Stray Kids - The Untold Story

✦12 ~ Stay✦

"Hyunjin, nein!"

Meine Stimme nahm solch eine überraschende Lautstärke und Kraft an, dass sogar ich mich dabei kurz erschreckte. Ich hatte nicht laut werden wollen, nur mit Nachdruck reden und ihn irgendwie aufhalten. Doch jetzt hatte ich uns beide zusammenzucken lassen, weshalb Hyunjin zu perplex war, um weiterhin zu versuchen zu fliehen. Schnell zog ich ihn wieder in mein Zimmer und schloss die Tür, bevor ich ihn auf mein Bett drückte und mich mit einem strengen Gesichtsausdruck vor ihm aufbaute.

"Jetzt hör mir endlich wenigstens dieses eine Mal zu, Hyunjin!", verlangte ich harsch. Hyunjin schluckte kaum merklich und sah ein wenig eingeschüchtert zu mir auf, wahrscheinlich war er tatsächlich zu verwundert darüber, dass ich das Wort erhoben hatte. Doch mir sollte es recht sein. Dann konnte ich ihn besser darüber belehren, was 'Stray Kids' eigentlich bedeutete.

"Wir sind ein Team, Hyunjin. Stray Kids ist nicht nur eine Familie, sondern auch ein unschlagbares Team, in dem jeder wichtig ist. Es gibt kein 'unbedeutend', es gibt kein 'besonders wichtig'. Jeder hat seinen Platz bei uns eingenommen und wird gebraucht. Du zum Beispiel bist mit Changbin der einzige, erfahrene Mechaniker hier. Ich weiß, dass du dich in seiner Nähe gerade nicht allzu wohl fühlst, aber würdest du es ihm trotzdem antun, ihn mit all der Arbeit allein zu lassen? Felix ist nicht erfahren genug, wie sollen die beiden das denn schaffen? Sie brauchen dich, Hyunjin. Wir alle tun das."

Mit großen Augen schaute mich der Brünette fassungslos und erstaunt an, wusste im ersten Moment offenbar nicht, was er sagen sollte. Doch das brauchte er auch nicht, denn ich war noch nicht fertig.

"Vergiss nicht, was an diesem Tag noch ist, abgesehen von Changbins gescheiterten Liebesgeständnis. Wir wollten heute alles für eine Katze besorgen und uns in einem Tierladen umsehen. Vielleicht werden wir auch heute direkt eine Katze kaufen, meinst du nicht? Aber die Katze war dein Wunsch, Hyunjin. Du warst derjenige, der sie wollte. Wolltest du das denn einfach über den Haufen werfen?", wollte ich wissen und setzte mich langsam neben ihn. Meine Hand legte ich auf seiner ab, betrachtete ihn abwartend mit einem liebevollen, väterlichen Blick. Wieso ich auf einmal so sanft war, konnte ich mir nicht erklären, doch vermutlich lag das an der Tatsache, dass ich mich wie ein Vater für meine Jungs fühlte. Und so wütend mich Hyunjin manchmal auch machte, er war immer noch einer meiner Jungs.

Ein Teil meiner Familie.

"D-Das...", murmelte der Junge neben mir leise und biss sich auf die Lippe. Ihm war anzusehen, wie schlecht er sich nun fühlte, er verstand augenblicklich, was ich ihm versucht hatte zu sagen. Er verstand, dass selbst wenn er sich hier mal nicht wohl fühlte, weglaufen keine Lösung war. Und er blieb. Wenn auch auf Zwang, aber er blieb. Und das war zumindest einmal ein Anfang.

"Bitte, tu mir den Gefallen und denk über die Auswirkungen deiner Taten nach, ja?", bat ich den Jüngeren, der direkt leicht nickte. "Versuch nicht die negativen, sondern die positiven Dinge zu sehen." Wieder nickte er und zog vorsichtig seine Hand zurück. Scheinbar war es ihm unangenehm, dass unsere Hände sich berührten und für mich war das okay. Ich hatte nur verhindern müssen, dass er uns verließ. Das durfte er nämlich nicht.

"Dann... hole ich mal meine Sachen und mache mich fertig, damit wir uns Tierheim können, oder?"

-

Wie ich Hyunjin versprochen hatte, waren wir inzwischen in einem Tierheim und betrachteten die unterschiedlichen, jungen Kätzchen, die hier hinter den Glaswänden lebten. Jisung und Minho betrachteten die Auswahl mit großen Augen, schienen hin und weg von den niedlichen Lebewesen zu sein. Besonders Minho verliebte sich schnell in jedes einzelne Kätzchen, sodass wir ihn fast schon zum nächsten Käfig zerren mussten, weil er nicht mitkommen wollte. Dadurch wurde Jisung tatsächlich ein wenig eifersüchtig und fing immer wieder an zu schmollen, aber da Seungmin ihn damit aufzog, hörte er schnell wieder mit diesem Verhalten auf und unterdrückte es.