✦7 ~ Something's strange✦

848 81 73
                                    

Auch wenn ich mir nicht ganz sicher war und irgendwo in mir skeptisch bleiben würde, entschied ich mich dazu, Seungmins Gefühl und somit auch Jeongin selbst zu vertrauen. Der Jüngste war verängstigt und schwach, es war ihm anzusehen, wie sehr er eine Familie brauchte, die sich um ihn kümmerte und sich um ihn sorgte. Es gab keinen Grund, dass er sich auf einmal gegen uns stellen würde und deswegen war es eher sinnlos, ihm so etwas zuzutrauen.

Dennoch machte ich mir Gedanken darüber, da ich zu viel Angst davor hatte, einen meiner Jungs zu verlieren. Das Leben war grausam und nahm dir so schnell Menschen weg, dass eine einzige, falsche Entscheidung ausreichte, damit etwas schlimmes passierte. Und das war meine größte Angst. Meine größte und ja, vielleicht auch meine einzige Angst.

Deshalb tat ich mir auch schwerer damit, Jeongin vollends zu vertrauen und ihn genauso wie die anderen zu behandeln. Es würde einige Zeit dauern, bis ich mich wirklich mit allen Sinnen auf ihn verlassen konnte, das war bei allen meinen Jungs bisher so gewesen. Bei manchen von ihnen wusste ich immer noch nicht sicher, ob sie wirklich alles für unsere Familie tun würden, so hart das auch klang. Aber Vertrauen benötigte nun einmal Zeit. Und das würde bei unserem niedlichen Neuling leider nicht anders sein.

Leise seufzend verließ ich unsere Wohnung und machte mich auf den Weg zur Trainingsstrecke, um Woojin und Felix einen kurzen Besuch abzustatten. Der Gedanke daran, Jeongin währenddessen bei Seungmin zu lassen, gefiel mir nicht ganz, obwohl ich nicht sagen konnte, aus welchem Grund das so war, da der Ältere der beiden schließlich gut auf ihn Acht gab. Aber irgendwie empfand ich leise Eifersucht, wenn ich daran dachte, darum schüttelte ich rasch meinen Kopf und versuchte Jeongin aus meinen Gedanken zu verbannen. Ich hatte wirklich besseres zu tun, als über einen Jungen, den wir frisch aufgenommen hatten, nachzudenken. Zudem würde er schon nicht davon laufen, also sollte ich mich endlich auf die wichtigen Dinge konzentrieren.

Relativ schnell erreichte ich einen Punkt, der uns als Aussichtsplattform diente. Von hier aus konnte ich Woojin sehen, der neben der Strecke auf einer Anhöhe stand und Felix beobachtete. Dort konnte er dem Jüngeren immer wieder Tipps und Verbesserungen zurufen, aber heute schien er sich wohl sehr zurückzuhalten. Normalerweise meldete er sich häufiger zu Wort und hielt seine Lehrlinge gelegentlich auch an, doch während ich hier stand und die zwei beobachtete, rührte er sich kaum. Deswegen wandte ich meinen Blick von ihm ab und richtete ihn stattdessen auf Felix, um seine Leistungen zu beobachten.

Ich musste dem jungen Australier nicht lange zusehen, bis ich von seinen Fähigkeiten überzeugt war. Davor hatte ich stets Angst gehabt, ich hatte befürchtet, dass seine Schizophrenie sein Können beeinträchtigen könnte, aber das Gegenteil war der Fall. Felix war so ein bodenständiger, talentierter Fahrer, er konnte mit den schwersten Strecken perfekt umgehen. Wenn es darum ging, eine Strecke ohne auch nur einen einzigen Kratzer zu überwinden, war Felix wirklich die beste Wahl, die man nur treffen konnte. Ich war wirklich stolz darauf, dass wir ihn bei uns hatten.

Wenn man bedachte, was Felix dafür durchgemacht hatte... es war wahrlich ein Wunder, wie gut er sich entwickelt hatte und was für ein guter, hilfreicher Junge er geworden war.

Allerdings hatte ich keine Zeit, lange hierzubleiben und das Training zu verfolgen. Ich hatte einiges zu tun, beispielsweise die Polizei von uns fernzuhalten, da ich wegen Minho und Jisung viel zu viel Zeit verloren hatte. Wenn ich das nicht rechtzeitig aufholte, würde meine heutige Nacht seeehr lange werden und ich würde wieder bis 4 Uhr morgens wach sein. Und nein, darauf hatte ich gewiss keine Lust.

-

Genervt fuhr ich mir mit meinen Händen über das Gesicht und schaute stumm auf meine bisher geleistete Arbeit, die sich auf dem Bildschirm meines Laptops abbildete. Wirklich zufrieden war ich damit noch nicht, die Polizei hatte Spuren von uns gefunden, die ich nun zu verwischen versuchte und währenddessen hatte ich mehrere Anfragen sowie Nachrichten wegen den Autorennen erhalten. Meine Konzentration richtete sich vor allem darauf, nicht versehentlich das Falsche an die falsche Person zu schreiben und damit irgendwelchen Verdacht von illegalen Tätigkeiten auf uns zu lenken. Das war besonders deshalb schwer, weil bei einem Gewinn eine große Summe auf mein Konto überwiesen wurde und das war leider nicht ganz unauffällig. Ich musste mir deswegen dringend etwas einfallen lassen, sonst würde die Polizei uns entdecken und das konnte ich meinen Jungs nicht antun.

Stray Kids - The Untold StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt