✦5 ~ A Leader and a Hyung✦

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Einen Augenblick lang haderte ich noch mit mir, doch da das Essen sowieso nur vor sich her kochte und gerade nicht meine Aufmerksamkeit erforderte, drehte ich mich gänzlich zu Felix und betrachtete ihn. Seine blonden Haare hingen unordentlich in seinem Gesicht, seine niedlichen Sommersprossen waren klar erkennbar statt überschminkt und seinen Kopf hatte er auf seinen Händen abgestützt. Er sah müde aus, als hätte er nicht gut geschlafen oder vielleicht suchten ihn gerade wieder die Stimmen heim, die sich in seinem Kopf befanden. Aufgrund seiner leichten Schizophrenie hatte er immer wieder Phasen, in denen er Dinge sah, die nicht da waren und Stimmen hörten, die ihn sichtlich verunsicherten und auch fertig machten. Und gerade in solchen Momenten war es meine Aufgabe, mit ihm zu reden.

"Okay, Felix, erzähl, was los ist", bat ich ihn und legte neugierig meinen Kopf schief. Sogleich blinzelte der Jüngere und schaute in meine Richtung, bewies damit meine Vermutung, dass er bis eben nicht ganz anwesend gewesen war. Er hatte also den Stimmen gelauscht.

"Was soll ich denn erzählen?", fragte er nach, so als hätte er vergessen, aus welchem Grund er hierher gekommen war. Das war nicht gerade selten, wenn er einmal durch seine Krankheit abgelenkt wurde, blendete er alles in seiner Umgebung aus und vergaß damit auch seine derzeitige Situation. Ein Glück, dass das nur während ruhigen Phasen auftrat und nicht, wenn seine Konzentration gefordert war.

"Changbin", meinte ich nur und ging nun auf den Tisch zu. Den Stuhl neben Felix zog ich zurück und ließ mich darauf fallen, damit ich näher bei dem Jüngeren sein konnte und strich einmal sanft durch seine Haare. Direkt seufzte er einmal schwer und sah weg; ein offensichtliches Zeichen, dass er nicht gern darüber redete. Aber es musste sein. Es war immer besser, über so etwas zu reden.

"Was soll mit ihm sein?", versuchte er mir auszuweichen, obwohl alles an seinem Körper danach schrie, dass er sich darüber beklagen wollte. Er wollte mir davon erzählen, mich um Rat fragen, er wollte meine Meinung hören und sich in meine Arme flüchten. Er wollte für einen Moment schwach werden, aber dennoch war es genau das, was ihn davon abhielt, sich mir ohne weiteres zu öffnen.

"Felix, du weißt, dass du es mir sagen kannst. Ich bin dein Hyung und dein Wohlbefinden ist mir am wichtigsten... bitte, verheimliche nichts vor mir", erwiderte ich und sah ihn beinahe streng an. Leise seufzte er, ehe er auf seine Lippe biss und seinen Blick von mir abwandte. Dann jedoch nickte er nur und schaute langsam wieder zu mir.

"Ist gut, Hyung...", gab er sich geschlagen und atmete tief durch, um anzufangen. Ich hingegen atmete erleichtert durch, denn mir fiel es nicht immer leicht, die richtigen Worte zu finden. Dafür war Woojin zuständig - bei Felix allerdings war ich dafür zuständig. "Weißt du, ich... ich mag Changbin. Sehr. Ich bin ja oft bei ihm in der Werkstatt und ich liebe es einfach, ihm bei der Arbeit zuzuschauen. Ich mag es, wie er Autos repariert, mit was für einer Begeisterung er mir von seinem Handwerk erzählt. Ich liebe seine Stimme, ich liebe seine Art, ich liebe diese harte Schale, unter der sich so ein weicher, liebevoller Kern versteckt... er trägt einfach genau die Eigenschaften in sich, die ich mir für meinen Partner immer gewünscht habe... Hyung, ich... ich liebe ihn."

Aufmerksam hörte ich Felix zu, hatte bereits vermutet, dass Gefühle dahinter steckten. Mit meiner großen Hand umschloss ich Felix' kleine, legte meine andere ebenso darauf und betrachtete den Jüngeren. Seine Augen spiegelten die ehrliche Liebe wider, die er Changbin gegenüber empfand, aber auch den Schmerz, es ihm nicht sagen zu können. Wenn der Ältere von ihnen es nicht erwiderte, würde er nur unglücklich werden, doch die aktuelle Situation mit Hyunjin machte ihn ebenfalls fertig. Ich konnte das verstehen. Er wollte an Changbins erster Stelle stehen, tat es aber nicht und das deprimierte ihn.

"Aber in letzter Zeit ist immer häufiger Hyunjin bei uns. Ich weiß, er ist ebenfalls Mechaniker und kümmert sich mit Changbin zusammen um die Autos, jedoch treffe ich ihn nicht mehr alleine an. Immer ist Hyunjin dabei und ich, ich habe einfach keine Minute mehr allein mit Changbin...", erklärte mir Felix weiter. Der Schmerz lag klar in seiner Stimme, war deutlich hörbar und mein eigenes Herz stach leicht. Ich hasste es, einen meiner Jungs leiden zu sehen und gerade Felix stand mir sehr nahe. Ich wollte nicht, dass er unter Liebeskummer litt. Das konnte ich nicht mitansehen.

Stray Kids - The Untold StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt