☽- ❞Karfunkel Saga❝ - ☾
IX»Dies ist also euer Heim«, sprach Bamuti, als Priya in die Hütte eintrat. Die Vorhänge waren zugezogen. Überall huschten dunkle Schatten umher. Behutsam ließ Priya den Luchs auf den Boden, während Koralie die Tür hinter ihnen verschloss.
»Ist vielleicht etwas düster, aber jedem das seinige«, fuhr der Kronluchs beschwingt fort und trabte elegant und leichtfüßig über den morschen Holzboden des Raums. Seiner Aufregung nach zu urteilen, hatte der Kronluchs bisher noch nicht so viele Hütten von innen betrachtet.
Mit einem Lächeln auf den Lippen eilte Koralie von Fenster zu Fenster um die Vorhänge zu öffnen, damit das Tageslicht den Raum erhellen konnte. Derweilen holte Priya aus dem Bad eine Schatulle, in der sie ihre Heilkräuter und diverse Verbandsmittel aufbewahrte.
Bamuti ließ es sich zwar nicht anmerken, doch er hatte sichtlich Schmerzen. Der kleine Luchs litt. Sowohl seelisch, als auch körperlich. Er verbarg seinen Kummer meisterhaft und überspielte die tiefe Trauer mit scherzhaften Bemerkungen, doch Priya ließ sich nicht so leicht blenden. Immerhin hatte sie ein Kind großgezogen. Dadurch erlernt man schnell die Fähigkeit aus dem Gesicht anderer herauszulesen, ob es ihnen an etwas fehlte.
»Ich habe hier einige Tinkturen und Kräuter, die heilend wirken. In spätestens drei Tagen werden die Wunden so gut wie verheilt sein. Allerdings rate ich dir dich zu schonen, damit sich die Blessuren gut schließen können«, gab Priya kund, während sie mit der Schatulle in das Wohnzimmer trat. Ihre Aufmerksamkeit galt den Tinkturen, die sie vereinzelt aus der Schatulle kramte. So merkte sie nicht, dass der Luchs ihren Worten offensichtlich kein Gehör schenkte.
Mit schleichenden Schritten und einer geduckten Haltung pirschte sich der Kronluchs an den schlafenden Fuchur heran. Der feuerrote Kater lag friedlich auf einem der weichen Wohnzimmerstühle und rollte sich zu einer kleinen Kugel, so dass sein Kopf teilweise von seinen zarten Pfoten verdeckt wurde.
Interessiert schnupperte Bamuti an der Katze und streckte langsam die Tatze nach dem Hauskater aus. Erst nachdem Koralie einige der Vorhänge aufgezogen hatte, fand sie sich ebenfalls bei den Stühlen vor dem Kamin ein und erhaschte einen Blick auf Bamuti.
Gerade als sie »Nicht« rufen wollte und die Hände warnend ausstreckte, schoss Fuchurs Kopf wie der einer Anakonda unter seinen Pfoten hervor. Der Kater verzog sein Gesicht zu einer bedrohlichen Grimasse und fauchte so laut, dass das Geräusch durch den gesamten Raum peitschte.
Die weitaus kleinere Pfote der Katze schlug mit einem pfeilschnellen Prankenschlag, die große, flauschige Tatze des Luchses von sich, woraufhin Bamuti erschrocken zurückwich. Der Luchs geriet aus dem Gleichgewicht und purzelte unbeholfen rücklings von dem Ohrensessel, direkt auf den Teppich.
»Dieses Ding lebt ja!«, stellte Bamuti perplex fest und richtete sich eilig wieder auf. Dabei ließ er den roten Kater für keine Sekunde aus den Augen.
»Aber natürlich lebt er! Das ist unser Kater. Was hast du denn gedacht?«, fragte Koralie irritiert und nahm den Luchs in die Arme, um ihn auf dem Sofa zu platzieren.
»Ich hatte angenommen es wäre ein Kissen«, erwiderte er sachlich, woraufhin Fuchur ein grimmiges Knurren ausstieß und dem Luchs seine vernichtendsten Todesblicke zuwarf.
»Verzeih' mir. Ich wollte dich nicht beleidigen. Dein Fell ist äußerst ansehnlich für das eines so winzigen Stubentigers.« Erneut gab der Kater ein cholerisches Fauchen von sich und sprang von seinem Platz auf, ehe er das Weite suchte.
»Was ist denn hier los?«, warf nun Priya ein.
»Bamuti und Fuchur haben sich gerade kennengelernt. Es ist noch nicht ganz schlüssig, wer nun wen in die Flucht geschlagen hat«, erklärte Koralie amüsiert. Bamuti erwiderte ihren Blick und grinste spitzbübisch.
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Die Legende der Kronluchse | 1 ✓
Fantasy»Was sein soll, hat große Kraft.« - Feenhoheit Saahr Einst war Gehinna ein friedlicher Ort, an dem ein jeder willkommen war. Doch ebenso wie ein von Krankheit befallener Körper leidet, so litt auch der gewissenhaft bewahrte Frieden unter dem unsagba...