☽- ❞Karfunkel Saga❝ - ☾
XXXJenseits des Sumpfwaldes, am Fuß des Feenberges gab es ein Waldstück, das verborgen hinter einer gewaltigen Felswand lag. Dort befand sich ein atemberaubender Platz, der so geräumig war, dass die prächtigsten Bäume dort gediehen. Sie wuchsen an den Felswänden empor, so dass die Kronen einiger weniger sogar aus dem felsummantelten Platz rankten. Denn obwohl man von Fels und Stein umringt war, so wurde einem dennoch ein ungehinderter Blick auf den Himmel geboten.
Die sogenannten Jharobäume gab es ausschließlich auf den Mondlanden. Sie waren das Zuhause der Feen, denn ihre kleinen Behausungen befanden sich in den rauchbraunen Stämmen dieser uralten Bäume. Die stabile Rinde des Jharo bot Schutz vor Kälte und Wind, welche die Feen an so manchen Tagen ertragen mussten. Doch nicht nur die Rinde machte den Jharobaum zu einem idealen Wohnort für die Feen.
Auch sein goldbraunes Blattgefieder, das wie bei den Weiden in Sturmbruch an geschwungenen, langen Ästen herunter hing, bot den Feen Schutz und Komfort. Die Blätter des Jharobaumes erinnerten an fließendes Gold. Besonders dann, wenn die Sonne ihre gleißenden Strahlen auf die Blätter warf.
Die Besonderheit des Baumes hatte jedoch auch mit seiner ungewöhnlichen Frucht zu tun. Der Stachelhutleuchter verdankte seinen Namen der Tatsache, dass er an der Oberseite eine stachelige Schale besaß, die einem Hut ähnelte, während seine Unterseite als runder Leuchtkörper zu identifizieren war.
Genießbar waren die Stachelhutleuchter zwar nicht, doch sie brachten nachts Licht in die gesamte Feenstadt und wenn die Früchte im leichten Wind wehten, wurde man Zeuge eines faszinierenden Lichtspektakels. Es sah dann so aus, als ob die Stadt der Feen mit aufgeregt umher flirrenden Glühwürmchen übersät wäre.
Koralie und die anderen staunten nicht schlecht, als die gigantische Feenstadt strahlend vor ihnen erschien. Einige der Feen besaßen eine Größe, die einem Menschenkind glich. Dementsprechend groß waren die sondergleichen Jharobäume. Die skurrilsten Feenarten trafen hier aufeinander. Das einzige, das sie alle gemeinsam hatten, waren ihre prachtvollen Flügel.
Dass die Feen so unterschiedlich aussahen, gab möglicherweise ein ungewöhnliches Bild ab, doch es bewies auch, dass es stets Hoffnung gab Menschen und Valouren zusammenzubringen und sie zu einer Ganzheit zu vereinen, mochten sie auch noch so verschieden sein.
Als Koralie, Adelyn, Darius und der Hexenmeister den Kronluchs eingeholt hatten, saß dieser bereits inmitten eines Feenkreises unmittelbar vor dem pompösen Waldthron der Feenhoheit Saahr und ließ sich bewundern. Der Blick des Hexenmeisters fiel sogleich auf die grazile Gestalt der Feenhoheit, auf deren Haupt eine Krone aus verzauberten Blättern des Jharobaumes lag.
Seine Augen wurden groß und er schluckte hörbar. Die Hände hinter seinem Körper zitterten. Man merkte dem Hexenmeister an, dass er höchsten Respekt vor Saahr hatte. Die Feenhoheit hätte ihm damals möglicherweise nicht geholfen, hätte sie gewusst zu welchem Preis.
Pontuz war nicht vollkommen ehrlich zu ihr gewesen. Er hatte bloß im Sinn gehabt das Schlimmste zu verhindern. Dabei hatte er keinen Gedanken an das verloren, das mit seinen Taten verloren gehen würde. Die Valouren hätte es nicht schlechter treffen können. Sie waren die einzigen, welche die Zauberwesen vor den kriegerischen Menschen, die das wahrhaft Schöne selten zu schätzen wussten, beschützen konnten. Wäre den Feen bewusst gewesen, dass sie durch die Unterstützung der Hexenmeister zu der Ausrottung jener magischen Wesen, die sie einst zum Schutz und Segen der Menschen nach Gehinna gebracht hatten, beitragen würden, hätten sie ihre Hilfe niemals zugesichert.
Und obwohl dieser Fehler lange zurück lag und Pontuz Niomär auch nur ein Sterblicher war, dem menschliche Fehler unterliefen, so sah man der Feenhoheit deutlich an, dass hinter ihrem abgeklärten Auftreten noch immer eine tiefe Trauer und ein unausgesprochener Zorn brodelte.
DU LIEST GERADE
Die Legende der Kronluchse | 1 ✓
Fantasy»Was sein soll, hat große Kraft.« - Feenhoheit Saahr Einst war Gehinna ein friedlicher Ort, an dem ein jeder willkommen war. Doch ebenso wie ein von Krankheit befallener Körper leidet, so litt auch der gewissenhaft bewahrte Frieden unter dem unsagba...