✦19 ~ Lost✦

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"Ja."

Ich sagte dieses Wort, ohne wirklich nachzudenken. Aber worüber sollte ich denn auch nachdenken? Auf diese Frage hab es nur eine Antwort und das war 'Ja'. Ich hatte mich in ihn verliebt. Und es gab keinen Grund, es zu verleugnen.

"Aber wieso, Hyung? Wieso in mich?", fragte Jeongin leise. Mutig versuchte er mich anzuschauen, doch dann musste er seinen Blick abwenden und biss sich auf seine Unterlippe. Offensichtlich konnte er meine Gefühle nicht nachvollziehen, obwohl ich mir sicher war, dass er genauso empfand. Nur sein geringes Selbstbewusstsein hielt ihn noch davon ab, mir fröhlich um den Hals zu fallen.

"Ich weiß es nicht genau, Jeongin. Ich weiß nur, du bist etwas besonderes und deinetwegen habe ich das Gefühl, nicht allein zu sein. Das ist... ein verdammt schönes Gefühl...", meinte ich ebenso leise und schaute auf meinen Schoß. Wieder war ich nicht dazu in der Lage, auszudrücken, was ich fühlte oder dachte, aber dennoch glaubte ich, dass Jeongin mich verstand. Er wusste, was in mir vorging, davon war ich fest überzeugt.

"Du hast so ein großes Herz, Hyung, und so viele Freunde an deiner Seite... diese Worte von jemandem wie dir zu hören...", murmelte Jeongin. Langsam hob er nun wieder seinen Blick und lächelte mich an, mit einem sanften, lieblichen Lächeln. Ein Lächeln, in das ich mich direkt ein zweites Mal verlieben könnte. "Das bedeutet mir viel, Hyung..."

"Hast du dich denn auch in mich verliebt?", fragte ich schüchtern und hob vorsichtig meine Hand an, um durch seine weichen Haare zu streicheln. Jeongin ließ das geschehen und fing leise an zu kichern, während er sich meiner Hand mehr entgegen schmiegte und seine Augen schloss. Einen Moment später öffnete er sie wieder und sah mich ebenso schüchtern an, wie ich mich fühlte, bevor er vorsichtig näher heran rutschte und sich an mich kuschelte.

"Ja, Hyung. Das habe ich", gestand er mir leise und drückte mir dann rasch einen Kuss auf die Wange. In diesem Moment hatte ich längst vergessen, dass ich mittlerweile 22 Jahre alt war. Und auch, dass Jeongin kein Kind mehr war, schien mein Kopf nicht wahrhaben zu wollen. Ich fühlte mich gerade einfach wie ein kleines Baby, dessen größter Wunsch in Erfüllung gegangen war, mein Puls war völlig in die Höhe geschnellt und mein Brustkorb war erfüllt von Wärme. Es schien wie ein Traum zu sein, dass Jeongin meine Gefühle erwiderte und ich wollte es gar nicht so wirklich glauben. Ich wollte nicht auf eine surreale Illusion hereinfallen und später enttäuscht werden.

Darum drehte ich mich nun zu Jeongin, legte meine Hände an seine Wangen und küsste ihn vorsichtig wieder.

Sogleich erwiderte der Jüngere den zärtlichen, sanften Kuss und ich spürte, wie sich ein Lächeln auf seinen Lippen bildete. Wir beide steckten nur liebliche Gefühle in den Kuss, weder Hast noch Ungeduld mischte sich hinzu. Es tat gut, einfach einmal die Welt vergessen zu können und den grausamen Geschehnissen durch Liebe zu entfliehen. Das war es, was ich all die Zeit über gebraucht hatte, das war es, was den hohen Stresslevel in mir langsam sinken ließ.

Ich konnte nicht beschreiben, wie glücklich ich gerade war.

Doch leider währte unsere Zeit nicht für immer und schließlich mussten wir uns wieder voneinander lösen. Statt miteinander zu reden, blieben wir einfach Arm und Arm hier sitzen und kuschelten miteinander, Jeongin hatte sogar seine Beine über meine gelegt. Seinen Kopf hatte er an meine Brust angelehnt, sodass ich problemlos seine Stirn küssen und durch seine Haare streicheln konnte. So verbrachten wir die restliche Zeit hier oben, genossen einfach die Wärme des jeweils anderen und blieben hier solange sitzen, bis der kühle Nachtwind uns frösteln ließ.

"Du hast gesagt, dass du zu Seungmin musst, nicht wahr?", fragte ich Jeongin leise seufzend, als wir aufstanden und wieder hinein gingen. Gekränkt nickte mein Kleiner, ihm war anzusehen, dass er viel lieber mit mir kuscheln würde, jedoch musste er sein Versprechen einhalten. Und auch wenn Seungmin sich heute etwas daneben verhalten hatte, ich wollte nicht so gemein sein, ihn allein in seinem Zimmer schlafen zu lassen. Außerdem war er noch verletzt und Woojin wollte ich ganz bestimmt nicht dazu zwingen, ein Auge auf seinen jüngeren Bruder zu werfen, zumal ich mir nicht sicher sein konnte, ob sie wieder mit streiten beginnen würden. Leider.

Stray Kids - The Untold StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt