☽- ❞Karfunkel Saga❝ - ☾
XVIIIAls Adelyn den Eingang, der zu den Kerkern führte, erreicht hatte, war sie vollkommen außer Atem. Mit einem tränenverquollenen Gesicht kam sie bei Koralie an. Diese hatte sich hinter einer Ecke versteckt gehalten, um ungesehen auf ihre Freundin zu warten können.
»Endlich! Ich war schon krank vor Sorge«, gab Koralie erleichtert von sich und zog Adelyn an ihrem Handgelenk zu sich in einen düsteren Seitengang. Erst jetzt bemerkte Koralie, wie aufgelöst Adelyn zu sein schien.
»Was ist passiert?«, fragte sie daraufhin betroffen und wischte Adelyn die Tränen aus dem Gesicht.
Adelyn schluckte den Kloß im ihrem Hals hinunter und blickte zerrüttet auf ihre Füße. »Das alles ist nicht so leicht für mich. Seit langer Zeit habe ich endlich wieder das Gefühl, jemandem wirklich wichtig zu sein und obwohl ich nichts lieber tun würde, als dem nachzugeben, kann ich es nicht«, schniefte sie und holte tief Luft. »Du bist eine gute Freundin, aber auch du kannst nichts daran ändern, dass ohne Moran ein schwarzes Loch in meinem Herzen ist.«
Koralie nickte einfühlsam. »Verständlich. Ich habe mich in ihm getäuscht. Er ist in der Tat besonders. Aber sei nicht traurig! Wer weiß, was die Zukunft für euch bereit hält. Aber jetzt musst du dich erst einmal von deiner Vergangenheit lösen. Nur dann kannst du frei sein und dich wieder auf Neues einlassen.«
Aufmunternd stupste Koralie das Mädchen an und schmunzelte. Adelyn zwang sich zu einem Lächeln. Auch wenn es ihr jetzt noch wie ein Fehler vorkommen würde, Moran zu verlassen, war es dennoch notwendig.
»Alles wieder in Ordnung?«, wollte Koralie sicher gehen. Adelyn nickte.
»Gut, dann lass uns verschwinden. Die Wachen sind alle bei der Feier. Als ich alles kontrolliert habe, war die Burg so gut wie verlassen.« Koralie nahm Adelyn an der Hand und führte sie zu einem Schacht.
»Über eine Leiter gelangt man direkt in den Tunnel, der zum Strand führt.« Das Mädchen kniete sich nieder und Schob den Schachtdeckel beiseite.
Ein eisiger Luftzug, strömte ihnen entgegen, der einen fauligen Geruch mit sich trug. Angewidert verzogen beide Mädchen das Gesicht. Koralie tätigte einen tiefen Atemzug und überwand sich dazu den ersten Schritt zu machen. Behutsam stieg sie in das Loch und kletterte die Sprossen der Leiter hinunter. Als sie bereits halb verschwunden war, sah sie zu Adelyn hoch.
»Pass auf, es ist sehr rutschig hier«, warnte sie diese und landete mit einem gewagten Sprung am Boden. Für einen Moment echote das Geräusch schauervoll wider, doch dann war es erneut totenstill. Nur das leise Rauschen der Wellen am Ende des Tunnels war kaum merklich zu hören.
Geduldig wartete Koralie darauf, dass Adelyn ebenfalls die Leiter hinunter stieg, doch irgendetwas in ihr hinderte sie daran. Wie festgenagelt stand sie gebückt vor dem Schacht und starrte gedankenversunken in die Finsternis.
»Kommst du?«, fragte Koralie ein wenig ungeduldig und war sichtlich irritiert, weil Adelyn auf sich warten ließ. Sie waren so kurz davor Sturmbruch für immer hinter sich zu lassen, doch Adelyn zögerte.
»Ich kann nicht«, presste Adelyn schließlich zwischen den Lippen hervor und war sichtlich hin und her gerissen.
Fassungslos ob ihrer unerwartenden Worte starrte Koralie sie ungläubig an. »Was meinst du mit du kannst nicht?«, zischte sie empört und musste sich sehr bemühen nicht zu laut zu sprechen.
»Ich muss noch etwas aus meinem Zimmer holen, Kora! Es ist wichtig!«
»Jetzt noch? Wir sind doch schon so kurz vor dem Ziel! Hattest du dir diesen Moment nicht herbeigesehnt? Was ist so wichtig, dass du dafür alles aufs Spiel setzt?« Koralie verstand die Welt nicht mehr. Manchmal war Adelyn ein einziges Rätsel.

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Die Legende der Kronluchse | 1 ✓
Fantasy»Was sein soll, hat große Kraft.« - Feenhoheit Saahr Einst war Gehinna ein friedlicher Ort, an dem ein jeder willkommen war. Doch ebenso wie ein von Krankheit befallener Körper leidet, so litt auch der gewissenhaft bewahrte Frieden unter dem unsagba...