☽- ❞Karfunkel Saga❝ - ☾
XXVIIIDer Fremde begutachtete sie mit Augen, die so kristallklar wie Edelsteine waren. Dabei fuhr er sich durch seinen dichten, grauen Bart, in den einige Muscheln eingeflochten zu sein schienen.
Der Mann war eine komische Erscheinung. Er hatte keine Schuhe an und trug lediglich eine alte Kutte mit Umhang. Mit seinem sonderbaren Gehstock, der sich an der Spitze zu einem sichelförmigen Mond krümmte, glich er einem Vagabunden. Ins Auge stachen ebenfalls seine ringartigen Tätowierungen, die um seine knochigen Finger verliefen und kleine Symbole abbildeten.
Adelyn sprach kein Wort. Ihre Augen fielen auf Darius, der nun in Erklärungsnot geraten war. Seufzend drängte er sich an den Mädchen vorbei und hob die Hände gestikulierend. Noch bevor er zu einem Wort ansetzten konnte, fuhr ihm Adelyn scharf dazwischen. Ihre Augen funkelten wütend.
»Du hast uns hintergangen!« Kaum hatte Adelyn zu Ende gesprochen, zog sie aus ihrem Stiefel einen spitzen Dolch, den sie dem jungen Mann drohend entgegenhielt.
Darius wich einen Schritt zurück, hob die Arme und sagte mit ruhiger Stimme: »Ich kann das erklären, nur bitte nimm' das Messer runter.«
Koralie legte ihre Hand auf Adelyns Arm. »Tot kann er uns nicht antworten. Lassen wir ihn erst einmal sprechen«, flüsterte sie ihrer Freundin zu und senkte ihren Arm langsam, während sie ihr die Waffe abnahm.
»Sie wissen wer wir sind. Das war alles geplant, Koralie. Und ich war so naiv und habe ihm geglaubt!«, gab Adelyn aufgebracht von sich. Sie sah Koralie direkt an und zog die Augenbrauen ernst zusammen. »Er hätte uns nicht belügen sollen.«
»Doch, das musste ich! Zu eurer eigenen Sicherheit«, wandte Darius daraufhin ein, womit Adelyns tödliche Blicke erneut auf ihm hafteten.
»Okay, also was genau wollt ihr von uns?«, fragte Koralie mit ruhiger Stimme und verschränkte die Arme vor dem Körper.
»Wir wollen genau das, was ihr wollt«, begann der Alte zu sprechen und lächelte verschwiegen. »Genaueres sollten wir vielleicht drinnen besprechen. Mein Enkel hier macht einen wunderbaren Kamillentee.«
Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte sich der Mann um und ging zurück in die Wohnung.
»Nach euch«, sagte Darius und drehte sich um. Adelyns Blick war wie versteinert. Sie schnaubte, lenkte jedoch ein. Mit einem Nicken folgte sie Koralie in die Wohnung.
Nachdem sich alle am großen Esstisch versammelt hatten und Darius den Tee gebracht hatte, begann der alte Mann zu sprechen. Der Raum war Licht durchflutet, weshalb man den Gesichtsausdruck des Mannes nur schwer erkennen konnte.
»Vor einiger Zeit habe ich einen Brief von einem sehr engen Freund erhalten, der mich um Hilfe ersucht hat. Ich kam seinem Schreiben nach und reiste nach Yasien. Vereiste Körper und Kreaturen der Nacht, die mit dem Fall des Schnees kamen, sollten mich dort erwarten. Die Kreaturen sind von zerstörerischer und mörderischer Natur. Abgesandte des Todes. Und sie werden erst Halt machen, wenn ihre Gebieterin gesiegt hat... oder besiegt ist.«
Koralie sah verwirrt zu Adelyn, die gerade dabei war einen Schluck Tee zu sich zu nehmen.
»Spricht er von Skadi und ihren Frostrittern?« Sofort zuckte Adelyn zusammen und verschüttete den brühheißen Tee.
»Autsch«, quiekte sie, als der Tee auf ihrer Hose landete.
Darius versteckte sein Lächeln hinter seiner aufgestellten Faust, wohingegen der alte Mann frei heraus lachte und seine Tasse abstellte.
»Kein Grund zur Aufregung. Ihr seid nicht die einzigen, die vor Skadi fliehen und Bekanntschaft mit einem ihrer Frostritter machen mussten, so wie du Koralie.«
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Die Legende der Kronluchse | 1 ✓
Fantasia»Was sein soll, hat große Kraft.« - Feenhoheit Saahr Einst war Gehinna ein friedlicher Ort, an dem ein jeder willkommen war. Doch ebenso wie ein von Krankheit befallener Körper leidet, so litt auch der gewissenhaft bewahrte Frieden unter dem unsagba...