✦13 ~ Shadows of the Past✦

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"Nein, Jeongin. Tut mir leid, aber das kann ich nicht", antwortete ich direkt auf seine Frage, ob ich ihm die Geschichten meiner Jungs erzählen würde. Ich meinte es nicht böse und ich wollte auch nicht, dass er sich schlecht fühlte, oder glaubte, ich würde ihm misstrauen. Daran lag es natürlich auch zu einem kleinen Teil, doch dieser war nicht ausschlaggebend. Ich fühlte mich nicht bereit dazu, ihm zu erzählen, was mit den Jungs passiert war, da ich von den anderen immer vorher erfahren hatte, was mit ihnen geschehen war. Dadurch hatte ich sie mehr kennenlernen können und mir sicher sein, dass ich ihnen vertrauen konnte. Bei Jeongin durfte es nicht anders sein.

"Wenn du magst, kann ich dir aber erzählen, was mir damals geschehen ist", schlug ich ihm rasch vor, da der Jüngere auf meine Abweisung hin seinen Blick gesenkt hatte und enttäuscht wirkte. So wollte ich ihn natürlich auch nicht sehen, ich befürchtete, dass er sich ausgeschlossen fühlte, aber mir war die Sicherheit der anderen nun einmal wichtig. Sehr wichtig.

"Okay...", stimmte Jeongin allerdings dann leise zu und leicht fing ich an zu lächeln. Vorsichtig rutschte ich näher an ihn heran, doch zu meiner Überraschung rutschte er dieses kleine Stück sofort weg. Also... wollte er meine Nähe nicht mehr spüren...? Fühlte er sich etwa nicht mehr geborgen neben mir...? Autsch...

"Weißt du, Jeongin", fing ich dennoch nun an. Vielleicht würde es ja wieder besser werden, wenn er meine Geschichte kannte. "Ich bin ohne Eltern aufgewachsen. Kurz nach meiner Geburt sind sie abgehauen, weil ihre kriminellen Taten durch mich nur erschwert worden wären. Meine beiden älteren Brüder haben mich deshalb aufgezogen und mir beigebracht, wie man in dieser Welt überlebt. Hauptsächlich mussten wir die Dinge, die wir brauchten, stehlen, weil meine Brüder beide nicht arbeitsfähig waren. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir voneinander getrennt werden würden, wenn wir im Waisenhaus landen, war einfach zu hoch... und das wollten meine Brüder nicht.

Mit der Zeit sind wir älter geworden und meine Brüder konnten arbeiten gehen. Nicht gerade legal, meistens war es Schwarzarbeit, aber sie haben versucht, mir ein Leben zu ermöglichen. Ich bin darum auch der Einzige, der so regelmäßig wie möglich zur Schule gegangen ist und einen Schulabschluss erreichen konnte. Allerdings ist mein ältester Bruder eines Tages in einen Kampf geraten, weil einige Typen nicht damit einverstanden waren, welche Arbeit er verrichtet hat. Er war allein gegen sieben und hatte darum keine Chance... noch am selben Tag ist er verstorben. Daraufhin war mein Bruder auf sich allein gestellt und ich habe versucht, ihm zu helfen, bis er auf einmal verschwunden ist und mich allein gelassen hat.

Durch mehrere Zufälle habe ich mich schließlich dazu entschieden, keine Ausbildung anzufangen, sondern mit den Straßenrennen weiterzumachen, die mein Bruder geführt hat und habe so Geld verdient. Und Stück für Stück die Jungs bei mir aufgenommen, weil sie Hilfe brauchten und jemanden, der sich um sie kümmert. Genauso, wie ich damals, als meine Brüder die Verantwortung übernehmen mussten", erzählte ich Jeongin. Mein Blick war in die Ferne gerichtet, meine Stimme eher gedämpft. Mittlerweile schmerzte es mich nicht mehr, von meinen Brüdern zu erzählen, ich hatte es verkraftet. Langsam aber sicher, hatte ich gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen und wollte mit allen Mitteln verhindern, dass meine Jungs dieselbe Hilflosigkeit und Einsamkeit wie ich erleben mussten. Ich hatte viele, harte Zeiten, viele schmerzhafte Erinnerungen und trug viele Narben dank meiner Vergangenheit. Aber das lag hinter mir. All das, was damals geschehen war, ließ sich nicht mehr ändern und stattdessen schaute ich der Zukunft entgegen, in der Hoffnung, ein besserer Mensch zu werden.

Und niemals würde ich über das reden, was ich all die Jahre erleben musste. Die Zusammenfassung von eben genügte, mehr musste man nicht über mich wissen. Ich hatte mich immerhin zu einem besseren Menschen geändert.

"Das klingt... hart...", murmelte Jeongin nur auf meine Worte hin. Er war ruhig, zeigte nicht viele Reaktionen und kurz hatte ich sogar das Gefühl, dass er mir nicht einmal richtig zugehört hatte. Aber dann warf er mir einen Blick zu, der so viel Mitleid und Traurigkeit zeigte, dass ich für einen Moment lang absolut sprachlos war. Es wirkte so, als wolle er sich für das entschuldigen, was mir damals widerfahren war. Obwohl er rein gar nichts dafür konnte.

Stray Kids - The Untold StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt