegelt zu sein schien, passierte etwas äußerst Ungewöhnliches. Plötzlich bremste sich der Schimmel des furchteinflößenden Reiters ein und senkte seine Kruppe schmerzerfüllt. Mit geweiteten Augen riss das Tier sein Maul auf und stieß wehmütige Schreie aus. Überrascht sprang Koralie auf und befreite sich endlich aus ihrer Schockstarre. Doch was sie sah, war mindestens ebenso schockierend.
Ein katzenartiges Wesen klammerte sich an das Hinterteil des Pferdes und schlug seine Krallen in dessen Fell. Der Schimmel ging daraufhin durch. Er schlug Haken, wölbte den Rücken nach oben und trat in alle Richtungen aus, um das Tier von seinem Körper abzuschütteln.
»Lauft schon«, erklang plötzlich eine auffordernde Stimme, die niemand anderem, als dem fremden Wesen zuzuordnen war. Ein verwunderter und zugleich fassungsloser Ausdruck erschien auf Koralies Gesicht. Sie hatte noch nie zuvor ein Tier sprechen gehört.
In kürzester Zeit ging das Pferd des Reiters so stark durch, dass sich dieser nicht länger im Sattel halten konnte und kopfüber auf den Boden geschleudert wurde. Schützend legte der Mann seine Arme über den Kopf und rollte sich hastig zur Seite, um sich vor den Hufschlägen seines Pferdes in Sicherheit zu bringen. Koralies Retter hatte auf dem Hinterteil des Schimmels einige Kratzwunden hinterlassen, die das Tier verstört davon galoppieren ließen.
Nun sah das Mädchen direkt in die Augen des mystischen Wesens. Sie strahlten so grün wie Smaragde. Die außergewöhnliche Farbnuance verstärkte sich durch die schwarze Umrandung der Augen noch mehr. Als sie den hell leuchtenden Stein auf der Stirn des Tieres entdeckte, staunte sie nicht schlecht. Der Edelstein strahlte so hell wie der Mond selbst und verlieh dem magischen Wesen ein utopisches Erscheinungsbild. Verträumt begutachtete das Tier sie und zwinkerte ihr friedfertig zu, als ein zornerfülltes Stöhnen ihrer beider Aufmerksamkeit auf sich zog.
Der Abgesandte der Frostmonarchin Skadi war wenig begeistert über den Verlust seines Rosses und den unerwarteten Angriff. Mit einer kräftezehrenden Bewegung kam der Mann wieder auf die Beine. Er schüttelte den Schnee von seiner silbernen Rüstung ab, so dass die Eisenplatten laut klapperten und zog sein anderes Langschwert aus der Lederscheide.
»So«, schnaubte der Mann zornerfüllt. »Jetzt reicht es endgültig! Ich habe dich das aller letzte Mal unterschätzt, Pizpfote!« Ein mordlüsternes Funkeln schimmerte in den Augen des Mannes. Er fokussierte sein Ziel und ging mit unbeirrbaren Schritten auf das kleine katzenartige Wesen zu, das sich nun aufplusterte und drohende Knurrgeräusche ausstieß.
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Die Legende der Kronluchse | 1 ✓
Fantasy»Was sein soll, hat große Kraft.« - Feenhoheit Saahr Einst war Gehinna ein friedlicher Ort, an dem ein jeder willkommen war. Doch ebenso wie ein von Krankheit befallener Körper leidet, so litt auch der gewissenhaft bewahrte Frieden unter dem unsagba...